Importbeschränkungen Inder schmuggeln große Mengen Gold

Unlängst hat China Indien als weltgrößter Markt für Gold überholt. Weil Indien wegen eines Handelsdefizits nicht mehr so viel Gold einführen darf, verlegen die Inder sich nun aufs Schmuggeln des beliebten Edelmetalls.

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Eine indische Braut und ihr Bräutigam sind reich geschmückt. Die Inder sind regelrecht verrückt nach Gold. Quelle: dapd

Die Inder sind regelrecht verrückt nach Gold. Auch Importbeschränkungen für das Edelmetall können sie nicht stoppen. Wie die "FAZ" berichtet, wird das Verbot in großem Stil durch Schmuggel zu umgehen versucht. So sollen in einer Maschine von Dubai ins indische Calicut mehr als 50 Passagiere Goldbarren bei sich getragen haben - im Wert von insgesamt 2,5 Millionen Dollar. Beim Zoll zeigten sie das Gold an und bezahlten 10 Prozent. Ihre üppigen Käufe sollen sie mit bevorstehenden Hochzeiten begründet haben.

Wie das Blatt weiter berichtet, nutzen seit dem Eintreten von Importbeschränkungen für Gold wegen des indischen Handelsdefizits Juweliere und Händler ein Schlupfloch im Gesetz, indem die Inder, die von der Arbeit im Ausland nach hause kommen, als Kuriere für Gold einsetzen.

China hatte Indien unlängst als weltweit größter Markt für Gold überholt. Chinesische Konsumenten kauften im vergangenen Jahr 1066 Tonnen Goldprodukte, wie der in London ansässige Branchenverband World Gold Council in einem Bericht mitteilte. Dies sei ein Anstieg von 32 Prozent im Vergleich zu 2012.

Dass China Indien überhaupt überholen konnte, ist den Importbeschränkungen zuzuschreiben. Weil die Goldimporte die Exporte deutlich überstiegen, waren sie maßgeblich für das Leistungsbilanzdefizit Indiens verantwortlich. Die Regierung ergriff entsprechende Gegenmaßnahmen und erhöhte 2013 die Einfuhrsteuern auf Gold in mehreren Schritten von vier auf zehn Prozent. Zudem legte die Zentralbank den Importeuren auf, dass sie 20 Prozent des importierten Edelmetalls in verarbeiteter Form als Schmuck wieder exportieren müssen. Das zeigte Wirkung: In Indien wurden im vergangenen Jahr 975 Tonnen Gold verkauft. Ein magerer Zuwachs von 13 Prozent laut World Gold Council gegenüber dem Vorjahr, nachdem sich die Importe in den vergangenen zehn Jahren auf fast 1000 Tonnen mehr als verdoppelt hatten.

In den Zahlen ist der Schmuggel natürlich nicht enthalten. So fanden etwa im vergangenen November Reinigungskräfte nach der Landung einer Maschine im indischen Kalkutta Goldbarren auf der Flugzeugtoilette. Ein Zollbeamter berichtete von zwei kleinen Taschen mit 24 Goldbarren, die einen Stempel aus Dubai trugen. Der Wert: knapp eine Million Euro. Der Zoll vermutete damals schon, dass Schmuggler am Werk waren. Nach Schätzungen des Finanzministeriums werden derzeit rund drei Tonnen Gold pro Monat nach Indien geschmuggelt. Allein in Calicut seien im Dezember rund 4000 Pfund Gold im Wert von rund 80 Millionen Dollar verzollt worden. Die Kuriere verstoßen laut indischem Recht nicht gegen das Gesetz, sofern sie sechs Monate im Ausland gelebt haben.

Dass die Inder so wild auf das Edelmetall sind, erklärte der Vizepräsident der indischen Zentralbank, Kamalesh Chandra Chakrabarty gegenüber "FAZ" damit, dass nur wenige Inder Aktien und Anleihen besitzen. Nur die Hälfte der Bevölkerung besitzt überhaupt ein Bankkonto. Zudem glauben die Inder, dass Gold Glück und Reichtum bringt, weshalb es ein absolutes Pflichtgeschenk etwa bei Hochzeiten ist. Auch wird Gold von Gläubigen an Tempel gespendet - es ist Sparbuch, Versicherung und Ablasshandel in einem.

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