Gold Der wahre Wert des Goldes

Gold hat nur dann einen Wert, wenn es gegen etwas Reales eintauschbar ist. Was es für den Goldpreis bedeutet, wenn die aufgeblähten Papierwährungen als Maßstab nicht mehr taugen, wann es günstig oder teuer ist.

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Ein Mann meißelt einen Drachen in Gold Quelle: REUTERS

Die Binsenweisheit, dass Gold keine Zinsen bringt, ist jedenfalls kein Argument gegen das gelbe Metall. Denn die Zentralbanken, wenn sie keinen Zusammenbruch von Staaten, Banken und Wirtschaft riskieren wollen, können es sich nicht mehr erlauben, die Zinsen zu erhöhen. Auch wenn die offiziell gemeldeten Inflationsraten moderat bleiben, so werden Zinssparer nach Abzug von Inflation und Steuern fast überall auf der Welt weiter draufzahlen. Das macht den Renditeverzicht für Goldanleger, die keine Zinsen bekommen, erträglich.

Und: Selbst beim Sparbuch oder bei Papieren des Bundes tragen Anleger ein Kreditrisiko. Das AAA für Deutschland steht nicht in Stein gemeißelt. Das zeigt der Verlauf des CDS gegen einen Zahlungsausfall Deutschlands (siehe Grafik).

Entwicklung von Goldpreis und handelbarem Versicherungsschutz (CDS) gegen einen Zahlungsausfall Deutschlands Quelle: Thomson Reuters

Unbestimmbarer Preis

Jede Bank gibt inzwischen Goldpreisprognosen ab. Dabei lässt sich mit den Formeln der Finanzanalyse überhaupt nicht berechnen, wie viel Gold eigentlich kosten müsste. „Wie kann man den Preis von etwas bestimmen, wenn man als Maß etwas benutzt, dessen Menge mit voller Absicht unehrlich reguliert wird?“, fragt Anthony Deden, Chef der auf den Bermudas registrierten Investmentfirma Edelweiss Holdings. Unehrlich reguliert werde die Papiergeldmenge durch die Notenbanken. Ob Gold teuer ist oder eher nicht, hängt zudem ab vom Blickwinkel des Betrachters. Für Leute, deren Einkommen nicht Schritt gehalten haben mit dem Anstieg des Goldpreises, ist Gold gewiss teuer geworden. In Indien dagegen stiegen die Löhne ebenso stark wie der Goldpreis, in China gar noch stärker. Dort ist Gold für viele heute erschwinglicher als früher.

Ronald-Peter Stöferle, Goldexperte der Erste Bank Group in Wien, empfiehlt Investoren, den Goldpreis stets ins Verhältnis zu anderen Finanzmarktgrößen zu setzen, etwa zu den Preisen anderer Anlageklassen. Die entsprechende Kennzahl lässt sich einfach ermitteln, indem der aktuelle Stand der einen Anlageklasse durch den aktuellen Goldpreis geteilt wird.

Entwicklung des Dow-Jones-Industrieaktiendurchschnitts, gemessen in Goldunzen Quelle: Thomson Reuters

Die Dow-Gold-Ratio

Besonders beliebt ist der Vergleich von Gold mit Aktien. Wie Gold gelten diese als Sachwerte mit Inflationsschutz. Bekannt ist die sogenannte Dow-Gold-Ratio (siehe Grafik). Sie setzt den Stand des Dow Jones ins Verhältnis zum Goldpreis in Dollar. Fällt die Rate, läuft Gold besser als US-Aktien – und umgekehrt. Über die absolute Preisentwicklung ist damit zwar nichts ausgesagt.

Das Konzept hat sich bisher aber als recht tauglicher langfristiger Indikator für Vermögensentscheidungen erwiesen. Aktien hätten ihren Nimbus als überlegene Anlageform verloren, lautete im Juni 2002 das Fazit der WirtschaftsWoche. Die Dow-Gold-Ratio lag damals bei 35. Aktuell liegt sie bei acht. Gemessen am historischen Durchschnitt von zehn, ist Gold gegenüber Aktien mittlerweile also nicht mehr preiswert. Nur enden langjährige Bullenmärkte immer in Extremen und nicht in der Nähe von langfristigen Mittelwerten, sagt Stöferle. Mit Blick auf die Historie wäre ein Extremum erst bei einem Fall der Dow-Gold-Ratio auf Werte von unter drei erreicht.

Gold wird kaum gekauft

Ein Mann stapelt Goldbarren Quelle: dpa

Ein Klischee wird von vielen Anlagestrategen immer wieder gern bemüht. Die Rede ist vom sogenannten Titelblatt-Kontraindikator. Der besagt in etwa: Wenn es ein Finanztrend bis auf die Titelseiten geschafft hat, dann ist dessen Ende nahe. Beim Gold aber hat der Kontraindikator schon oft versagt, etwa im Dezember 2005 bei einem Unzenpreis von 430 Euro. Richtig ist: Gold ist kein Geheimtipp mehr. Fakt ist: Über Gold wird viel geredet, gekauft wird es kaum.

Die Deutschen gehören im internationalen Vergleich zwar zu den eifrigsten Goldhamsterern. Laut einer Umfrage der Steinbeis-Hochschule in Berlin stecken etwa 2,5 Prozent des fünf Billionen Euro schweren Geldvermögens der Deutschen in Goldbarren und Münzen. Doch weltweit entspricht der Wert der privaten Goldinvestments mit 1600 Milliarden Dollar nicht einmal einem Prozent der weltweiten Marktkapitalisierung von Aktien und Anleihen. 1968 lag die Goldquote bei fünf Prozent, 1980, auf dem Hochpunkt der damaligen Goldhausse, waren es rund drei Prozent. Allein mit dem Börsenwert von Apple (560 Milliarden Dollar) könnte man mehr als ein Drittel des weltweit von Privaten gehaltenen Goldes kaufen.

Superreiche kaufen

Auffällig: Je größer das Vermögen, umso höher ist der Goldanteil, berichtet ein Mitarbeiter im Private Wealth Management einer US-Großbank über das Anlageverhalten der Superreichen. „Da kaufen Leute, die sind Milliardäre.“ Sollten mehr Menschen auf die Idee kommen, einen Teil ihres Vermögens in Gold umzuschichten, dürfte der Preis neue Höhen markieren. Weil der Goldmarkt relativ klein ist, reichen dazu wenige Milliarden Dollar zusätzlicher Nachfrage.

Die beiden angesehenen Vermögensverwalter und Börsengurus Marc Faber und Felix Zulauf gehen einmütig von einer Korrektur innerhalb des langjährigen Bullenmarktes aus. Diese Korrektur, die im Sommer 2011 nach Erreichen des Rekordhochs startete, falle umso schärfer aus, je länger die Geldkanonen der Notenbanken schweigen und die globale Liquidität sich einengte.

Ein Indikator für die Geldversorgung ist die Entwicklung der Weltwährungsreserven. Kaufen Notenbanken die Reservewährung Dollar, um eine Aufwertung ihrer eigenen Währung zu verhindern, erhöht sich die weltweit zirkulierende Liquidität.

Phasen fallender Währungsreserven, wie zwischen Juli 2008 und März 2009 und zwischen September und November 2011, wirken deflationär und drücken über die Terminmärkte auch auf den Goldpreis. Doch wichtiger als das kurzfristige Timing von Gold ist es mehr denn je, überhaupt etwas Gold zu besitzen.

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