Griechenland-Anleihen Privatanleger zahlen drauf

Seite 2/2

Privatanleger zahlen drauf

Euro-Münze auf Europa-Fahne Quelle: dpa


Die Gläubiger tauschen ihre Griechen-Bonds in ein ganzes Paket neuer Anleihen nach britischem Recht, deren Wert 31,5 Prozent des Nennwerts der alten Papiere entspricht und deren Rückzahlung erst 2023 beginnen soll. Zu dem Anleihenpaket gehören 20 neue Griechenland-Anleihen unterschiedlicher Laufzeit, dazu ein Schuldschein über die aufgelaufenen Zinsen sowie zwei Schuldpapiere des Euro-Rettungsschirms EFSF, der Europäischen Finanzstabilisierungsfazilität. Dazu gibt es einen sogenannten Besserungsschein, dessen Kupon sich abhängig von Griechenlands Wirtschaftsleistung entwickelt.

Die ersten Anleihen aus diesem Paket werden in elf Jahren fällig. Die 30-jährigen Anleihen muss Griechenland entsprechend erst 2042 zurückzahlen. Bis dahin soll es eine Durchschnittsverzinsung von 3,65 Prozent geben. In dem Anleihen-Paket erfolgt die Verzinsung in einem Stufen-Verfahren: Bis 2015 soll der Zinssatz zwei Prozent, zwischen 2016 und 2020 drei Prozent, 2021 3,65 Prozent und ab dem Jahr 2022 jährlich 4,3 Prozent betragen. Zusätzlich Erträge winken den Anleiheinhabern, wenn das griechische Wirtschaftswachstum bestimmte Schwellenwerte übersteigt. Auf die EFSF-Papiere beträgt die Laufzeit zwei Jahre, der Zins nur ein Prozent.

Finanzinvestoren rechnen offenbar fest damit, dass Griechenland auch nach dem Schuldentausch seine Verbindlichkeiten nicht bezahlen kann. Die neuen Papiere werden im Durchschnitt nur mit 25 Prozent ihres Nennwerts gehandelt. „Dies zeigt, dass der Markt noch immer kein Vertrauen hat, dass Griechenland seine Schulden bedienen kann“, sagte ein Händler.

Erleichterung über Kreditversicherungen

Die Tatsache, dass die CDS-Papiere zum Einsatz kommen, sorgt an den Märkten für Erleichterung. Somit gibt es ein wirksames Instrument zur Absicherung von Kreditrisiken. CDS waren nach der Lehman-Pleite 2007 als eine der Hauptursachen für die weltweite Finanzkrise ausgemacht worden, weil die weit verbreiteten Papiere für eine globale Kettenreaktion sorgten. Die im Falle Griechenlands befürchtete Kettenreaktion blieb jedoch aus. Weil die Euro-Regierungen in der Schuldenkrise auf Zeit spielten, hatten sowohl CDS-Verkäufer als auch CDS-Käufer Gelegenheit, ihre Risiken abzubauen. Banken, Versicherung oder Fonds, die CDS gekauft hatten, sind also mit einem blauen Auge davon gekommen.

Privatanleger, die Griechenland-Anleihen im Depot haben, haben in dem ganzen Schuldenschnitt-Geschacher von Politik und Finanzmarktakteuren jedoch das Nachsehen. Das fängt schon damit an, dass statt eines Papieres nun 24 im Depot liegen, die beim Verkauf entsprechend hohe Transaktionskosten verursachen. Betroffene sollten darüber mit ihrer Depotbank sprechen und auf eine Befreiung von den Transaktionskosten für diese Papiere pochen. Zudem bleiben die neuen Griechenland-Bonds weiter unsicher - was ihr aktueller Kurswert von 25 Prozent auch deutlich signalisiert. Das heißt, wer alte gegen neue Griechenland-Anleihen getauscht hat, musste zunächst nominal auf 53,5 Prozent seines Investments verzichten, die neuen Schuldscheine würden den Anleger erneut 75 Prozent Verlust beim Verkauf bescheren. Anleger können also nur hoffen, dass der Wert der neuen Anleihen mit der Zeit wieder steigt. Lediglich die EFSF-Papiere sind sicher. Gerade beim Einbuchen dieser Papiere in die Depotkonten kann es vereinzelt zu Verzögerungen kommen.

Kleines Trostpflaster: Anleger können die Verluste aus den Transaktionen zumindest von der Steuer absetzen, weil der Anleihetausch wie ein Verkauf der alten Anleihen behandelt wird. Die Verluste lassen sich also mit Gewinnen anderer Kapitalgeschäfte verrechnen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%