Gold-Geschichte Das letzte Geld wenn's brennt

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Goldbesitzverbot in den USA

Am 5. April 1933 erließ der damalige US-Präsident Franklin D. Roosevelt eine Durchführungsverordnung, die das private Horten von Gold unter Strafe stellte. Ausgenommen waren Goldmünzen und Goldzertifikate, deren Wert pro Person 100 Dollar nicht überstieg sowie Goldmünzen, die einen anerkannten Sonderwert für Sammler seltener und ungewöhnlicher Münzen besaßen. Verstöße konnten mit bis zu 10.000 Dollar Strafe belegt werden oder mit einer Gefängnisstrafe von bis zu zehn Jahren. US-Bürger hatten ihr Gold bis zum 1. Mai 1933 zum Festpreis von 20,67 Dollar pro Unze bei der Notenbank abzugeben, anschließend wurde die Parität auf 35 Dollar pro Unze fixiert. Im Deutschen Reich konnte Gold 1934 gegen einen Festpreis von 147 Reichsmark (4,19 Reichsmark pro Dollar mal 35 Dollar pro Unze) eingelöst werden.

Die Freigrenze von 100 Dollar, was etwa fünf Unzen Feingold entsprach, war ein geschickter Schachzug der US-Regierung, weil dadurch die Mehrheit der Bevölkerung nicht betroffen war vom Goldbesitzverbot. Entsprechend regte sich dort auch kaum Widerstand gegen die Konfiszierung. Wer unter der Freigrenze lag, konnte an der späteren Aufwertung von Gold gar verdienen. Ein probates Mittel, um Enteignungen gesellschaftsfähig zu machen. Das haben Regierungen bis heute nicht verlernt.

Wer befürchtet, dass es irgendwann wieder zu Restriktionen für Goldbesitzer kommen könnte, sollte sein Gold daher physisch besitzen und möglichst dort aufbewahren, wo es am wenigsten wahrscheinlich ist, dass es einem weggenommen wird.

Die Welt wird durchgerüttelt von Kredit- und Schuldenkrisen, Terrorismus – und vom Neonationalismus in vielen G20-Staaten. Anleger misstrauen zunehmend Politik und Geldsystem - und kaufen die globale Ankerwährung: Gold.
von Frank Doll

Von Bretton Woods zur Währungsschlange

„Die Disziplin im Finanzsystem ging den Bach runter, seit Richard Nixon 1971 den Gold-Dollar-Standard gebrochen hat“, sagt Christopher Wood, Chefstratege der asiatischen Investmentgruppe CLSA. 27 Jahre zuvor, im Juli 1944, legten mehr als 40 Staaten im US-Luftkurort Bretton Woods die Grundlage für ein neues Weltwährungssystem. Der Internationale Währungsfonds und die Weltbank wurden gegründet. In einem System fester Wechselkurse wurden alle beteiligten Währungen an den Dollar gekoppelt. Der Wert des Dollar wurde in Gold festgelegt (35 Dollar pro Unze). Die USA verpflichteten sich, zu diesem Preis jederzeit Gold zu kaufen und zu verkaufen. Die Einlöseverpflichtung galt nicht gegenüber US-Bürgern. Ihnen wird der Besitz von Barren und Münzen nach wie vor verboten.

Weil der Dollar de facto wie Gold betrachtet wurde, steigt er auf zur wichtigsten internationalen Handels- und Reservewährung.

In Deutschland kommt es am 20. Juni 1948 zur Währungsreform. Auf Reichsmark lautende Bar- und Sparguthaben werden im Verhältnis 100 zu 6,50 Deutsche Mark umgetauscht. Nach ihrem Beitritt zum Bretton-Woods-Abkommen wird die Bundesrepublik am 14. August 1952 Mitglied des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank. Der Wechselkurs der Mark wird festgelegt auf 4,20 Mark je Dollar, je Feinunze Gold also 147 Deutsche Mark.

Die Nachfrage nach Dollaranlagen, etwa nach US-Staatsanleihen, hielt das Zinsniveau in den USA tief und erleichterte der US-Regierung die Schuldenaufnahme. So konnte die US-Notenbank die Dollar-Geldmenge über ihren Goldbestand hinaus erhöhen. Neue Ausgaben, etwa für den Krieg im Vietnam, wurden mit immer größeren Mengen an geliehenen Dollar finanziert.

Am 23. August 1968 schaffen die USA die Golddeckung des inneramerikanischen Geldumlaufs ab. Wenige Wochen später, am 17. März, spaltet sich der Goldmarkt in einen offiziellen und einen privaten. Drei Jahre später können die USA ihre Verpflichtung, Dollarreserven gegen Gold einzulösen, nicht mehr erfüllen. Am 15. August 1971 gab der damalige Präsident Richard Nixon das Ende der Einlöseverpflichtung bekannt. Die USA hafteten von nun an nicht mehr für den Dollar im außeramerikanischen Geldumlauf. Gold verlor damit die letzte Bindung an eine Währung. Am 17./18. Dezember des gleichen Jahres wird der Dollar gegenüber Gold offiziell abgewertet auf 38 Dollar pro Feinunze.

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