Inzwischen stehen die meisten Unternehmen aber wieder auf stabilem Fundament; zumindest diejenigen, die es geschafft haben, ihre Schuldenquote zu reduzieren. In Deutschland gebe es eine kleine Gruppe gut geführter und aktionärsfreundlicher Immobiliengesellschaften mit angemessenen Bilanzkennziffern, schreibt Bernd Stahli von Merrill Lynch in einer Branchenstudie. Derzeit zählten zu dieser Gruppe Deutsche Euroshop, Deutsche Wohnen sowie GSW Immobilien.
Um zu entscheiden, ob eine Immobilienaktie günstig oder teuer ist, gibt es eine einfache Methode: Man vergleicht den Börsenwert mit dem sogenannten Nettoinventarwert (engl. Net Asset Value, NAV). Der NAV gibt den Wert aller Vermögensgegenstände eines Unternehmens an, bei einer Immobilienfirma entspricht er dem Wert der Immobilien nach Abzug der Schulden. Wenn der Börsenwert unter dem NAV liegt, kann das bedeuten, dass die Aktie unterbewertet ist – vorausgesetzt es stehen keine großen Abschreibungen an.
In den vergangenen Jahren waren fast alle Immobilienaktien so billig, dass der Börsenwert weit unter dem Immobilienwert lag. Das ist nach den Kursteigerungen in diesem Jahr nicht mehr durchweg der Fall. Der Immobiliensektor sei zwar bereits angemessen bewertet, einige Werte blieben aber attraktiv für Anleger, schreibt Bart Gysens, Analyst von Morgan Stanley, in einer Branchenstudie.
Deutsche Wohnen wird am Markt knapp zwölf Prozent über dem NAV bewertet, bei GSW Immobilien sind es sieben Prozent, bei Deutsche Euroshop rund 18 Prozent. Der Börsenwert von TAG Immobilien liegt dagegen zehn Prozent unter Nettoinventarwert. Noch deutlich größer fällt der Abschlag bei DIC Asset und IVG Immobilien aus. Die beiden Spezialisten für Gewerbeimmobilien werden 50, 60 Prozent unter Wert gehandelt. Grund für die Skepsis der Investoren: Der Markt für Büroimmobilien hängt stark von der Konjunktur ab, die wiederum durch die Euro-Krise belastet wird.
Ob der hohe Abschlag gerechtfertigt ist, ist unter Experten umstritten. Trotz des hohen Verschuldungsgrads sei DIC Asset einer der am stärksten unterbewerteten Branchenwerte in Europa, meint Analyst Thomas Martin von HSBC Trinkaus. Weniger gut bei Analysten kommt IVG Immobilien weg: Die IVG habe bisher drei Jahre an der Restrukturierung ihres Geschäfts gearbeitet, aber bislang habe dies dem Anschein nach kaum Auswirkungen auf ihre Ergebnisse, schreibt Stahli von Merrill Lynch.
Auf der anderen Seite könnte sich gerade eine Wette auf den Turnaround der Aktie auszahlen. Jemand, der nur auf Sicherheit aus ist, sollte daran am besten gar nicht erst denken.