Großaktionär und Vorstand der OGI ist Jürgen Wagentrotz, ein schillernder Unternehmer und Multimillionär. Er hat sein Geld vor allem mit Geschäften rund um Immobilien und Glücksspiel gemacht. Ins Ölgeschäft habe er sich seit 2010 „intensiv eingearbeitet“. Als OGI-Vorstand „wurde ich gewählt, weil ich ein weitsichtiger, erfolgreicher Kaufmann bin, der bei seinen bisherigen Geschäften stets Mut und kaufmännisches Geschick bewiesen hat“, so Wagentrotz in einer Stellungnahme.
TV-Modedesigner Kretschmer und OGI-Vorstand Wagentrotz kennen sich. Wagentrotz gehöre zum „engsten Freundeskreis“ sagte Kretschmer 2013 der Zeitschrift „Bunte“. Damals stand Wagentrotz für Kretschmer in einer Promi-Ausgabe der RTL-Quizshow „Wer wird Millionär?“ als Telefonjoker bereit – in der berühmten Folge, in der sich Fußball-TV-Experte Waldi Hartmann blamierte, als er behauptete, Deutschland habe nie eine WM im eigenen Land gewonnen. Joker Wagentrotz kam nicht zum Einsatz. Dabei hätte er die richtige Antwort gewusst, sagt er.
Kretschmer soll 10.000 Aktien halten
Nun, als OGI-Vorstand, soll Wagentrotz Kretschmer wenigstens als Aktionär zum großen Gewinn verhelfen: Kretschmer hält laut einer Liste zur letzten OGI-Hauptversammlung 10.000 der nicht börsennotierten OGI-Aktien. Zu OGI-üblichen Konditionen würde dieser Anteil über 80.000 Euro Einzahlung entsprechen.
Damit würde der Modedesigner zu einem kleinen Kreis von 146 Aktionären zählen. Kretschmer hat Fragen zur OGI und seinem Anteilsbesitz bis Redaktionsschluss nicht beantwortet.
Finger weg von Finanzprodukten, wenn...
Renditen von über acht Prozent pro Jahr versprochen werden, gleichzeitig aber ein Drittel der eingeworbenen Summe für Kosten wie Werbung oder Vertrieb draufgeht
der Initiator bislang noch keine erfolgreichen Finanzprodukte aufgelegt hat
der Initiator nicht nachweisen kann, dass er die versprochenen Renditen im Kerngeschäft erwirtschaftet oder mit Vorgängerprodukten bereits erzielt hat
das Objekt, in das investiert werden soll, noch nicht feststeht oder das Anlegergeld als Kredit an andere Gesellschaften weitergereicht wird, der Anleger sich also nicht direkt an einer Immobilie oder einem Schiff beteiligt
Anleger Geld nachschießen müssen, falls das Unternehmen zum Sanierungsfall wird
Wagentrotz hielt auf der Hauptversammlung vom August 2014 gut 30 Prozent der Aktien. Er selbst soll über zehn Millionen Euro in das Unternehmen investiert haben; etwa ein Zehntel seines Nettovermögens.
Wie reich Wagentrotz ist, muss auch die Anleger der „Erdöl-Wertbriefe“ interessieren. Denn falls sie ihr Geld aus dem Nachrangdarlehen nicht direkt von der OGI bekommen, soll Wagentrotz zusätzlich persönlich für ihr Geld bürgen. Diese Garantie, den Interessenten wird sie als hochwertig aussehende Urkunde zugeschickt, ist Teil eines „Sicherheitspakets“.
OGI hat hohes Eigenkapital
Anleger sollen ihre traumhaft hohen Zinsen (ab 1000 Euro neun Prozent, ab 5000 Euro zehn und ab 10.000 Euro zwölf Prozent) quartalsweise von der OGI bekommen. Die Mindestanlagedauer beträgt zwei Jahre; auf die Einlage kommt noch ein Ausgabeaufschlag von zwei Prozent.
Meilensteine der Ölpreisentwicklung
Die ersten gewinnbringenden Erdölbohrungen finden Mitte des 19. Jahrhunderts statt. In dieser Zeit entstehen auch die ersten Raffinerien. Bis 1864 steigt der Ölpreis auf den Höchststand von 8,06 Dollar pro Barrel (159 Liter); inflationsbereinigt müssen damals im Jahresdurchschnitt 128,17 US-Dollar gezahlt werden. In den folgenden Jahrzehnten bleibt der Preis auf einem vergleichsweise niedrigen Level, fällt mitunter sogar, bedingt etwa durch den Erfolg der elektrischen Glühlampe, durch die Öl im privaten Haushalt nicht mehr zur Beleuchtung nötig ist.
Mit dem Erfolg des Automobils zu Beginn des 20. Jahrhunderts steigt die Öl-Nachfrage rasant; speziell in den USA, wo der Ford Modell T zum Massenprodukt wird. 1929 fahren insgesamt 23 Millionen Kraftfahrzeuge auf den Straßen. Der Verbrauch liegt 1929 in den Staaten bei 2,58 Millionen Fass pro Tag, 85 Prozent davon für Benzin und Heizöl. Die Preise bleiben allerdings weiter unter fünf Dollar pro Fass (nicht inflationsbereinigt), da auch mehr gefördert wird.
In den 30er Jahren kommt die Große Depression, die Unternehmenszusammenbrüche, Massenarbeitslosigkeit, Deflation und einen massiven Rückgang des Handels durch protektionistische Maßnahmen zur Folge hat. Während der Weltwirtschaftskrise verringert sich die Nachfrage nach Erdöl und der Preis sinkt auf ein historisches Tief. 1931 müssen bloß noch 0,65 Dollar pro Barrel gezahlt werden (inflationsbereinigt etwa zehn US-Dollar). So billig sollte das schwarze Gold nie wieder sei.
Nachdem sich die Weltkonjunktur erholt hat, steigt der Preise für Öl wieder, bleibt aber konstant unter fünf Dollar pro Barrel. Für die Jahre zwischen dem Ersten Weltkrieg und der Ölkrise im Herbst 1973 spricht man deshalb vom „goldenen Zeitalter“ des billigen Öls.
In den 70er und 80er Jahren kommt der Ölpreis in Bewegung. Als die Organisation der erdölexportierenden Länder (Opec) nach dem Krieg zwischen Israel und den arabischen Nachbarn im Herbst 1973 die Fördermengen drosselt, um politischen Druck auszuüben, vervierfacht sich der Weltölpreis binnen kürzester Zeit. Zum Ende des Jahres 1974 kostet ein Barrel über elf Dollar (inflationsbereinigt fast 55 US-Dollar). Dies bekommen auch Otto-Normal-Bürger zu spüren: In Deutschland bleiben sonntags die Autobahnen leer, in den USA bilden sich Schlangen vor den Tankstellen.
Während der zweiten Ölkrise in den Jahren 1979/1980 zieht der Ölpreis nach einem kurzfristigen Rückgang weiter an. Ausgelöst wird dies im Wesentlichen durch Förderungsausfälle und Verunsicherung nach der Islamischen Revolution. Nach dem Angriff Iraks auf Iran und dem Beginn des Ersten Golfkrieg explodieren die Preise regelrecht. Auf dem Höhepunkt im April 1980 kostet ein Barrel 39,50 Dollar (inflationsbereinigt 116 Dollar).
Die 80er und 90er Jahre sind – abgesehen von dem kurzzeitigen Anstieg verursacht durch den Zweiten Golfkrieg – eine Phase niedriger Ölpreise. Die Industriestaaten befinden sich in einer Rezession und suchten aufgrund vorhergehenden Ölkrisen mit besonders hohen Preisen nach alternativen Energiequellen. Weltweit gibt es Überkapazitäten. Während der Asienkrise 1997/1998 sinkt die Nachfrage weiter. Ende des Jahres 1998 werden 10,65 Dollar pro Barrel verlangt.
Nach Überwindung der Krise wachsen die Weltwirtschaft und damit auch der Ölbedarf schnell. Selbst die Anschläge auf das World Trade Center 2001 sorgen nur für einen kurzen Rücksetzer. Anfang 2008 steigt der Ölpreis erstmals über 100 US-Dollar je Barrel, Mitte des Jahres sogar fast auf 150 Dollar. Ein Grund für den Preisanstieg wist der Boom des rohstoffhungrigen China, mittlerweile zweitgrößter Verbraucher der Welt.
Die globale Finanzkrise und eine schwächelnde Konjunktur sorgen für einen Rückgang der Nachfrage. Gleichzeitig bleibt das Angebot durch die massive Förderung in den USA (Fracking) hoch. Die Folge: Der Ölpreis bricht ein. Ab Sommer 2014 rutscht der Preis für Brentöl innerhalb weniger Monate um rund 50 Prozent auf 50 Dollar. Erst im Februar 2015 erholte sich der Ölpreis leicht und schwankt um die 60 Dollar je Barrel.
Im Mai 2015 hatten sich die Ölpreise zwischenzeitlich erholt. Die Sorte Brent erreichte mit einem Preis von 68 US-Dollar je Barrel ein Jahreshoch. Von da aus ging es bis September des Jahres wieder steil bergab auf 43 Dollar. Nach einer Stabilisierung zwischen September und November nahm der Ölpreis seine wieder Talfahrt auf. Am 15. Januar hat der Ölpreis die 30-Dollar-Marke unterschritten.
Mit einer Bestätigung des Steuerberaters über das eingezahlte Kapital in Höhe von insgesamt 26 Millionen Euro zum 31. Juli 2014 will die OGI ihre Finanzstärke belegen. Tatsächlich grenzt die OGI sich durch das hohe Eigenkapital von vielen zwielichtigen Ölbuden ab. Die gingen in den vergangenen Jahren auch in Deutschland mit mickriger Kapitalausstattung auf Anlegerfang. Ihre Geschäfte kamen über Absichtserklärungen nie hinaus.
Doch wie viel von dem eingezahlten Kapital heute noch übrig ist – und damit im Zweifel auch zur Rückzahlung der „Erdöl-Wertbriefe“ verfügbar wäre –, können Interessenten nicht erfahren. Laut Jahresabschluss 2013 standen ursprünglich eingezahlten 17,7 Millionen Euro Eigenkapital nur noch 4,2 Millionen Euro Cash und Bargeldguthaben gegenüber. Eine zweistellige Millionensumme an Eigenmitteln sei über die Jahre in Landrechte, Messungen und Probebohrungen geflossen, sagt ein von der OGI beauftragter Berater.