Goldreserven Wie viel Gold hat die Bundesrepublik Deutschland?

Joachim Nagel, der Präsident der Deutschen Bundesbank, vor einem kleinen Teil der deutschen Goldreserven in Frankfurt am Main. Quelle: REUTERS

Deutschlands Goldreserven sind die zweitgrößten der Welt. Doch wie viel Gold hat die Bundesrepublik genau? Und warum hat der Staat eigentlich so viel Gold?

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Goldschmuck, Goldbarren im privaten Banksafe oder eine Münze als Geschenk: Das Edelmetall Gold gilt als Luxusobjekt und zugleich als relativ sichere Anlage. Denn aus historischer Perspektive betrachtet hat sich der Wert von Gold immer weiter erhöht. Doch nicht nur Eheleute und Privatinvestoren, sondern auch der deutsche Staat hält große Goldreserven. Warum das so ist, wie viel Gold der Staat hält, wo die Goldbarren gelagert sind – und in welchem Verhältnis der Goldvorrat des Staates zu privaten Goldvorräten steht: Alle wichtigen Fragen und Antworten zum Thema im Überblick.

Wie viele Goldreserven hat Deutschland?

Unter allen Ländern der Welt hält die Bundesrepublik Deutschland die zweitgrößten Goldreserven. Ende 2021 hielt die Bundesbank 268.280 Goldbarren mit einem Bruttogewicht von knapp 3,37 Millionen Kilogramm. Nach der Feinheit der Barren entspricht das insgesamt 107.997.701 Feinunzen Gold. Die deutschen Goldreserven sind umgerechnet also rund 184 Milliarden Euro wert. Noch nicht einberechnet sind hier die privaten Goldreserven der Haushalte (siehe letzte Frage).

Die größten Goldreserven der Welt halten die USA mit mehr als 8100 Tonnen. Nach Deutschland folgen Italien, Frankreich, Russland, China und die Schweiz. Angesichts seiner geringen Bevölkerung hält das Alpenland Schweiz aber die größten Goldreserven pro Einwohner.

Warum hat Deutschland so viel Gold?

Gold macht zwei Drittel der deutschen Währungsreserven aus. Das letzte Drittel besteht aus Forderungen an den Internationalen Währungsfonds und Devisen. Doch im Gegensatz zu ausländischen Währungen gilt Gold als besonders krisenfest. Damit soll Vertrauen geschaffen werden, zum Beispiel in deutsche Staatsanleihen. In schlechten Zeiten wären die Goldreserven auch eine Reservewährung für Deutschland. Und falls im schlimmsten Fall der Euro-Kurs abstürzen würde, könnte die Bundesrepublik mit ihrem Gold in andere Währungen investieren.

Wo lagern die deutschen Goldreserven?

Gut die Hälfte der deutschen Goldreserven (50,9 Prozent) lagert bei der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main. Die andere Hälfte liegt im Ausland: Gut zwölf Prozent hält die Bank of England in London und knapp 39 Prozent die Federal Reserve Bank in New York. Wer genau wissen will, welcher Goldbarren wo liegt: Die Bundesbank veröffentlicht eine mehr als 2000 Seiten lange Liste mit allen 268.280 Goldbarren, ihrem Lagerort, Bruttogewicht, der Feinheit und dem Feingewicht.

Die Lagerung in London ist insofern naheliegend, da der London Bullion Market der größte Handelsplatz für Gold ist. Hier wird seit über hundert Jahren der Weltmarktpreis bestimmt. Die Goldreserven bei der Fed in den USA ließe sich unter anderem damit begründen, dass der US-Dollar die wichtigste Währung der Welt ist. Circa 60 Prozent aller Devisenreserven werden in US-Dollar gehalten. Dass die deutschen Goldreserven zu einem großen Teil in den USA liegen, hat aber auch andere Gründe.

Warum lagert so viel deutsches Gold im Ausland?

Deutsches Gold im Ausland hat einen historischen Hintergrund. Während die USA ab 1944 das weltweite Währungssystem Bretton Woods aufgebaut hatten, vergrößerte die Bundesrepublik ab den 1950er-Jahren ihre Goldreserven. Denn die USA mussten die Dollar-Reserven anderer Länder in Gold umtauschen. Mit steigenden Exporten vergrößerte die Bundesrepublik ihre Dollarreserven – die sie wiederum bei der Fed gegen verbriefte Goldforderungen eintauschte. Die westlichen Hauptstädte New York, London und Paris galten während des Kalten Kriegs als sichere Verwahrungsorte.

So wuchs der Goldvorrat Deutschlands ab 1951 Jahr für Jahr: von den ersten Goldbarren bis 1968, als der Bundesrepublik mehr als 4000 Tonnen Gold gehörten. Große Teile davon lagerten im Ausland: Noch vor zehn Jahren waren es rund 70 Prozent der deutschen Goldvorräte. Denn so ließe sich im Notfall an ausländischen Handelsplätzen schnell Gold in Devisen umtauschen.

Doch 2012 kritisierte der Bundesrechnungshof, die Bundesbank habe in den vergangenen Jahren die Goldbestände nicht ausreichend geprüft. Daraufhin setzte sich die Bundesbank im folgenden Jahr das Ziel, bis spätestens 2020 die Hälfte der deutschen Goldreserven in den eigenen Tresoren in Frankfurt zu lagern. Von 2013 bis 2017 verlagerte die Bundesbank sämtliche Goldreserven von der Banque de France aus Paris sowie 300 Tonnen Gold aus New York zurück in ihre Zentrale. Die Lagerung in Frankreich war aufgrund der gemeinsamen Euro-Währung obsolet geworden.

Wie werden sich die deutschen Goldreserven entwickeln?

Wie viel Gold die Bundesbank künftig halten wird, ist noch unklar. Das hängt sicher auch von der Entwicklung weltweiter Krisen ab, für die Gold bekanntermaßen als Ausgleichsfaktor gilt. Fakt ist, dass die Goldreserven der Bundesrepublik seit der Jahrtausendwende sukzessive in kleinen Schritten schrumpfen. Seit 2012 nahm der Goldvorrat Deutschlands um jährlich drei bis fünf Tonnen Gold ab.

Wie hoch sind die privaten Goldreserven der Deutschen?

Die Deutschen halten sehr viel mehr Gold als der deutsche Staat. Mit 9089 Tonnen Gold in privaten Händen besitzen die Deutschen sogar 2,7 mal so viel Gold wie ihr Staat. Laut der aktuellen Studie der Reisebank und der Berliner Steinbeis-Hochschule halten die Deutschen damit 6,2 Prozent der weltweiten Goldreserven.

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Unter den Befragten, die in jüngster Zeit Gold gekauft hatten, lag das durchschnittliche Investment bei 4250 Euro. Die unverändert hohe Nachfrage nach Gold unter deutschen Verbrauchern dürfte unter anderem angesichts der Corona-Pandemie und der Krypto-Krise kaum verwunderlich sein. Und drei Viertel der Goldkäufer gaben in der Studie an, auch künftig Gold erwerben zu wollen – obwohl das Edelmetall als Sachwert keinerlei Rendite abwirft.

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