Hackerangriff auf Coincheck So reagieren die Behörden auf den Mega-Raub

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Wie es zu dem Nem-Diebstahl kam

Die Nem-Stiftung, die sich um die Blockchain-Technologie der Digital-Währung Nem (New Economy Money) kümmert, kann nach eigenen Angaben den Weg aller gestohlenen Coins nachverfolgen. Viele Details des Angriffs sind noch unklar. Dem für das Tagesgeschäft zuständigen Coincheck-Manager Yusuke Otsuka zufolge wurden am Freitag etwa 523 Millionen Nem auf ein bestimmtes Coincheck-Depot umgebucht. Acht Stunden später registrierte die Börse ungewöhnliche Abflüsse von diesem Konto. Allerdings habe die Stiftung keine Möglichkeit, den Geschädigten die gestohlenen Nem-Coins zurückzugeben.

Höheres Risiko auf Handelsplattformen

Das bei Coincheck gestohlene Digitalgeld lag in Online-Depots, sogenannten Hot Wallets. Laut Regularien sollte es eigentlich ohne Internetverbindung in sogenannten Cold Wallets deponiert sein. Außerdem verzichtet Coincheck bislang auf das sogenannte Multi-Signatur-System, das Hacker-Angriffe erschwert.

Bitcoin-Befürworter pochen darauf, sich von zentralisierten Börsen für Digital-Devisen fernzuhalten. Der Handel über eine solche Plattform widerspreche der Grundidee einer Währung, die ohne Kontrolle von Institutionen wie Behörden, Banken oder Börsen auskommen soll. Außerdem erhöhe die Zahl der Zwischenstationen das Risiko von Missmanagement, Betrug und Hacker-Angriffen.

Experten raten dazu, nur unmittelbar benötigte Beträge auf Hot Wallets zu transferieren. Der Handel mit Cyber-Devisen ist auch über dezentrale Börsen wie Shapeshift, Changelly oder Waves Dex möglich, bei denen das Geld direkt vom Käufer zum Verkäufer geleitet wird, ohne den Umweg über eine Handelsplattform.

Hackerangriff ruft staatliche Regulierer auf den Plan

Die staatliche Regulierung von Digitalwährungen und des Handels mit ihnen steckt noch in den Kinderschuhen. Als erster Industriestaat erkannte Japan die Cyber-Währung Bitcoin im April 2017 als gesetzliches Zahlungsmittel an. Seither benötigen Börsen für digitales Geld eine staatliche Lizenz. Die Aufsichtsbehörde FSA verlangt von den Betreibern robuste Computersysteme, die Trennung von Bargeld- und Kryptowährungskonten, eine Identifikationsprüfung der Kunden und Risikomanagement-Systeme.

Die Handelsplattformen, die wie Coincheck schon vorher existierten, dürfen ihre Geschäfte bis zur formellen Genehmigung des Antrags weiterführen. Bislang registrierte die japanische FSA 16 Kryptobörsen, 16 weitere warten auf eine Zusage.

In China und Südkorea, neben Japan Hochburgen des Handels mit digitalen Währungen, haben die Behörden ihre Gangart ebenfalls verschärft. In China gaben daher im Herbst einige Börsen auf. Südkorea denkt über eine Schließung aller Handelsplätze des Landes nach.

Die Regulierung von Bitcoin & Co. soll auch Thema beim anstehenden Gipfeltreffen der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) im März werden. Der Ruf nach strengerer Regulierung der Kryptowährungen und zugehöriger Handelsplattformen wird indes immer lauter.

Die große Mehrheit der Deutschen bleibt einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsunternehmens Civey zufolge sehr skeptisch gegenüber Kryptowährungen. Lediglich 2,2 Prozent nutzen bereits Kryptowährungen zum Bezahlen, 11,1 Prozent können sich das Bezahlen mit Bitcoin und Co. zumindest für die Zukunft vorstellen. Auf der anderen Seite lehnen 54,5 Prozent der mehr als 10.000 Befragten die Nutzung von Kryptowährungen kategorisch ab, weitere 23,7 Prozent möchten sie eher nicht verwenden.

„Am stärksten hängt die Akzeptanz von Kryptowährungen mit dem Alter zusammen“, erklärt Civey-Vorstandschef Gerrit Richter. „Während bei Menschen unter 40 Jahren jeder Vierte offen für die Zahlung mit Kryptowährungen ist, ist es bei den über 65-jährigen nur jeder Zwanzigste.“ Trotzdem sei die Bekanntheit von Kryptowährungen extrem hoch: „96 Prozent der Deutschen haben bereits von Kryptowährungen wie Bitcoin gehört.“

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