
Große Unternehmen müssen inzwischen einen ausführlichen Nachhaltigkeitsbericht zu den Jahresabschlüssen anfertigen, bei Geldanlagen haben nachhaltige Produkte ein starkes Wachstum. Unternehmen, die Umweltsünden begehen, von Kinderarbeit oder schlechte Arbeitsbedingungen profitieren wollen und durch eine schwache Unternehmensführung auffallen, müssen immer häufiger Konsequenzen fürchten. Die sehen etwas so aus, dass sie von Konsumenten gemieden werden, Abnehmer Verträge kündigen und Investoren ihre Aktien verkaufen. „Das Thema Nachhaltigkeit nimmt an Wichtigkeit zu“, sagt Jutta Rabe. Die Diplom-Volkswirtin ist im Vorstand des gemeinnützigen Verein zur Erforschung nachhaltiger Finanzmodelle.





Studie enthüllt Details über Indizes
Zusammen mit der Evangelischen Forschungsgemeinschaft FEST in Heidelberg hat der Verein auf 105-Din-A4-Seiten ausführlich dargestellt, wie die verschiedenen Nachhaltigkeits-Rating-Agenturen arbeiten. 20 internationale Nachhaltigkeits-Fonds und Indizes werden beschrieben und analysiert.
Diese Regeln sollten Sie bei Ihrer Geldanlage beachten
Streuen Sie Geldanlagen breit, packen Sie nie mehr als ein Drittel der Anlagesumme in ein Einzelinvestment.
Verkauft der Anbieter einer Immobilie oder eines Finanzprodukts den Kredit gleich mit, sollte vorher ein Anwalt das Angebot prüfen.
Ziehen Sie eine weitere Meinung von einem Profi hinzu, den Sie beauftragen.
Lesen Sie Verträge. Nur das gilt, nicht das, was Vermittler im Gespräch erzählen.
Präsentiert der Verkäufer Rechenbeispiele, in denen sich die Anlage von selbst finanziert, lassen Sie die Finger davon. Wer viel verdienen will, trägt viel Risiko.
Bevor Sie sich an Immobilien beteiligen, prüfen Sie vor Ort, wie sie vermietet sind
Besichtigen Sie Immobilien und lassen Sie den baulichen Zustand begutachten.
Fragen Sie im Zweifel einen spezialisierten Anwalt. Ein Steuerberater bestätigt, dass der Steuervorteil greift, ein Anwalt kennt die Fallstricke der Anlage.
Schauen Sie zuerst auf das Risiko und dann auf die mögliche Rendite. Legen Sie fest, wann Sie Ihr Geld wieder benötigen.
Lassen Sie sich eine Chance entgehen, statt unter Zeitdruck zu unterschreiben.
Kaufen Sie nur Produkte, die Sie verstehen. Das klingt banal, passiert aber viel zu selten.
Lassen Sie sich immer das Beratungsprotokoll aushändigen. Prüfen Sie, ob der Inhalt stimmt.
Sagt der Berater, ein Produkt sei sicher, verlangen Sie die schriftliche Bestätigung der Aussage. Gibt er sie nicht, lassen Sie die Finger vom Geschäft.
Lassen Sie sich den Prospekt aushändigen, und lesen Sie ihn vor Unterzeichnung des Vertrages gründlich. Suchen Sie im Prospekt nach Risikohinweisen.
Legen Sie auf, wenn Sie unverlangt ein Angebot per Telefon bekommen.
Die Wissenschaftler haben die Kriterien untersucht, die herangezogen werden, damit sich ein Fonds nachhaltig nennen kann und die bei der Zusammenstellung von Nachhaltigkeits-Indizes gelten. Sie sind dabei der Frage nachgegangen, ob wirklich immer Aktien oder Anleihen in den Produkten stecken, die ein Investor erwartet (Studie kann kostenlos unter www.fairshare-am.com heruntergeladen werden).
Auf das Schlagwort Nachhaltigkeit allein, so ihr Fazit, könne sich kein Investor verlassen. „Denn ein allseits akzeptiertes und sicheres Güte-Zertifikat für nachhaltige Anlageprodukte, dem ‚Blauen Engel’ ähnlich, gibt es immer noch nicht“, bemängelt Rabe. Sie fordert ein staatliches Gütesiegel. Es müsse transparente und verbindliche Regeln haben und hinter ihm dürften keine eigenen wirtschaftlichen Interessen der vergebenden Stelle stehen.
Weiteres Gütesiegel Anfang Juli
Schon jetzt setzen viele Anbieter zwar auf Siegel, die dem Anleger bestätigen sollen, dass der Fonds Aktien und Anleihen nach strengen Kriterien auswählt. Ein solches ESG-Siegel verleiht etwa die gemeinnützige Organisation Luxembourg Fund Labelling Agency (LuxFlag). Das Kürzel ESG steht für Environmental (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (Unternehmensführung). Ab der kommenden Woche können sich Fondsgesellschaften zudem um ein neues Siegel bewerben, den das Forum Nachhaltige Geldanlage (FNG) erstmals anbietet.
FNG ist die Lobbygruppe für 160 Mitglieder aus Banken, Fondsgesellschaften, Versicherungen und Ratingagenturen aus dem deutschsprachigen Raum. Rabe hält das FNG-Siegel nicht für ganz passend, da es von ihr als nicht transparent und verbindlich genug eingeschätzt wird und auch mit wirtschaftlichen Interessen verbunden sei. „Am besten wäre eine EU-Vergabestelle“, sagt Rabe.