Gründer festgenommen Großrazzia gegen S&K

Im Rahmen einer bundesweiten Razzia sind die Gründer der Frankfurter Immobiliengruppe S+K, Stephan Schäfer und Jonas Köller, festgenommen worden. Es geht um einen Schaden in dreistelliger Millionenhöhe. Die WirtschaftsWoche hatte Ende Januar vor den Aktivitäten gewarnt.

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Bilder aus dem Leben der S&K-Chefs
Eine große weiße Limousine
S&K-Chef Jonas Köller posiert mit einer Waffe und einer unkenntlich gemachten Frau vor einer Tür, über der steht "Get rich or die tryin´"
Teure Autos
Ein Hubschrauber mit S&K-Logo
Einer der S&K-Chefs und Mark Medlock
Jürgen und S&K
Ein Elefant und eine unkenntlich gemacht junge Frau vor teuren Autos

Vor der gelben Villa in der Kennedyallee 123 sind zwei 7,5-Tonner der Polizei aufgefahren, leere Umzugskartons werden palettenweise in das Gebäude getragen - für den Abtransport von beschlagnahmten Akten und Computern. Zwei Beamte in Zivil führen gerade einen Herrn im Anzug ab. Geschätzt 50 Polizisten sind vor Ort. Ähnlich sieht es  in der benachbarten Stresemannallee aus. Dort stehen fünf Polizeiwagen, durch die Glasscheiben im elften  Stockwerk sind schwer bewaffnete Polizisten zu sehen.  Das gleiche Bild dürfte sich an über 100 Orten überall in Deutschland bieten: 130 Durchsuchungsbeschlüsse und Vollmachten zur Festsetzung von über 100 Millionen Euro hat die Staatsanwaltschaft Frankfurt gegen die dubiose Immobiliengruppe erwirkt – eine der wohl größten Aktionen gegen  mutmaßliche Anlagebetrüger in Deutschland. Gegen sechs mutmaßliche Haupttäter im Alter von 33 bis 70 Jahren erging Haftbefehl - darunter die beiden S+K-Gründer Stephan Schäfer und Jonas Köller. Weitere Beschuldigte seien vorläufig festgenommen worden - wie viele, dazu konnte die Staatsanwaltschaft bisher nichts sagen.

Die Razzien der Staatsanwaltschaft Frankfurt waren schon seit vielen Wochen in Planung. „Ein Einsatz in dieser Größenordnung bedarf eines langen Vorlaufs“, sagte Oberstaatsanwältin Doris Möller-Scheu gegenüber der WirtschaftsWoche.

Groß-Razzia wegen Anlagebetruges

Die WirtschaftsWoche hatte Ende Januar über den Verdacht berichtet, dass S&K Immobilien, die das Unternehmen in seinem Referenzkatalog aufführt, tatsächlich nicht besitzt.  S&K, die angegeben hatten, tausend Mitarbeiter zu  beschäftigen und Immobilien im Wert von über 1,7 Milliarden Euro zu verwalten, hatten die Vorwürfe der WirtschaftsWoche vehement bestritten und juristische Schritte eingeleitet. Die Staatsanwaltschaft spricht jetzt von dem Verdacht, es handle sich um ein planmäßig und groß angelegtes Betrugssystem im Sinne eines sogenannten Schneeballsystems.

Hierdurch sollen tausende Anleger geschädigt worden sein, die Staatsanwaltschaft spricht davon, dass sich ein Schaden in dreistelliger Millionenhöhe abzeichne. Gegenstand der Ermittlungen seien mehrere Fonds, für die mindestens 100 Millionen Euro eingesammelt worden seien. In der Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft heißt es: "Die betrügerisch erlangten bzw. veruntreuten Anlegergelder sollten hauptsächlich für den extrem aufwändigen und exzessiven Lebensstil der Beschuldigten, für die Anschubfinanzierung, den Aufbau und die hohen laufenden Kosten von eigenen und verbundenen Unternehmen sowie für zweckwidrige Objektfinanzierungen verwendet worden sein." Laut WirtschaftsWoche gehörten zum Fuhrpark von S&K Edelkarossen wie Porsche, Lamborghini, Ferrari, Audi R8, Bentley Cabrio und 7er BMW und Aston Martin DB9 Cabrio.

Dabei sollen die Anlagegelder und -objekte in "großem Stil in das Eigentum von verbundenen Unternehmen, beschuldigten Personen und deren Familienangehörigen verschoben worden sein, sie stünden den Anlegern und deren eigentlichen Geschäftszweck laut Staatsanwaltschaft nicht mehr zur Verfügung.

Razzia bei S&K in der Stresemannallee in Frankfurt: Die Staatsanwaltschaft geht mit dringendem Tatverdacht davon aus, dass

"Scheinbar hat die Staatsanwaltschaft auch schnell gehandelt, denn nach Justizangaben konnten bei S&K Vermögenswerte von über 100 Millionen Euro gesichert werden, darunter Bankkonten und Immobilien. Diese könnten für geschädigte Anleger als Haftungsmasse wegen Schadensersatzansprüchen dienen. Außerdem wird wohl gegen mehrere Dutzend Beschuldigte ermittelt, auch gegen Notare und Rechtsanwälte. Damit bestehen gute Aussichten auf eine ordentliche Haftungsmasse. Betroffene Anleger sollten sich auf jeden Fall an einen Fachanwalt wenden oder zumindest einer Anlegerschutzgemeinschaft beitreten, um ihre Ansprüche sichern zu lassen", sagt Rechtsanwalt und Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht Dr. Walter Späth von Dr. Späth Rechtsanwälte.

Am Mittwoch gingen die Durchsuchungen in München weiter. Bei ihrer Razzia durchsuchten Ermittler die Räumlichkeiten der DCM Verwaltungs GmbH sowie der DCM Service GmbH. Das bestätigte die Staatsanwaltschaft Frankfurt auf Anfrage mehrerer Medien. Bei beiden Unternehmen handelt es sich um ehemalige Tochterfirmen des Emissionshauses DCM. S&K hatte die Unternehmen Mitte Juni des vergangenen Jahres übernommen.

Kontakttelefon für Anleger und Hinweisgeber

Die Staatsanwaltschaft teilte mit, dass ab Mittwoch ein so genanntes Kontakttelefon eingerichtet werde. Anfragende Anleger, Bevollmächtigte, Angehörige, Hinweisgeber oder sonstige Berechtigte können sich dort zwischen 8 und 22 Uhr melden. Die Telefonnummer lautet 069-7555 7555.

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