Gold-Comeback Wo das Gold für harte Zeiten herkommt

Die Geldflut der Europäischen Zentralbank treibt den Goldpreis. Wie Anleger davon profitieren.

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So werden aus altem Schmuck Gold- und Silberbarren
Alter Schmuck wird in der Gold- und Silberscheideanstalt angeliefert. Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche
Ein Arbeiter der Scheideanstalt schmilzt den alten Schmuck ein. Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche
So sieht der Metallbarren aus, den der Arbeiter aus der Lieferung eines Altgoldhändlers geschmolzen hat Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche
Was der Arbeiter im Kleinen mit dem Schmuck macht, passiert im Trommelofen im Großen: Dort werden metallische Abfälle aus der Industrie eingeschmolzen – weniger als ein Prozent davon ist Gold. Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche
Die flüssigen Metalle gießt ein Arbeiter in große Formen. Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche
Volkmar Häuser, Leiter der Edelmetall-Rückgewinnung bei Agosi (Allgemeine Gold- und Silberscheideanstalt) zeigt eine Flasche mit Goldsand. Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche
Hier ist Gold in seinen verschiedenen Stufen des Recycling-Prozesses zu sehen: In der kleinen Flasche links sind braune Flocken. Die entstehen, nachdem Agosi die von Lieferanten angelieferten Metalle einschmilzt und die flüssige Masse in Wasser kippt. Die Metalle flocken zu Cornflakes-ähnlichen braunen Teilchen aus. Aus den Flocken wird Goldsand (zweite Flasche von links). Der entsteht in Reaktoren, in denen die Flocken zu Goldsand verarbeitet werden. Eine Mischung aus Salz- und Salpetersäure – auch Königswasser genannt – ist die einzige Flüssigkeit, die Gold auflösen kann. Der Sand sieht aus wie Currypulver, enthält aber bereits Feingold. Erneut eingeschmolzen und wieder in Wasser gekippt entstehen die goldenen Granalien (dritte Falsche von links), aus denen dann endlich Barren werden (vorne). Quelle: Christof Mattes für WirtschaftsWoche

Klong! Scheppernd rutscht die goldene Taschenuhr in eine Metallkiste. Ein Arbeiter mit Schutzbrille und silberner Sicherheitsschürze schüttet die von einem Gold-Aufkäufer angelieferte Ware in die Box. Ausgediente Eheringe, ein silbernes Uhrband, Armreife und Omas alte Halskette plumpsen hinterher.

Der Gold-Aufkäufer will seinen Schatz bei der Allgemeinen Gold- und Silberscheideanstalt (Agosi) in Pforzheim in Bares tauschen. Deutschlands größte Goldscheideanstalt recycelt und handelt Edelmetalle und fertigt aus den verschmähten Erbstücken der Großeltern auch Goldbarren oder Rohlinge für Münzen. Rund ein Drittel der aufbereiteten Ware liefern Altgoldsammler, deren Shops in Innenstädten wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, um Privatleuten Omas olle Klunker abzuluchsen.

Die Nachfrage nach Gold steigt weiter

Dem Arbeiter mit der Schutzbrille drohen demnächst Überstunden: Allein 2014 ist der Goldpreis, in Euro gerechnet, um rund zwölf Prozent gestiegen – im vergangenen Jahr war Gold aus Sicht von Euro-Sparern die mit Abstand beste Anlageklasse. Steigende Kurse locken weitere Käufer in die Goldläden von Pro Aurum, Degussa & Co. Jeder vierte Deutsche würde laut aktueller Umfrage des Statistik-Dienstleisters Statista bei einer Verschärfung der Euro-Krise jetzt in Gold anlegen.

"2015 hat sich die Nachfrage von Goldhändlern nach Barren weiter belebt", sagt Agosi-Chef Dietmar Becker. Hohe Preise könnten wieder verstärkt Schmuck-Erben in die Sammelstuben locken, so wie 2012, als der Goldpreis Anfang Oktober sein Rekordhoch bei 1386,51 Euro für die Feinunze (31,1 Gramm) markiert hatte. Ihr Gold würde dann auch bei Agosi landen und dort recycelt werden.

Gold feiert in diesen Tagen sein Comeback – als harte Währung, die vor Kaufkraftverlusten und systemischen Risiken schützt, und als renditebringende Geldanlage. In den ersten Wochen 2015 startete der Preis durch, in der Spitze um fast 19 Prozent auf 1155,59 Euro. Dafür gesorgt hat vor allem die überraschende Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die Bindung des Schweizer Franken an den Euro aufzugeben.

Konditionen für Goldbarren bei unabhängigen Edelmetallhändlern

Die Finanzmärkte gerieten daraufhin ins Trudeln: Die Schweizer Währung gewann von jetzt auf gleich zweistellig an Wert, Banken fuhren Millionenverluste ein, Broker gingen pleite. Ein Warnsignal: Anleger sollten sich absichern – mit Gold.

Vertrauen in die Währung schwindet

Zweieinhalb Jahre hat Mario Draghi den Finanzmärkten ein groß angelegtes Ankaufprogramm für Staatsanleihen in Aussicht gestellt. Jetzt ist es so weit, Draghi hat geliefert.

Am vergangenen Donnerstag kündigte der Präsident der Europäischen Zentralbank an, die EZB werde von März an bis mindestens Ende September 2016 auch Anleihen von Regierungen und anderen öffentlichen Schuldnern aus der Euro-Zone auf dem Sekundärmarkt kaufen. Seit Oktober 2014 erwirbt die EZB bereits Kreditverbriefungen und Pfandbriefe privater Schuldner. Insgesamt 60 Milliarden Euro will Draghi so in die Finanzmärkte pumpen – Monat für Monat. Schon bei einer Mindestlaufzeit des Programms bis Ende September 2016 wären das insgesamt 1140 Milliarden Euro. Der Euro, seit Wochen von Gerüchten über das Programm gedrückt, fiel weiter; der Goldpreis zog erneut an.

„Das Vertrauen in die monetären Systeme verschwindet immer mehr“, sagt Wilhelm Peinemann, Berater des Goldport Stabilitätsfonds. Der Schweizer Investor Marc Faber sagte Mitte Januar auf einer Konferenz der Investmentbanker von Société Générale, der einzige Weg, davon zu profitieren, sei der Kauf von Gold, Silber und Platin. Die edlen Metalle liefert Agosi – seit 1891.

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