




Malte Hartwieg ist ein äußerst vielseitiger Geschäftsmann: Ursprünglich gelernt hat er den Beruf des Maurers. 2008 finanzierte er seiner Ehefrau in München ein Spa für Männer. Stolz erzählte er im Fernsehinterview, dass er das Nobel-Etablissement aus der eigenen Tasche bezahlen konnte. Parallel betrieb er bis vor Kurzem den Finanzvertrieb dima24, dessen Mitarbeiter am Telefon geschlossene Fonds diverser Anbieter an Privatanleger verscherbelten. Und weil Hartwieg so gut weiß, wie man mit Geld umgeht, legte er zuletzt auch eigene Fonds auf, die das Geld der Dima-Kunden gewinnbringend in Immobilien, Edelmetalle, Öl und Gas in Deutschland, Nahost oder der Karibik investieren sollten.
Doch Hartwieg hat sich offensichtlich verschätzt. Nicht nur, dass der Männer-Spa seine Pforten geschlossen hat: Anleger, die in Fonds aus dem Hartwieg-Reich mit den Namen Selfmade und NCI investiert hatten, haben seit Monaten keine Ausschüttungen gesehen. Laut Eigenwerbung hat Dima Fondsbeteiligungen für 2,3 Milliarden Euro vermittelt. Zwischen 200 und 320 Millionen davon sollen nach Schätzungen von Unternehmenskennern in Hartwieg-Fonds wie Selfmade oder NCI geflossen sein.
Immobilienfonds in Auflösung
ISIN: DE0006791809
Wertentwicklung:
-5,6% seit einem Jahr
-0,6% seit 5 Jahren
2,7% seit 10 Jahren
Auflösung bis 31. Dezember 2016
ISIN: DE000A0J3GM1
Wertentwicklung:
-7,0% seit einem Jahr
-1,5% seit 5 Jahren
Auflösung bis 20.10.2014
ISIN: DE000A0F6G89
Wertentwicklung:
–7,4% seit einem Jahr
-15,5% seit fünf Jahren
Auflösung bis 30. September 2013
ISIN: DE0008007998
Wertentwicklung:
–8,3% seit einem Jahr
-5,1% seit 5 Jahren
Auflösung bis 15.10.2014
ISIN: DE0009807800
Wertentwicklung:
–11,4% seit einem Jahr
–9,1 seit 5 Jahren
-3,3% seit 10 Jahren
Auflösung bis 30.09.2013
ISIN: DE000A0DJ328
Wertentwicklung:
–28,1% seit einem Jahr
-8,7% seit 5 Jahren
Auflösung bis 31. Mai 2014
Entspannt zurücklehnen konnten sich bislang nur die Zeichner von fünf Immobilienfonds mit dem Namen Euro Grundinvest (EGI), die auch zur Hartwieg-Gruppe gehören – die Deutschland-Fonds EGI 12, 15, 17 und 18 und ein Spanien-Fonds.
Erst kürzlich überbrachte eine Dame namens „Brigitte Lorenz“ den Anlegern des Fonds EGI 15 im Namen der Gesellschaft fantastische Nachrichten: „Die Euro Grundinvest ist einer der solidesten Bauträger Münchens“, heißt es in einem Brief. Das aktuelle Projektvolumen läge mit mehr als 100 Millionen Euro deutlich über dem bisher platzierten Eigenkapital. „Diese Entwicklung macht es nun möglich, für Sie die im Prospekt versprochenen Erfolge zu realisieren.“ Will heißen: Die Anleger des EGI 15 sollen die angekündigten acht Prozent Zinsen und auch noch eine Gewinnbeteiligung von bis zu vier Prozent pro Jahr auf ihre Einlagen bekommen.
Die Sache hat nur einen ganz kleinen Haken: Bei der Euro Grundinvest gibt es keine „Brigitte Lorenz“. Und Projekte im Umfang von 100 Millionen Euro gibt es laut einer von der EGI selbst erstellten Übersicht von Anfang März auch nicht.
Es ist vielmehr unklar, wo das Kapital der einzelnen Fonds konkret steckt. Fragen hierzu beantwortet die EGI nur rudimentär. Sie kann nicht einmal erklären, mit welchen Geschäften der bereits aufgelöste erste Fonds der Gruppe, der EGI 12, eine jährliche Rendite von zwölf Prozent pro Jahr erwirtschaftet haben will. Genauso dubios ist, dass die Gruppe im Juni 2011 eine „City Residenz“ in München mit einer angeblich sensationellen Rendite verkauft haben soll – die Gesellschaft aber keine Angaben zum Objekt machen kann.
Bis März 2013 flossen knapp 54 Millionen Euro in die EGI-Fonds. Wie viel danach noch verkauft wurde, ist nicht bekannt. Über Genussrechte sollen laut Schätzung eines Unternehmenskenners bis heute weitere zehn Millionen in die Gruppe geflossen sein. Wie viel insgesamt zusammenkam, sagt EGI nicht.
Die Fonds selbst erwerben keine Immobilien. Vielmehr soll der Großteil des eingezahlten Kapitals an andere Unternehmen der Gruppe weitergereicht werden, die Malte Hartwieg über mehrere Zwischengesellschaften bis Mai komplett gehörten. Wo das Geld jedes einzelnen Fonds steckt, erklärt die EGI nicht. Ob es gewinnbringend investiert wurde, ist unklar.