Goldpreis Die wahren Schuldensünder sitzen nicht in Griechenland

Obwohl das Schuldgeldsystem nur noch mit der Druckerpresse "am Leben" gehalten wird und die Krisenherde stetig zu- und nicht abnehmen, ist der Goldpreis zuletzt wie von Geisterhand gefallen. Das muss nicht so bleiben. 

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Gold Quelle: dpa

Mit "überzeugenden" Argumenten wurde Griechenland im Juli von seinen Gläubigern vor die Wahl gestellt, entweder via fortgesetzten Liquiditätsentzug seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) wirtschaftlich exekutiert zu werden oder per Zustimmung zum EU-Spardiktat wirtschaftlichen Selbstmord zu begehen. Zwar hat ein "kalt gepresster" Premierminister Alexis Tsipras mit seiner Unterschrift unter einen „Deal, an den ich nicht glaube“ den Weg für weitere "Rettungskredite" frei gemacht, doch was können die im Raum stehenden 86 Milliarden Euro anderes bewirken, als die nunmehr selbst vom Internationalen Währungsfonds (IWF) als untragbar bezeichnete Schuldenlast nur noch weiter zu erhöhen?

Die längst zur Groteske gewordene Insolvenzverschleppung Griechenlandes zeigt nicht nur überdeutlich, dass die seit 2010 dauergerettete Einheitswährung jenseits aller Durchhalteparolen faktisch an der wirtschaftlichen Realität gescheitert ist, sondern auch, dass sich ein Überschuldungsproblem eben nicht durch neue Schulden lösen lässt!

Die Neuverschuldung in den USA, Europa und Japan

Bei all der medialen Aufmerksamkeit, die dem griechischen Schuldenzwerg in den vergangenen Monaten zu Teil wurde, könnte man fast übersehen, wo die wahren Überschuldungsprobleme zu suchen sind. Italien und Frankreich sind bereits mit niemals rückzahlbaren 2,18 und 2,09 Billionen Euro verschuldet, Japan mit 1,05 Billiarden Yen  und die USA mit 18,15 Billionen Dollar. Man muss die ökonomischen Realitäten schon komplett ausblenden, um zu glauben, dass die westlichen Wohlfahrtsstaaten diese griechische Politik der ungebremsten Aufschuldung mit Hilfe ihrer Notenbanken auf Dauer konsequenzfrei verfolgen könnten.

Meilensteine des Goldpreises

Jeder Preis für Gold ist möglich

Obwohl das inzwischen nur noch mit der Druckerpresse am Leben gehaltene Schuldgeldsystem jederzeit den Weg alles Irdischen gehen kann, und die Krisenherde stetig zu- und nicht abnehmen, fiel der Goldpreis nach einem am 20. Juli an der Comex im nächtlichen dünnen Handel mit großvolumigen Verkaufsaufträgen initiiertem Mini-Crash und der Zündung von Stopp-Loss-Verkaufsorders auf den Stand von Anfang 2010 zurück – 40 Prozent unter das Allzeithoch von 2011. In purer Panik wurden aber auch die Edelmetall-Minenaktien auf den Markt geworfen, so dass der danach um 82 Prozent unter dem  Hoch von 2011 notierende Goldminen-Index Nyse Arca Gold Bugs ein 13-Jahres-Tief markierte.

Zwar scheint durch diese inzwischen beliebte Form der Interventionen jeder (Alb)Traumpreis am Goldmarkt möglich zu sein. Doch zeigt das Verhältnis von elf Tonnen Gold, die derzeit physisch an der New Yorker Terminbörse Comex gelagert sind, zu den potenziellen Lieferverpflichtungen von 1359 Tonnen Gold, dass jeder neue Tag dort auch der letzte sein kann.

Rekordabsätze trotz "großem Verfall"

Während diese Missverhältnis im Goldpreishandel in den Medien kaum "cui bono"-Fragen aufwarfen, wussten diese den 50-Dollar-Preisrutsch sofort zu begründen: mit einer sinkenden physischen Nachfrage, mit dem sicher im Herbst kommenden US-Zinsanstieg und einer „auf absehbare Zeit toten Inflation“. Deren Argumente werden jedoch auch durch eine stete Wiederholung nicht wahrer, zeigt sich doch die physische Nachfrage in den vergangenen Jahren mit jeweils über 4000 Tonnen jährlich sehr stabil. Chinas kumulierte Goldnachfrage in 2015 lag vor dem Preisrutsch mit 1337,3 Tonnen bereits 30 Prozent über dem Vorjahresniveau, während die US-Münzanstalt nicht nur am großen Verfallstag an der Börse Rekordabsätze meldete, sondern auch gleich für den Monat Juli insgesamt 6,3 Tonnen.

Zehn kuriose Fakten über Gold
Gold ist essbarEine Bedienung serviert eine Currywurst mit Blattgold und Champagner. Auch Süßspeisen, edle Pralinen oder Gebäck werden gern mit Blattgold verziert. Einen Eigengeschmack hat Gold nicht.Quelle: Berliner Wirtschafts- und Finanzstiftung Quelle: dpa/dpaweb
Gold ist sehr gut formbarVon allen bekannten Metallen ist Gold dasjenige, das am besten dehn- und formbar ist - zugleich ist es sehr stabil. So kann aus nur einem Gramm Gold ein mehr als drei Kilometer langer Draht hergestellt werden, der dünner als ein menschliches Haar ist. Quelle: REUTERS
Früher waren Olympia-Medaillen aus GoldDie deutsche Skirennläuferin Maria Höfl-Riesch posiert mit zwei Medaillen, die sie bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi 2014 gewann. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren die Goldmedaillen noch aus massivem Gold. Heute sind sie nur noch vergoldet. Schuld sind die seit dem Jahr 1900 stark gestiegenen Goldpreise. Bei einem aktuellen Goldpreis von etwa 1172 Dollar wäre die 500 Gramm schwere Medaille rund 18.840 Dollar wert. Quelle: dpa
Deutsche sind Gold-FansDie Deutschen setzen auf Gold: Laut einer Studie, die der Edelmetallkonzern Heraeus bei der Berliner Steinbeis-Hochschule in Auftrag gegeben hatte, haben die Deutschen im Herbst 2014 mehr Gold in ihrem Privatbesitz als die US-Notenbank Fed eingelagert hat. Es sind etwa 8200 Tonnen. Quelle: dpa
Gold als HeilmittelSeit Jahrtausenden wird Gold in der Naturheilkunde eine heilende Wirkung zugeschrieben. Auch heute noch werden Gold-Spritzen oder -Tabletten zum Beispiel gegen Rheuma angeboten. Die Therapie kann aber zahlreiche Nebenwirkungen haben und erfordert eine intensive ärztliche Betreuung. Quelle: dpa
Das größte GoldnuggetHier ist das "Butte Nugget" zu sehen, eines der größten Goldnuggets, die je gefunden wurden. Noch größer war aber das Nugget "Welcome Stranger", das zwei Australier im Jahr 1869 fanden. Es maß zehn mal fünfundzwanzig Zentimeter. Quelle: AP
Warum ist Gold kein offizielles Zahlungsmittel mehr?Der damalige US-Präsident Richard M. Nixon verkündete am 15. August 1971, dass der US-Dollar nicht mehr in Gold eintauschbar sei. Von da an verwandelten sich die Währungen der Welt in nicht einlösbares Papiergeld, Gold war keine Währungsdeckung mehr. Die Schweiz war lange eine Ausnahme: Bis das Alpenland 1999 in den IWF eintrat, waren noch 40 Prozent jedes Schweizer Frankens durch Gold gedeckt. Quelle: AP

Echte Expertise beweisen aber auch alle jene, die einen Zinsanstieg im Mutterland der Schuldenorgie und der wundersamen Geldvermehrung, den USA, als größtes Problem für das schuldenfreie Gold ausrufen. Die US-Notenbank Fed mag zwar eine oder mehrere symbolische Zinsanhebungen wagen, aber allein die Tatsache, dass die Notenbank trotz aller statistischen Jubelmeldungen zur US-Konjunktur an ihrer im Dezember 2008 ausgerufenen Nullzinspolitik bis heute festgehalten hat, zeigt, dass die untragbare Schuldenlast eine echte Normalisierung der US-Zinsen nicht zulässt.

Auch wenn sich die Geldentwertung zur Zeit nur in den teils rasant gestiegenen Aktien-, Anleihen-, Immobilien- oder Kunstpreisen spiegelt, so ist und bleibt die „Neue Normalität“ – die Finanzierung der reformunfähigen Wohlfahrtstaaten per Druckerpresse – eine potenziell hyperinflationäre Bedrohung.

Während viele Experten in dem durch Gelddrucken und Nullzinsplanwirtschaft bis dato verhinderten Zusammenbruch des Geldsystems nun den Beweis sehen, dass genau deshalb keine neuerliche Krise mehr drohen würde, lassen andere, wie der Ex-Fed-Gouverneur Lawrence B. Lindsey auf einer Konferenz im Mai („Paying for the Past“), keine Zweifel aufkommen, dass die Logik der Druckerpressen immer dieselbe ist: „Es endet immer auf diese Weise. Wenn Sie zurückschauen auf das alte Rom, auf die Ming Dynastie oder auf Simbabwe – immer, immer, immer endet es auf diese Weise. Wir reden hier über das Endspiel, und das ist unangenehm.“

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