Gold Warum die Gold-Nachfrage weiter steigen wird

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Ein Wohlstandsmetall

Zwischen Dezember 2008 und Mai 2011 fiel die Gold-Silber-Ratio von über 80 auf 32. Der Silberpreis selbst legte in diesem Zeitraum um gut 400 Prozent zu, von unter 10 auf fast 50 Dollar pro Unze. Der Goldpreis schaffte immerhin 170 Prozent Plus. Hohe Inflation wurde damals in aller Welt erwartet, weil die US-Notenbank Fed für Hunderte Milliarden Dollar Wertpapiere aufkaufte (Quantitative Easing, QE). Doch die Inflation kam dann nicht. Zwischen 2012 und 2016 bewegte sich das Verhältnis zwischen Gold und Silber dann wieder nach oben.

Anfang 2016 erreichte die Gold-Silber-Ratio aber wieder Werte von über 80. Inzwischen ist die Ratio aus dem Aufwärtstrend nach unten ausgebrochen. Ein neuer Abwärtstrend der Gold-Silber-Ratio signalisierte demnach positive Aussichten für Gold und Silber – und vermutlich wieder einen Anstieg der Inflationserwartungen.

Auch die Aufwärtsdynamik des Dollar hat zuletzt nachgelassen. US-Präsident Trump gibt zwar den starken Mann, einen starken Greenback will er aber nicht: „Ein starker Dollar klingt besser, als er in Wirklichkeit ist“, sagt er. Ein schwacher Dollar wäre gewiss ein Treiber für den Goldpreis. Allerdings gilt diese Gesetzmäßigkeit nicht immer: In diesem Jahr häuften sich Tage, an denen der Goldpreis gemeinsam mit dem Dollar anzog. Aus Sicht eines Goldanlegers, der in Euro abrechnet, ist diese Konstellation doppelt erfreulich.

Ohnehin fallen seit Jahren die Aufwärtsschübe des Goldpreises in Euro oft zusammen mit einer Schwächephase des Euro gegenüber dem Dollar. Das passiert immer dann, wenn die Euro-Krise hochkocht, etwa 2012, als nur noch Mario Draghis berühmte Worte, er werde alles tun, um den Euro zu erhalten – „whatever it takes to preserve the Euro“– die Einheitswährung vor dem Aus bewahrte. Gold in Euro erreichte sein Rekordhoch 2012, fast genau ein Jahr nach dem Top in Dollar.

Gold ist ein Wohlstandsmetall

Historisch wanderte Gold immer aus Regionen ab, in denen der Wohlstand abnimmt, dorthin, wo der Wohlstand wächst. Tatsächlich waren in den vergangenen Jahren Asiaten, vor allem Chinesen und Inder, die großen Käufer. Wenn in den beiden wichtigsten Nachfrageländern, auf die in den vergangenen Jahren etwa die Hälfte der globalen Goldnachfrage entfallen ist, die Wirtschaft abflaut, sich Konsumgewohnheiten ändern oder regulatorisch Einschneidendes passiert, dann spürt das auch der Goldmarkt. So wie 2016: In China etwa ging der Trend bei Hochzeitsringen vom 24-Karäter mit 99,9 Prozent Feingehalt zum 18-Karäter mit nur 75 Prozent Feingehalt. Der geringere Goldanteil im Schmuck senkt entsprechend die verkaufte Goldmenge. Allerdings: Dafür greifen die chinesischen Anleger wieder vermehrt nach Barren und Münzen. Das sorgt für einen gewissen Ausgleich. Insgesamt aber schrumpfte die Goldnachfrage in China 2016 um sieben Prozent auf 914 Tonnen.

Deutsche mögen Gold, halten aber am Sparbuch fest
Fragt man die Deutschen nach attraktiven Anlageformen, sind sie sich weitgehend einig: Das Eigenheim, die betriebliche Altersvorsorge und Gold. Trotzdem setzt das Gros immer noch auf renditearme Sparbücher, Tages- und Festgeldkonten, wie das Investmentbarometer der GfK zeigt. Hier erfahren Sie, wie groß die Diskrepanz zwischen Einschätzung und Umsetzung ausfällt.Zur Studie: Seit 1999 untersucht das GfK-Investmentbarometer, wie sich Privatanleger in den USA und Europa verhalten. Für die aktuelle Studie haben die Konsumforscher im November 2016 in Deutschland, den USA, Italien, Frankreich und Großbritannien rund 5000 Menschen danach befragt, welche Finanzanlagen die Menschen besitzen und wie attraktiv sie verschiedene Sparmöglichkeiten und Finanzprodukte finden. Allein in Deutschland wurden 2000 Menschen befragt. Quelle: dpa
Rang 1: ImmobilienDie attraktivste Form der Geldanlage ist für die Deutschen die eigene Immobilie. 76 Prozent der Befragten gaben an, dass Investitionen in eine private Wohnung oder ein Haus attraktiv oder sehr attraktiv seien. De facto haben hierzulande aber nur 46 Prozent ihr Geld in eine Immobilie investiert. Auch für die Franzosen, Italiener und Briten sind Immobilien die attraktivste Form der Geldanlage. Quelle: dpa
Rang 2: Betriebliche AltersvorsorgeUm sich auf dem Altenteil nicht auf die gesetzliche Rente verlassen zu müssen, sorgen Millionen Bundesbürger vor. Die beliebteste Form: die betriebliche Altersvorsorge, auf die seit 2002 jeder Arbeitnehmer qua Gesetz Anspruch hat. Arbeitnehmer können einen Teil ihres Gehalts oder Sonderzahlungen als Beiträge in ihre betriebliche Altersvorsorge einzahlen. Der Arbeitgeber wiederum legt diesen Betrag für die Arbeitnehmer an – der Arbeitnehmer spart zudem Steuern und Sozialabgaben. 42 Prozent der Befragten gab an, die betriebliche Altersvorsorge für attraktiv oder sehr attraktiv zu halten. Die Realität zeigt: Aktuell nutzt sie nicht einmal jeder Fünfte. Nur 18 Prozent sind es. Quelle: obs
Rang 3: GoldGold gilt vor allem in unsicheren Zeiten als sichere Anlageform. 38 Prozent der Deutschen finden es als Anlageform attraktiv. Allerdings sind es nur 6 Prozent, die ihr Geld wirklich in Gold anlegen – nirgendwo ist die Diskrepanz zwischen Ideal und Realität so groß. Quelle: REUTERS
Rang 4: BausparvertragDer Bausparvertrag ist insbesondere bei den Deutschen beliebt – was laut den Autoren das Bedürfnis der Deutschen nach sicheren Anlagen unterstreicht. 32 Prozent geben an, Bausparen attraktiv oder sehr attraktiv zu finden – und 29 Prozent legen ihr Geld auch wirklich so an. Quelle: dpa
Rang 5: Private RentenversicherungDie private Rentenversicherung sagt immerhin 28 Prozent der Deutschen als Form der Geldanlage zu. 21 Prozent der Befragten sorgen tatsächlich privat für ihre Rente vor. Quelle: dpa
Rang 6: Private KapitallebensversicherungDie private Kapitallebensversicherung ist eine Kombination aus Kapitalaufbau und Hinterbliebenenschutz. 21 Prozent der Befragten empfindet sie als eine attraktive Geldanlage – genauso viele legen einen Teil ihres Geldes auch dort an. Quelle: dpa

Die chinesische Investmentnachfrage dürfte in Zukunft jedoch weiter zulegen. Dafür sorgen die wachsenden Einkommen in der chinesischen Mittelschicht und schlicht ein Mangel an Anlagealternativen. So erschweren etwa die Behörden in China den Kauf von Immobilien nach dem steilen Anstieg der Immobilienpreise in einigen Ballungszentren. Hinzu kommen die Sorge vor einer weiteren Abwertung der heimischen Währung Renminbi sowie strengere Auflagen für den Kapitaltransfer ins Ausland. Geld könnte deshalb jetzt vermehrt an die chinesischen Festlandbörsen fließen– und in Goldanlagen.

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