Grauer Kapitalmarkt Die dubiosen Geschäfte der Euro Grundinvest

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Mangelt es dem Geschäftsführer an Qualifikation?

Fraglich ist, ob das reicht, um an alle Anleger nicht nur jedes Jahr die versprochenen Zinsen, sondern am Ende auch das eingesetzte Kapital plus etwaiger Gewinnbeteiligungen und Frühzeichnerboni auszuzahlen:

Komplett fertiggestellt wurde bislang nur ein einziges Bauwerk. Das Haus mit 30 Eigentumswohnungen in Karlsfeld bei München soll 11,5 Millionen Euro eingespielt haben. Nach Informationen der WirtschaftsWoche hat das Objekt rund 7,3 Millionen Euro gekostet. Demnach bliebe ein Gewinn von 4,2 Millionen Euro. Die EGI äußert sich zu den Kosten nicht.

Ein Quadratmeter kostet 7249 Euro

Das Jacobi-Palais im Münchner Stadtteil Bogenhausen ist in sechs Eigentumswohnungen unterteilt. Fünf davon sollen bislang verkauft worden sein. Insgesamt soll das Projekt, das laut einem Insider nur 4,5 Millionen gekostet hat, stolze 8,1 Millionen Euro wert sein. Das scheint sportlich kalkuliert: Laut einer Immobilienanzeige kostet dort ein Quadratmeter im ersten Stock knapp 7249 Euro.

Das macht bei einer verkaufbaren Fläche von insgesamt 776 Quadratmetern 5,6 Millionen Euro. Selbst wenn das Penthouse zu einem höheren Preis verkauft wurde, dürften sich schwer mehr als sechs Millionen Euro mit dem Objekt erzielen lassen – macht 1,5 Millionen Euro Gewinn.

Hier frisst die Miete das Gehalt auf
Die Mieten in den deutschen Großstädten werden nach einer Prognose des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung auch im nächsten Jahr kräftig steigen. Die Wissenschaftler rechnen mit einem Anstieg von durchschnittlich 3,5 Prozent, Kaufpreise legen demnach sogar um 6,5 Prozent zu. „Nach mehreren Jahrzehnten stagnierender Immobilienpreise befindet sich der deutsche Immobilienmarkt seit 2010 in einer Boomphase“, teilte das Institut mit. Ursache sei vor allem Wohnungsknappheit in den Städten, in die immer Menschen zögen. Besonders schlimm ist das in... Quelle: ZB
...Hamburg. In der Hansestadt eine freie Wohnung zu finden, ist eine regelrechte Herkules-Aufgabe: In der Hansestadt gibt es nur 1,5 Prozent Leerstand. Wegen des knappen Angebotes stieg der Preis deshalb binnen fünf Jahren um 26 Prozent. Das hat die Stiftung Warentest ermittelt. Quelle: dpa
Platz 6: Dresden Quelle: dpa
Platz 9: Hannover Quelle: obs
Platz 2: Berlin Quelle: dpa
Platz 8: Bremen Quelle: dapd
Platz 7: Köln Quelle: dpa

Zusammen mit den 4,2 Millionen Gewinn aus Karlsfeld käme die Gruppe mit ihren direkten Immobilieninvestments bislang also auf einen Gesamtgewinn von 5,7 Millionen Euro – ein Erfolg, wenngleich sie die Summe noch nicht komplett auf dem Konto hat. Verglichen mit den 6,2 Millionen Euro Gewinn, den die Objektgesellschaften allein für die Anleger des EGI 12 erwirtschaftet haben sollen, erscheint ein Gesamtgewinn von 5,7 Millionen Euro für die gesamte Gruppe und damit alle EGI-Fonds aber mickrig.

Bei anderen Projekten läuft dagegen vieles nicht nach Plan:

Gescheiterte Immobilienprojekte?

So verkündet die EGI bereits im April 2012, dass die Vorbereitungen für den Bau von Einfamilienhäusern und Doppelhaushälften in Dachau „auf Hochtouren laufen“. Im März 2014 hieß es: „Das Immobilienprojekt in Dachau ist auf der Zielgeraden und soll im Sommer abgeschlossen werden.“ Bislang steht dort erst ein Gebäude.

Das gleiche Bild in Röhrmoos: Im April 2012 verkündet die EGI, dass dort im März die Bauarbeiten für 16 Doppelhaushälften beginnen. Gelogen hat EGI nicht. Schließlich sagte sie nicht, im März welchen Jahres. Und so lässt sich Anlegern das Projekt zwei Jahre später noch mal als „neues Immobilienvorhaben“ unterjubeln, dessen Baustart nun „im Sommer geplant“ ist.

Unter Umständen liegt es an der mangelnden Qualifikation von EGI-Geschäftsführer Erwin Beran, dass die Projekte nicht in Schwung kommen. Laut einem Insider war Beran vor seinem anspruchsvollen Job bei der EGI Hartwiegs Chauffeur. Die Frage, welche Ausbildung Beran qualifiziere, mit Anlegergeld finanzierte Millionenprojekte zu managen, beantwortet EGI nicht. Sie verweist lapidar auf dessen „langjährige Tätigkeit im Wirtschaftsbereich“.

Hartwieg hat derweil eine neue Spielwiese gefunden. Beim Unternehmen Crypsilon stand er bis vor Kurzem im Impressum. Hier sollen Anleger Rechenleistung für „High Performance Computer“ buchen. Mit denen sollen Einheiten der virtuellen Währung Bitcoin generiert werden. Laut Homepage des Unternehmens hat sich eine solche Investition „bereits nach wenigen Monaten“ amortisiert. Und mit seiner Beteiligung Krüger Sachwert GmbH hat Hartwieg auch bereits eine neue Vertriebsplattform für Finanzprodukte.

Bleibt abzuwarten, was er sich als Nächstes einfallen lässt, wenn auch dieses Business nicht funktionieren sollte.

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