Sie diversifizieren sehr breit, suchen insbesondere unterbewertete Aktien mit langfristigen Perspektiven und einer erfolgreichen Vergangenheit – wie ihr Vorbild Warren Buffett. Sie orientieren sich dabei am fairen Wert im Verhältnis zur Börsenbewertung. Aber lässt sich der faire Wert angesichts der geborgten Konjunktur überhaupt ermitteln? Zumal sie sogar gesagt haben, dass Sie Banken attraktiv finden.
Ja, das geht durchaus. Bei den Banken muss ich allerdings einschränken: Ich mag Banken mit einem einfachen Geschäftsmodell. Die komplexen durchschaue ich nicht, weder bei der Deutschen Bank noch bei JP Morgan. Aber ich verstehe eine Aareal Bank und in Grenzen auch eine UBS - die kann ich gut nachvollziehen. Abgesehen davon schauen wir bei allen Unternehmen auf das Basiswachstum, das dem Geschäftsmodell zugrunde liegt. Zum Beispiel im IT-Bereich. Da sehe ich, dass das sich die Datenvolumen seit etwa 30 Jahren pro Jahr ungefähr verdoppeln. In diesem Trend ist auch keine Abschwächung zu erkennen, nicht einmal konjunkturelle Dellen. Davon profitieren etwa Datenbankbetreiber, Telekomunternehmen, Hersteller von Switches und so weiter. Weil Telekommunikation und Internet Fundamentalbedürfnisse der Menschen sind, hat die Konjunktur darauf relativ wenig Einfluss. Ein weiteres Beispiel solch große Trends sind etwa die Transportvolumina. Die Waren, die um die Welt geschickt werden, nehmen abgesehen von vorübergehenden Rückgängen von Jahr zu Jahr zu. Bei den Lebensmitteln steigt die Geflügelfleischproduktion auf der Welt jedes Jahr um fünf Prozent. Wir geben jedes Jahr mehr für unsere Gesundheit aus. In all diesen Bereichen sehe ein Basiswachstum, das relativ konjunkturunabhängig ist. Das macht mich optimistisch.
Wo sehen Sie denn bei Banken und Finanzdienstleistern ein Basiswachstum?
Bei den Finanzdienstleistern haben wir zum Beispiel die Western Union im Portfolio. Die Bargeldtransfers von Migranten, etwa von Gastarbeitern, nehmen zu. Wenn die Einwanderungsbestimmungen strenger werden, gibt es mal eine Delle, aber das Bedürfnis, Bargeld z.B. aus den USA nach Mexico oder von Dubai nach Indien zu schicken, steigt von Jahr zu Jahr. Darauf kann ich mich ziemlich gut verlassen.
Versuchen Sie dennoch, den fairen Wert einer Bank zu ermitteln?
Nur wenn das Geschäftsmodell einfach ist. Dann kann ich das abschätzen. Wenn ich sehe, dass eine Bank zum halben Buchwert notiert, und ein wunderbar solides Geschäftsmodell hat, was soll ich denn dann verkehrt machen? Die Aareal Bank notiert etwa bei 60 Prozent vom Buchwert. Da bekomme ich für 60 Cent Investment 40 Cent dazu geschenkt. Das ist trivial einfach.
10 Tipps für Börseneinsteiger
Bevor ein potentieller Anleger zum ersten Mal Aktien kauft, sollte er sich Gedanken darüber machen, welches Ziel er mit der Geldanlage verfolgt und für welchen Anlegertyp er sich hält. Wenn mit den Aktien später die Altersvorsorge aufgestockt oder das Studium der Kinder finanziert werden soll, muss an der Börse eine andere Taktik angewendet werden, als wenn es um kurzfristige Gewinne geht. Die grundlegende Frage ist: Sind Sie auf den Betrag angewiesen und investieren deshalb lieber mit möglichst geringem Risiko oder können Sie eventuelle Verluste verschmerzen und renditestärkere aber auch riskantere Papiere kaufen?
Wer die Frage nach der eigenen Risikoneigung mit "no risk, no fun!" beantwortet, sollte sich darüber im Klaren sein, dass er zwar sehr viel gewinnen, aber auch sehr viel verlieren kann. Für den Anfang schadet es nicht, auf eine langfristige Strategie zu setzen und die Entwicklungen an den Märkten zu beobachten. Kleine Zockereien für den Nervenkitzel sind dann im Verlustfall besser zu verschmerzen. Nach dem Geckoschen Leitsatz "Greed is good" sollten Börsenneulinge nicht handeln.
Was eine Aktie ist und wie sie funktioniert, dürfte jedem klar sein. Wer sein Depot auch mit Anleihen und Zertifikaten füllen möchte, sollte nur in Produkte investieren, die er auch versteht. Wer nur auf die Renditeversprechen hört und Produkte kauft, deren Vor- und Nachteile, beziehungsweise Funktionsweisen er nicht begreift, fällt über kurz oder lang auf die Nase.
Bevor Sie ein Depot eröffnen, vergleichen Sie die Gebühren der Banken. Je höher die Gebühren sind, desto geringer fällt die Rendite nachher aus. Direktbanken haben im Regelfall günstige Konditionen und bieten kostenlose Depots an.
Anleger sollten ihr Geld - und damit auch ihr Risiko - zumindest am Anfang möglichst breit streuen. Verteilen Sie Ihr Geld auf verschiedene Märkte wie Rohstoffe und Energie, sowie auf Aktien, Fonds und Anleihen.
Wer seinem Portfolio Fonds oder Zertifikaten beimischt, sollte auch innerhalb dieser Anlageklassen auf eine gute Mischung achten. Fondsanbieter und deren Produkte lassen sich online schnell vergleichen. Wer nicht nur in ein oder zwei Gesellschaften investiert, ist auf der sicheren Seite.
Besonders wichtig ist, dass Sie sich Zeit nehmen für Ihre Geldanlage und Ihr Depot regelmäßig überprüfen: Welche Anlageinstrumente haben sich wie entwickelt? Ist es Zeit, das Depot umzuschichten, oder läuft alles in meinem Sinne?
Bei der Überprüfung des Depots sollte man sich immer mal wieder fragen: Würde ich diese Aktie oder diesen Fonds heute noch kaufen? Lautet die Antwort ja, behalten Sie das Produkt. Sind Sie von der Qualität nicht mehr überzeugt, wird es Zeit zum Verkauf.
Entwickelt sich eine Aktie oder ein sonstiges Produkt nicht so, wie geplant, sollten Sie nicht zögern, es zu verkaufen. Sogenannte Stopp-Loss-Orders, also Untergrenzen, bei denen verkauft werden soll, können hilfreich sein. Das bietet sich insbesondere dann an, wenn man den Kurs nicht permanent selbst im Auge behalten kann oder will.
Grundsätzlich gilt: Verlieren Sie nicht die Nerven. An der Börse gibt es Kursschwankungen, Aktienkurse können unerwartet einbrechen. Das sollte aber kein Grund sein, den Kopf zu verlieren. Panische und unüberlegte Deals kosten meist mehr Geld als die Abwärtstrends.
Aber damit sich das im Kurs niederschlägt, braucht es ja mitunter einen langen Atem und Nerven für hohe Kursschwankungen, also hohe Volatilität.
Ich finde die heutigen Kursschwankungen eigentlich ganz normal. Darin liegt auch die Chance: Spannend ist eine Aktie vor allem dann, wenn sie vom Markt schon gestraft wurde, aber sich in ihren inneren Werten schon dreht. Ein aktuelles Beispiel ist Hewlett-Packard, die wir vor ein paar Monaten gekauft haben. Der Markt mag sie nicht wegen der vielen Probleme, die das Unternehmen hat. Aber die Geschäftszahlen weisen schon nach oben. In dieser Diskrepanz zwischen Marktwahrnehmung und inneren Daten liegt für uns die Freude am Spiel: etwas zu erkennen, was der Markt noch nicht so richtig verarbeitet hat.