Für extrem vorsichtige Zeitgenossen, und unter Goldbesitzern gibt es davon viele, ist das Angebot ein Traum: „Ehemalige Bankfiliale inklusive Tresor in Berlin Pankow-Niederschönhausen zu vermieten!“ Der Eingangsbereich ist verglast, die Säulenhalle repräsentativ, das Chefbüro großzügig dimensioniert. Der Clou aber: Eine Wendeltreppe führt ins Untergeschoss, in den Tresorraum der ehemaligen Bank. Derartige Angebote gibt es zuhauf. Seit Mitte der Neunzigerjahre haben Banken über 30.000 Zweigstellen dichtgemacht. So manche soll auch schon an Privatleute gegangen sein. „In der Regel sind Bankzweigstellen nicht für den privaten Nutzen angelegt; sie haben meist zu große Räume, und sanitäre Anlagen wie Dusche oder Badewanne fehlen“, sagt Makler Gero Klingenberg, der die Ex-Filiale vermarktet. Beliebt sind Banken bei Goldhändlern und Anwälten, sie können die Tresoranlagen für Edelmetalle oder vertrauliche Unterlagen gut gebrauchen. Bei Klingenberg haben auch schon Weinhändler und ein Spielhallenbetreiber Interesse signalisiert.
Goldanleger müssen sich nicht gleich eine ganze Bankfiliale zulegen, um Barren und Münzen zu lagern. Ein Safe oder ein Heimtresor reichen in der Regel. Tresore sollten durch Institute wie die von den Versicherern getragene VdS Schadenverhütung oder die Forschungs- und Prüfgemeinschaft Geldschränke und Tresoranlagen (FuP) nach EU-Normen geprüft sein. Je wertvoller der Goldschatz, desto höher sollte der Sicherheitsgrad sein. An diesem orientiert sich auch die Deckungssumme, die Hausratversicherer maximal akzeptieren. Den Inhalt eines Tresors der VdS-Klasse II, der zweitniedrigsten von insgesamt 13 Klassen, können Privatleute für maximal 100.000 Euro versichern. Das entspricht dem Gegenwert von 75 Unzen in Krügerrand-Münzen. Alles, was sonst noch im Tresor lagert, würde in der Regel nicht mehr von der Versicherung gedeckt.
Safes, die weniger als eine Tonne wiegen, sollten in der Wand oder im Boden verankert werden. Einbrecher, so das VdS, würden gut mit schweren Schränken fertig. Was sie beim Abtransport des Tresors beschädigten, sei ihnen egal. Hauptsache, sie können ihn an einen Ort schaffen, an dem sie ihn in Ruhe knacken können – unzerstörbar nämlich ist kein Tresor der Welt.
Hausratversicherung
Für Barren, Goldmünzen und Schmuck, die im heimischen Tresor lagern, greift in der Regel die Hausratversicherung. Eine Standard-Police erstattet bei Verlust meist nur einen Höchstwert um die 25.000 Euro, gegen Vorlage der Kaufquittungen. Weil Versicherer höchst unterschiedliche Bedingungen zu den Sicherheitsklassen der Safes und der Safe-Befestigung haben, sollten Anleger Details mit ihrem Versicherer klären. Auch Zusatzprämien für Gold über 25.000 Euro müssen Kunden individuell aushandeln.
Tresorbesitzer sollten den Safe so in der Wohnung oder im Haus platzieren, dass er nicht gleich jedem ins Auge fällt. „Was man nicht sieht, das erregt auch kein Interesse. Gleichzeitig sollte der Besitzer den Tresor ohne Umstände erreichen können – sonst bleiben Wertsachen erfahrungsgemäß draußen liegen“, sagt Paulus Vorderwülbecke, Leiter Sicherungstechnik bei VdS.
Schätze bei der Bank bunkern
Der Vorteil eines heimischen Safes ist, dass der Besitzer jederzeit Zugriff auf den Inhalt hat. Denn meist bewahrt er dort auch noch wichtige Papiere, wertvollen Schmuck oder die Uhrensammlung auf. Niemand möchte gern noch einen Termin bei der Bank einplanen müssen, bevor er sich das Collier für den Opernbesuch um den Hals hängen kann.
Allerdings kosten Anschaffung und Einbau eines Tresors auch erst einmal eine Stange Geld. „Geht es nur um die reine Lagerung von Gold in Form von Barren und Münzen, ist ein Bankschließfach eine einfache und vor allem auch sicherere Methode. Denn Überfälle auf Banken wegen der Kundenschließfächer sind im Zweifel seltener als Einbrüche in Privathäuser“, sagt Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Allein 2011 zählte die polizeiliche Kriminalstatistik rund 132.600 Wohnungseinbrüche in Deutschland, gute neun Prozent mehr als im Vorjahr.
Schließfächer mit Versicherung
Ein Bankschließfach sollte sich nach Möglichkeit in der Nähe der Wohnung oder des Arbeitsplatzes befinden, damit keine Fahrtkosten oder eine komplizierte Anreiseplanung anfallen. Das Schließfach kann der Kunde in der Regel nur zu den Öffnungszeiten erreichen, dazu muss er seinen Ausweis vorlegen und seinen Schlüssel dabei haben. Dann begleitet ihn ein Angestellter in die Tresorräume. Elektronische Fächer, auf die Kunden mit Karte und Code immer zugreifen können, sind rar – und teurer als herkömmliche Schließfächer.
Überregionale Institute wie Deutsche Bank, Commerzbank oder HypoVereinsbank vermieten ihre Schließfächer nur an eigene Kunden. Die meisten Volks- und Raiffeisenbanken vergeben sie auch an Interessenten, die keine weiteren Dienstleistungen der Bank in Anspruch nehmen. Die Mindestmietdauer variiert: Manche Banken vermieten ihre Schließfächer nur für mindestens ein Jahr, andere auch schon für wenige Tage oder Wochen, was sich besonders für die einbruchsgefährdete Urlaubszeit anbietet.
Unterschiedliche Konditionen
Die Konditionen der Banken sind sehr unterschiedlich, der Vergleich oft nicht leicht, da die Größe der Fächer nicht genormt ist: Die Sparda-Bank etwa bietet für 30 Euro im Jahr ein bis zu 3,5 Liter großes Schließfach an. Das entspricht ungefähr der Größe eines Stapels von DIN-A4-Druckerpapier. Die größten Schließfächer haben das Volumen eines Bücherregals, wie etwa ein 550 Liter fassendes Schließfach bei der Sparkasse Hannover, das für 500 Euro Jahresmiete zu haben ist. Die Jahresmiete muss der Kunde oft im Voraus bezahlen.
Interessenten sollten bei der Auswahl auch auf die im Preis enthaltene Versicherungssumme achten: Bei manchen Banken wie der Berliner Volksbank, der Stadtsparkasse München oder der Deutschen Bank ist keine Versicherung im Mietpreis enthalten. Bei der Sparda-Bank West oder der Sparda-Bank Baden-Württemberg dagegen deckt der Mietpreis bereits eine Versicherungssumme von 128.000 Euro ab.
Die wichtigsten Fakten zu Gold
Die gesamte Goldnachfrage im dritten Quartal 2014 betrug 929,3 Tonnen. Damit ist die Nachfrage um 2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (Q3'13: 952,8) gefallen.
Quelle: World Gold Council
Die weltweite Nachfrage nach Schmuck betrug im dritten Quartal 2014 insgesamt 534,2 Tonnen und ist damit um vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr (Q3'13: 556,3) gefallen.
Die Nachfrage des Technologiesektors belief sich im dritten Quartal 2014 auf 97,9 Tonnen und fiel, verglichen mit den 103,1 Tonnen im dritten Quartal 2013, um fünf Prozent.
Die Nachfrage nach Goldbarren und -münzen ist im dritten Quartal 2014 deutlich gesunken – auf 245,6 Tonnen. Ein Minus von 21 Prozent im Vergleich zu 2013 (Q3: 312,3).
Dass die Gesamtnachfrage nach Gold gefallen ist, ist auch auf die Abflüsse aus Gold-EFTs zurückzuführen. Im dritten Quartal 2014 beliefen sich diese auf 41,3 Tonnen. Allerdings ist das deutlich weniger als im Vorjahr. Im dritten Quartlal 2013 betrugen sie noch 120,2 Tonnen.
Die Nettoeinkäufe von Zentralbanken betrugen im dritten Quartal 2014 92,8 Tonnen. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einem Rückgang von neun Prozent (Q3'13: 101,5).
Die Goldnachfrage im Investment belief sich im dritten Quartal 2014 auf 204,4 Tonnen. Das ist eine minimale Steigerung von sechs Prozent, im Vorjahresquartal waren es 192 Tonnen.
Versicherung
Die meisten Banken bieten selbst Policen an. Deren Kosten liegen zwischen 0,50 und 2,95 Cent je 1000 Euro Schließfachinhalt. Wenn der Bankkunde seine im Schließfach gebunkerten Schätze lieber privat versichern möchte, greift die Hausratversicherung nicht mehr. Er braucht eine Spezialpolice, genauer: eine „Tresorinhaltsversicherung“.
In jedem Fall erstattet die Versicherung, wenn das Fach tatsächlich einmal ausgeraubt werden sollte, immer nur gegen Kaufbelege. Den Wert des Schließfachinhaltes schätzt der Kunde zusammen mit dem Versicherer ab – die Bank bekommt davon nichts mit. „Der Inhalt des Bankschließfachs bleibt immer geheim. Die Bank muss im Todesfall dem Finanzamt lediglich die Existenz eines Schließfaches melden“, erklärt Nancy Mönch von der Berliner Volksbank.
Tresor für Schmuck und Dokumente
Generell knapp sind die Fächer nicht. „In gut gelegenen Filialen sind schon mal alle Fächer belegt. Dort muss sich der Kunde auf eine Warteliste setzten lassen“, sagt Mönch. Viele Banken behalten mittlerweile die Schließfachanlagen von geschlossenen Filialen. Sie werden entweder mit Zugangselektronik ausgerüstet und bleiben am Ort der stillgelegten Filiale – oder die Banken bauen sie aus und montieren sie in einer ihrer noch aktiven Filialen neu.
Tresor und Bankschließfach nehmen oft nicht nur Goldbarren und Münzen auf, sondern auch den Diamantring, den Kaufvertrag fürs Eigenheim oder andere wichtige Papiere. Wer nur einen sicheren Platz für Gold, Silber oder Platin sucht, kann die Edelmetalle auch beim Goldhändler im Schließfach lagern.
Goldhändler
Viele Edelmetallhändler, die außer über das Internet auch über Filialen verkaufen, bieten Schließfächer an. Vorteil: Sie sind oft länger geöffnet als die Schließfachräume der Banken. Goldhändler bieten darüber hinaus den Service, das Gold bei Bedarf an den Kunden zu verschicken. Beim Edelmetallhändler Pro Aurum etwa kostet die Goldlieferung je nach Menge zwischen 9,95 und 29 Euro und dauert nicht länger als vier Tage. „Viele Menschen schätzen es, dass sie beim Edelmetallspezialisten alles in einem haben. Sie können Gold kaufen, wieder verkaufen, sich beraten lassen und ihr Gold gleichzeitig sicher lagern“, sagt Benjamin Summa von Pro Aurum.
Die Rundumbetreuung hat aber auch ihren Preis, das Schließfach beim Goldhändler kostet in der Regel deutlich mehr als bei der Bank. Bei Pro Aurum etwa beträgt der Jahresmietpreis für das kleinste Fach von 3,3 Litern 214 Euro, für das größte mit knapp 36 Litern blättert der Kunde 565 Euro jährlich hin. Bei Pro Aurum ist eine Versicherung mit einer Haftungsgrenze von maximal 30.000 Euro inklusive. Auch beim Edelmetallhändler ist ein freies Tresorplätzchen aber nicht garantiert: In der Berliner Filiale von Pro Aurum etwa sind derzeit alle Fächer belegt.
Edeltresore
Wer keine Lust auf ein verschwiegenes Schließfach auswärts oder einen grauen Geldschrank daheim verspürt, sondern zeigen will, was er hat, kann auch einen Edeltresor wählen. Etwa das „Wild West“-Modell des Münchner Herstellers Stockinger: 750 Kilogramm schwer, in schwarzem Lack, auf Hochglanz poliert. Ein silberner Bullenkopf bewacht die Tür, auf der lederbezogenen Innenseite prangt ein ausgeblichenes Billy-the-Kid-Plakat: „wanted – dead or alive“.
Derartige Design-Tresore baut Stockinger nach Kundenwunsch, 40 bis 50 liefert man jedes Jahr nach ganz Europa. Ebenfalls im Programm: Tresore mit chinesischen Schriftzeichen, in königlichem Gold und Purpur oder in kristallener Swarowski-Lackierung. Die Teile sind nicht nur auffällig, sondern auch stabil: „Seit der Gründung des Unternehmens vor gut 30 Jahren wurde noch nie ein Stockinger-Tresor geknackt“, verspricht Geschäftsführer Dominik von Ribbentrop. Bis zu 155.000 Euro kosten die edlen Panzerschränke – dafür bekäme man auch über dreieinhalb Kilo Gold. Für manchen löst sich das Problem der sicheren Geldanlage so schon mit dem Tresorkauf.