Gold Beim Thema Gold umdenken? Schwer für die Deutschen.

Beim Thema Gold tun sich die deutschen Anleger schwer. In puncto Geldanlage sind viele der geläufigen Vorstellungen aber falsch. Veränderte geo-politischen Verhältnisse erfordern eine genauere Betrachtung.

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Goldbarren Quelle: dpa

Zunächst einmal vorweg: Ich bin mit meinen sechzig Jahren von Geburt her, aber auch aus Erfahrung ein Optimist. Ich halte es mit dem alten Spruch: „Die schönsten Häuser auf der Park Avenue in New York sind alle von Optimisten gebaut“. Für mich steht fest: Die Schaffenskraft der Menschheit wird nie versiegen. So belegt die Menschheitsgeschichte, dass selbst nach den allerschlimmsten Katastrophen der Mensch sich immer wieder nach oben arbeitet.

Als Value-Investor investiere ich deshalb mit Bedacht und ohne Angst seit Jahrzehnten in gute Aktienunternehmen. Damit bin ich gut gefahren. Mit meiner langfristigen Sichtweise ist das ja auch nicht verwunderlich. Denn als Aktionär von erstklassigen Unternehmen profitierte ich auf bequeme Art und Weise von der Dynamik und Kreativität einer immer grösser werdenden Weltwirtschaft. Im Zeitalter der modernen Telekommunikation ist der wissenschaftliche Fortschritt von keiner Regierung mehr aufzuhalten. Das Tempo neuer Entwicklungen ist so rasant wie noch nie. Für den Kapitalanleger sind das herrliche Zeiten. Sie brauchen sich ja nur einmal den Kurszettel der Top-Unternehmen anschauen.

Aber dennoch beschäftige ich mich auch mit dem Thema Gold. Und zwar schon immer. Viele Kollegen halten das für paradox. Das ist aber eine falsche Sichtweise. Denn Aktien und Gold stehen auf zwei verschiedenen „Planeten“. Gold ist für mich keine Alternative zur Aktie. Vielmehr konkurriert das Gold mit den Papiergeldanlagen, den reinen Geldwerten wie Anleihen, Kontoguthaben und Sparbüchern. Und nicht mit den Aktien.

Gold aus Sternenstaub und Diamanten aus Seife
Gold gehört zu den begehrtesten, weil edlen und raren Elementen. Die Gründe dafür liegen im Kosmos, denn dort entsteht das Edelmetall. Allerdings nicht wie etwa Kohlenstoff oder Eisen in normalen Sternen durch Kernfusion, sondern nur durch extrem energiereichere Vorgänge, etwa die Kollision zweier Neutronensterne. Quelle: dpa
Bei diesen Fusionen verschmilzt neutronenreiches Material der Auswurfmasse, anschließend zerfallen die daraus hervorgegangenen Elemente wieder zu stabilen Kernen wie eben Gold. Bei einem solchen Ereignis, das Astronomen vor einigen Jahren beobachteten, entstand eine Menge Gold, die schätzungsweise zehnmal der Masse unseres Mondes entspricht. Quelle: dpa
Die Weltproduktion an Diamanten reicht längst nicht mehr aus, um den Bedarf zu decken: 80 bis 90 Prozent aller Diamanten werden daher mittlerweile künstlich erzeugt. Sie kommen meist in der Industrie zum Einsatz, Schmuck macht den kleinsten Teil aus. Die 20 Tonnen Naturmaterial stammen vor allem aus zwei Quellen: Zum einen aus den klassischen Minen, bei denen sogenannte Kimberlit-Schlote nahezu senkrecht in die Erde ausgebeutet werden – der Stein trägt die begehrten Diamanten. Quelle: dpa
Die andere Quelle sind sogenannte Diamantseifen, die trotz ihres Namens nichts mit waschaktiven Substanzen zu tun haben. Vielmehr handelt es sich hier um eine besondere Form der Mineralanreicherung. Verwittert der Kimberlit, bleiben die Diamanten als extrem robuste Materialien übrig. An einigen Küsten wie in Namibia passiert dies auch in Strandnähe. Wenn ankommende Wellen Material auf den Strand verfrachten, nimmt das zurückströmende Wasser die leichteren Körner wieder mit, während die harten Brocken, eben die Diamanten, im Sand oder Kies zurückbleiben und sich dort zu Diamantseife anreichern. „Seife“ stammt übrigens aus dem geologischen Sprachgebrauch und bezeichnet jede Art sekundärer Mineralanreicherung in Sedimenten. Quelle: Lempertz, Köln
Ein altes Flussbett bei Ratnapura, südöstlich von Sri Lankas Hauptstadt Colombo, ist das Eldorado für Edelsteinsucher. Seit 2000 Jahren schätzen Glückssucher die Region wegen ihrer relativ leicht zugänglichen Vorkommen an Saphiren, Rubinen und Granaten. Ursprünglich stammen sie aus dem angrenzenden Hochland, wo ihr Ausgangsgestein erodiert und von Niederschlägen in die Flussläufe gespült wurde. Dort lagerten sich die edlen Steine ab und wurden von jüngeren Sedimenten überdeckt. (Foto: dpa)
2016 wurde hier einer der bislang größten Saphire der Welt ausgegraben und der Öffentlichkeit vorgestellt: Er wiegt 1404 Karat und ist schätzungsweise 90 Millionen Euro wert. Bei dem hier abgebildeten Stein handelt es sich um ein anderes Exemplar, das bei einer Versteigerung im Jahr 2008 „nur“ knapp drei Millionen Euro erbrachte. (Foto: dpa)
Bislang besteht die wirtschaftliche Bedeutung des bolivianischen Salar de Uyuni in seinem touristischen Wert. Der riesige Salzsee im Altiplano der Anden lockt jedes Jahr zehntausende Touristen an, die die bizarre Salzpfanne bewundern. Doch der Salar besitzt noch einen weiteren Schatz, und der weckt industrielle Begehrlichkeiten: Er umfasst das weltweit vielleicht größte Vorkommen an Lithium – einem Metall, das etwa für Akkumulatoren von Elektroautos oder Smartphones gebraucht wird. Quelle: dpa

Die Chancen für langfristig erfolgreiche Kapitalanlagen in Aktien stehen gut. Doch nicht allen Sparern und Geldanlegern ist es anzuraten, sich mit der Bewertung von Unternehmen und den Mechanismen der Börse auseinander zu setzen. Der Umgang mit dem Faktor „Risiko“ will gelernt sein. Nicht alle Besitzer von Kapital haben das erforderliche Wissen, zwischen guten und schlechten Aktien oder Fonds zu unterscheiden. Und Vielen fehlt auch das Gespür, die Erfahrung oder die Zeit kompetente Bank- oder Anlageberater zu identifizieren.

Die Tragödie zinslosen Sparens

Dies ist der Grund, warum in Deutschland der Aktienbesitz so wenig verbreitet ist. Nur etwa sieben Prozent unserer Landsleute besitzen Aktien, einschließlich der Aktienfonds sind es etwa 14 Prozent (nur als Hinweis: Der norwegische Staatsfonds als größter institutioneller Anleger der Welt zielt auf eine Aktienquote in Höhe von 70 Prozent). Stattdessen stapelt sich das private Volksvermögen der Deutschen in Schwindel erregenden Größenordnungen auf den Sparbüchern. Und zwar seit geraumer Zeit ohne echte Verzinsung. Da braut sich eine Tragödie zusammen.

Umso erstaunlicher ist es, dass sich kaum jemand ernsthaft die Frage stellt, in welcher Form das Kapital - zinslos - eigentlich besser aufgehoben ist: in Papiergeld oder in Gold? Vielleicht liegt es daran, dass die Gespräche schnell eine emotionale Wende nehmen, sobald „Gold“ als Kapitalanlage zur Sprache kommt. Die eine Fraktion hält Gold für ein überkommenes Relikt aus der Antike. Als es noch Zinsen auf Guthaben gab, war das Argument gegen Gold stets, dass es ja „keinen Ertrag“ bringt. Die Bereitschaft, sich professionell mit dem Goldthematik zu beschäftigen, geht gegen Null.

Auf der anderen Seite: Wer von Gold als langfristiger Kapitalanlage überzeugt ist, traut sich kaum, dies öffentlich zuzugeben. Wer den Großteil seiner Ersparnisse in Gold angelegt hat, läuft Gefahr, als „Sonderling“, als Außenseiter oder unverbesserlicher Pessimist da zu stehen. Ganz anders ergeht es den großen Aktienanlegern. Sie werden in den Medien als Stars bewundert und von ihren Fans in den Guru-Status erhoben. Da gibt es viel Applaus und Anerkennung. Ich verzichte hier auf Namensnennungen.

Wenn ich mich mit Kapital beschäftige, dann ist für Emotionen kein Platz. Mir geht es um Fakten. Und da stelle ich bei vielen Anlegern doch erhebliche Defizite im Wissen um die Kapitalanlage „Gold“ fest.

Wie sieht denn eigentlich die Erfolgsbilanz von Gold für die Langfrist-Anleger aus? Schauen wir uns die historische Entwicklung an.

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