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Günstige Kauf- und Verkaufsgelegenheiten Was Aktienkäufe nach EZB-Kalender bringen

US-Forscher haben es nachgewiesen: Wer seine Aktiengeschäfte an den Sitzungsterminen der US-Notenbank orientiert, schlägt den Index. Gilt das auch für Euro-Anleger mit Blick auf die EZB?

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Weltweit hängen Börsenbeobachter und Investoren an den Lippen der Notenbanker. Quelle: AP

Ganz gleich, ob in New York, London, Frankfurt oder Tokio: Weltweit hängen Börsenbeobachter und Investoren an den Lippen der Notenbanker. Ob die Kurse am Aktienmarkt derzeit steigen oder fallen, hängt weniger von den gelisteten Unternehmen als vielmehr von den Ankündigungen der Notenbanken ab. Ihrer Geldschwemme ist zu verdanken, dass wichtige Börsenindizes wie Dow Jones, S&P 500, Dax oder Nikkei im Bereich ihrer Allzeithochs notieren.

Zumindest in den USA ist ein Ende der milliardenschweren Geldspritzen absehbar. In Tokio und Frankfurt pumpen die Notenbanken unvermindert oder sogar zunehmend Geld in die Finanzwirtschaft. Kein Wunder also, dass alle Welt auf die Ankündigungen und Kommentare der Zentralbanker achtet.

Da die Börsen laut Faustformel der Konjunktur immer um ein halbes Jahr voraus sind, ist es für die Investoren ganz entscheidend, wann die Notenbanken den Geldhahn auf- oder zudrehen und ob sie die Leitzinsen senken oder erhöhen. Jede noch so kleine Andeutung möglicher Schritte seitens der Zentralbank hat großen Einfluss auf den kurzfristigen Börsentrend.

Weil die US-Notenbank Federal Reserve den größten Einfluss weltweit genießt, wiegen die Worte von US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen wie schon bei ihren Vorgängern Alan Greenspan und Ben Bernanke besonders schwer.

Wer die Börsen wackeln lässt
Ben Bernanke Quelle: AP
Janet Yellen (Fed-Vizepräsidentin)Yellen gilt als ausgewiesene Arbeitsmarktexpertin und zugleich als Taube. Sie hat zwar ebenfalls ein Auslaufen der Konjunkturhilfen bei einer Besserung der Wirtschaftslage in Aussicht gestellt, macht aber aus ihrer Prioritätensetzung keinen Hehl: Für den FOMC müsse der Abbau der Arbeitslosigkeit im Zentrum stehen, auch wenn die Inflationsrate „zeitweise leicht über zwei Prozent“ liegen sollte. Yellen wird Bernanke in Jackson Hole vertreten. Womöglich wird sie die Bühne nutzen, um den weiteren geldpolitischen Weg der Fed abzustecken. Quelle: REUTERS
William Dudley (links im Bild, New York, FOMC-Vizevorsitzender)Der enge Vertraute Bernankes plädiert dafür, nichts zu überstürzen. Die Fed solle noch „drei bis vier Monate“ warten, bis sie über ein Zurückfahren der Bond-Käufe entscheide. Bis dahin werde sich ein klareres Bild ergeben, wie weit die Konjunkturerholung gediehen sei. Zugleich betont Dudley, das Programm bleibe flexibel. Bei einer Eintrübung der Konjunktur könne das Tempo der Käufe auch wieder steigen. Quelle: dapd
Charles Evans (Chicago Fed)Er gilt als Taube und ist für eine extrem lockere Geldpolitik im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit. Ein Ende der Bond-Käufe kommt für ihn erst in Frage, wenn der Jobmarkt über den Berg ist. Dazu legt er die Latte hoch: Über mehrere Monate müssten mindestens jeweils mehr als 200.000 neue Stellen geschaffen werden. Im Mai waren es lediglich 175.000. Quelle: REUTERS
Eric Rosengren (Boston Fed)Auch er steht eher im Ruf, eine Taube zu sein. Rosengren schlägt vor, in einigen Monaten eine „moderate Verringerung“ der Bond-Käufe zu prüfen, falls sich der Arbeitsmarkt weiter erholt. Zunächst hatte er dafür einen Schwellenwert von 7,25 Prozent bei der Arbeitslosenquote genannt, der aus seiner Sicht Ende des Jahres erreicht werden könnte. Zuletzt stieg die Quote aber leicht auf 7,6 Prozent. Quelle: REUTERS
Esther George (Kansas City Fed)Sie hält die Geldpolitik für zu locker und plädiert für ein Zurückfahren der Konjunkturhilfen. Sie warnt, ein zu starkes Stimulieren der Wirtschaft werde die Inflation anheizen. Quelle: REUTERS
James Bullard (St. Luis Fed)Der Notenbanker sorgt sich um die Preisstabilität, allerdings nicht wegen möglicher inflationärer Auswirkungen der Geldschwemme, sondern wegen des derzeit zu niedrigen Preisauftriebs. Er möchte die Anleihe-Käufe solange fortsetzen, bis die Inflationsrate wieder auf den Zielwert der Fed von zwei Prozent gestiegen ist. Andernfalls drohe das Inflationsziel an Glaubwürdigkeit zu verlieren. Im April ging die von der Fed beobachtete Teuerungsrate (PCE) in den USA auf 0,7 Prozent zurück. Quelle: REUTERS

Gewinnformel mit Notenbankkalender

Wie deutlich die Notenbanksitzungen, auf denen die nächsten geldpolitischen Schritte entschieden werden, die Börse beeinflussen, haben US-Wissenschaftler kürzlich mit einer umfangreichen, langfristigen Studie belegt. Sie untersuchten die Wirkung der Notenbanksitzungen seit 1994 auf den breiten US-Index S&P 500. Das verblüffende Ergebnis: Wer stur nach dem Takt der Zinsentscheidungen der Fed investiert hat, übertraf die Märkte deutlich – und zwar unabhängig davon, ob die Fed die Zinsen senkte oder erhöhte.

Demnach richten sich die Börsenwochen mit positiver Entwicklung in ihrem Takt nach den Sitzungsterminen der Fed. Wie das Wall Street Journal berichtet, hätten Anleger, die den S&P-500-Index immer am Tag vor der Fed-Sitzung kauften, eine Woche später wieder verkauften und diesen Wechselrhythmus in den Wochen bis zur nächsten Notenbanksitzung beibehielten, in den vergangenen 20 Jahren die Märkte durchweg geschlagen. Während sie mit dem S&P 500 seit 1994 eine Gesamtrendite von rund 505 Prozent erzielt hätten, hätte die Strategie der US-Wissenschaftler im gleichen Zeitraum stolze 650 Prozent Rendite gebracht.

Laut Studie ist dieser Rhythmus selbst dann noch eindeutig, wenn der 20-jährige Betrachtungszeitraum in drei Perioden geteilt wird (1994-2000, 2007-2007 und 2008-2013). Und ihre Ergebnisse zeigen, dass ein signifikanter Zusammenhang zwischen den FED-Terminen und der Rendite besteht. Während in den geraden Woche nach dem Fed-Treffen die Performance überdurchschnittlich ist, fällt sie in den ungeraden Wochen sogar leicht ins Negative. Es scheint, als hätten die Wirtschaftswissenschaftler in den USA so etwa wie eine Gewinnformel für die Wall Street entdeckt.

Dax kaufen, wenn Draghi spricht?

Was liegt also näher, als zu prüfen, ob auch deutsche Anleger vom Anlagemuster der US-Forscher profitieren konnten, wenn sie sich an die Zinsentscheide und Ratssitzungen der EZB klemmten.

Zusammen mit dem Handelssystementwickler Dimitri Speck hat WirtschaftsWoche Online versucht, die Ergebnisse der US-Studie auf Europa zu übertragen. Unsere Frage: Ergibt auch ein Anlagemuster entlang der Ratssitzungen der EZB eine höhere jährliche Rendite als einfach in den Dax zu investieren?

Hierzu sammelten wir zunächst die Sitzungsdaten der EZB seit 2000. Diese orientieren sich grundsätzlich an einem 14-tägigen Rhythmus, Ausnahmen zum Jahreswechsel, zu Feiertagen oder der Sommerpause berücksichtigten wir bei der Datenauswahl. Wie auch in der Studie von Cieslak, Morse und Vissing-Jørgensen sollte einen Tag vor den EZB-Sitzungen investiert und eine Woche später wieder verkauft werden.

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