Kritiker von Schuldenpolitik und ungedeckter Papierwährung sorgen sich seit Jahren um die deutschen Goldreserven im Ausland. Selbst Verschwörungstheorien, die im Ausland gelagerten Goldreserven seien längst weg, schossen ins Kraut. Bei Politik und Regierung rückte der deutsche Goldschatz somit in den Fokus. Vor knapp zwei Jahren präsentierte die Deutsche Bundesbank dann ein neue Lagerstellenkonzept. Bis 2020 soll demnach die Hälfte der insgesamt 3387 Tonnen Gold in den Tresoren der Bundesbank in Frankfurt lagern - insgesamt mehr als 135.000 Barren reinen Goldes. Bislang - so der offizielle Stand - sind aber erst 37 Tonnen Gold nach Deutschland überführt worden.
Bislang lagern lediglich 1110 Tonnen des deutschen Goldes in den Hochsicherheitstresoren in Frankfurt. Und sie werden streng bewacht. Die private Sicherheitsfirma Pond Security Services sorgt für den Objektschutz. Aber womöglich nicht mehr lange.
Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, sieht der Haushaltsplan von Bundesinnenminister Thomas de Maizière für das kommende Jahre rund 200 neue Planstellen für Bundespolizisten vor, die den Schutz der Bundesbank in Frankfurt übernehmen sollen. Die Bundesbank bestätigt auf Nachfrage von WirtschaftsWoche Online, dass es vor dem Hintergrund der Goldverlagerung nach Frankfurt Überlegungen gibt, den Objektschutz der Bundesbankzentrale der Bundespolizei zu übertragen. Mit dem neuen Lagerstellenkonzept sei auch das Sicherheitskonzept auf dem Prüfstand. Bislang seien die Prüfungen jedoch noch nicht abgeschlossen.
Die Bundesbank will Gold aus dem Ausland nach Deutschland bringen. Einige Fragen und Antworten
Insgesamt sollen 674 Tonnen nach Frankfurt kommen, 300 aus New York und 374 aus Paris. Das entspricht mehr als 50.000 der unter Notenbanken üblichen Barren und insgesamt 19 Prozent der Bundesbank-Bestände.
Das hat historische Gründe. Im Weltwährungssystem von Bretton Woods, das Anfang der 70er Jahre aufgegeben wurde, tauschten die USA zum festen Kurs von 35 Dollar je Feinunze Gold. Deutschland erzielte in den Wirtschaftswunderjahren hohe Exportüberschüsse; die Bundesbank wechselte deshalb ständig D-Mark gegen Dollar und häufte so große Dollar-Bestände an, die sie gegen Gold tauschen konnte.
Das Gold blieb nach dem Tausch einfach in den Tresoren der US-Notenbank Fed in Manhattan. Es war also nie in Deutschland. Ähnlich lief es in der Europäischen Zahlungsunion, durch die die Bundesbank ebenfalls an das Gold kam, das heute in London und Paris aufbewahrt wird.
Zu Zeiten des Ost-West-Konflikts lagerten bis zu 98 Prozent des Bundesbank-Goldes im westlichen Ausland. Frankfurt lag nicht einmal 150 Kilometer vom Eisernen Vorhang entfernt. Im Falle eines Angriffs des Warschauer Pakts wäre das Gold schnell in die Hände des Feindes gelangt. Dieser Grund existiert seit mehr als 20 Jahren nicht mehr, in Paris ist das Gold nicht sicherer als in Frankfurt.
Vor der Einführung des Euro hätte die Bundesbank zudem das Gold in Paris ohne Probleme in Francs umtauschen können, falls die D-Mark in eine Währungskrise geraten wäre. Seitdem in Frankreich ebenso wie in Deutschland mit Euro bezahlt wird, ist auch dieser Grund weggefallen.
Anders sieht es mit dem Gold aus, das in New York lagert. Dort könnte es im Fall des Falles schnell in Dollar umgetauscht werden, die wichtigste Währung der Welt. Auch nach der Rückholaktion werden dort 37 Prozent der deutschen Goldreserven bleiben.
Offiziell nein. Das hat Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele bei der Vorstellung des neuen Lagerungskonzeptes immer wieder betont. Allerdings stellt sich natürlich die Frage, wieso die Bundesbank ausgerechnet nach der öffentlichen Debatte im vergangenen Jahr den größten Goldtransport nach Deutschland in ihrer Geschichte beschließt. "Das Thema Goldreserven ist in Deutschland auch mit vielen Emotionen belegt", räumte Thiele ein. Der Transport kann deshalb schon als Reaktion auf die öffentliche Kritik gesehen werden.
Dazu macht die Bundesbank keine Angaben, um das Gold und die Wachleute zu schützen. Allerdings ist der Transport wertvoller Güter nichts Neues für die Notenbanker: Jedes Jahr bewegt sie viele Milliarden Euro in Geldtransporten. Im Internet finden sich wilde Spekulationen, ob die Bundeswehr das Gold nun mit Kriegsschiffen in New York abholt. In der Praxis dürfte der Transport aber wesentlich unspektakulärer ablaufen. Zu den Kosten machte die Bundesbank ebenfalls keine Angaben.
Zusätzliche Polizisten im Bundeshaushalt vorgesehen
Regierung und Bundespolizei planen für diesen Fall offenbar schon 206 neue Stellen bei der Bundespolizei ein, die nur für den Wachdienst in Frankfurt vorgesehen sind. Dazu, wer die Goldtransporte überwacht, will sich die Bundesbank aus Sicherheitsgründen nicht äußern.
Warum dem privaten Sicherheitsdienstleister Pond Security womöglich der Auftrag zur Bewachung der Bundesbank entzogen wird, ist nicht bekannt. Pond Security gibt dazu keine Auskunft. Dem zuständigen Objektleiter ist zudem von einer Übertragung der Aufgaben an die Bundespolizei nichts bekannt. Welche Aufgaben Pond bei der Bundesbank genau wahrnimmt und welche Personalressourcen sein Arbeitgeber dafür aufwendet, wollte er aus Datenschutzgründen keine Angaben machen.
Dass es sich bei Pond Security um einen angesehenen Sicherheitsdienstleister handelt, ist unstrittig. Pond arbeitet außer für die Bundesbank nach eigenen Angaben unter anderem auch für die Nato, das amerikanische Militär und die Deutsche Bahn. Gründer und Firmenchef Daniel M. Pond ist Amerikaner koreanischer Abstammung und gründete die Firma nach seiner Stationierungszeit für die US-Truppen in Deutschland in der Nähe von Frankfurt. Heute zählt sich Pond Security zu den führenden Sicherheitsunternehmen in Europa.
Dem Bericht der Frankfurter Allgemeinen zufolge hat Irene Mihalic, Innenpolitikerin der Grünen im Bundestag, den möglichen Wechsel zur Bundespolizei kein Verständnis. Der Bundespolizei würden aber zumindest keine weiteren Kosten aufgebürdet, da die Bundesbank die Mehrkosten für die 206 zusätzlichen Kräfte übernehmen würde.
Das neue Lagerstellenkonzept sieht vor, dass 300 Tonnen Gold aus New York und die gesamten 374 Tonnen Gold, die in Paris lagern, nach Frankfurt geholt werden. Dem letzten Bericht der Bundesbank vom Januar 2014 zufolge sind bislang 37 Tonnen Gold - überwiegend aus Frankreich - in Frankfurt angekommen. Vor allem die Lagerung in Paris ergibt nach Einführung des gemeinsamen Währungsraums mit dem Euro keinen Sinn mehr. Damit der Bund jedoch im Falle eines Falles seine Goldreserven zu Geld machen kann. bleiben die 441 Tonnen deutschen Goldes, die bei der Bank of England lagern, unangetastet. In New York sollen auch über 2020 hinaus noch 1231 Tonnen Gold bei der US-Notenbank gelagert werden.