Die Modellrechnung geht davon aus, dass Anleger ihr Vermögen anfangs nach den genannten Quoten auf die Anlageklassen verteilen und die Depotanteile dann jährlich wieder auf das Ausgangsniveau bringen. Sind Aktien gestiegen und machen nach einem Jahr schon 40 Prozent des Depots aus, würde der Anleger Gewinne mitnehmen und ein Viertel der Aktien verkaufen. Der Aktienanteil im Depot würde dann wieder auf 30 Prozent sinken. Alternativ könnte der Anleger auch mehr Geld in die Hand nehmen und dieses in die übrigen Anlageklassen stecken, um so wieder auf die gewünschte Verteilung zu kommen.
Diese quasi-automatischen Anpassungen sind eine wichtige psychologische Stütze. Sie schützen Investoren vor dem gefährlichen Herdentrieb: vor Käufen, wenn die Börse oder der Goldpreis oben sind, und vor Verkäufen im Kurstief, wenn alle raus wollen.
Im Rückblick haben sich die antizyklischen Anpassungen ausgezahlt. Sie haben die Renditen je nach Startjahr um 0,3 bis 1,0 Prozentpunkte pro Jahr gesteigert. Nur für das Startjahr 2012 ist die Rendite für ein Depot, dessen Quoten nicht angepasst wurden, höher. Der Grund ist simpel: Durch die Umschichtung hätten Anleger den Aktienanteil nach dem positiven Börsenjahr zum Jahreswechsel 2012/2013 gesenkt und den Goldanteil erhöht. Dadurch hätten sie weniger stark vom erneut guten Börsenjahr 2013 profitiert und wären stärker von der schwachen Goldpreisentwicklung getroffen worden.
Gegen den Strom schwimmen
Doch das sind Momentaufnahmen. Langfristig zahlt es sich aus, gegen den Strom zu schwimmen. So wäre der Goldanteil bei einem 2008 gestarteten Mischdepot bis Anfang 2013 ohne Anpassungen auf 39 Prozent gestiegen. Der Preisrutsch beim Gold im vergangenen Jahr, in Euro gerechnet rund 30 Prozent, hätte den Anleger zwölf Prozent seines Depotwertes gekostet. Dank der regelmäßigen Anpassungen aber wurde Gold zu Spitzenpreisen verkauft. Das Goldminus 2013 kostete nur neun Prozent des Depotwerts. Die Wertanstiege der übrigen Depotposten glichen das weitgehend aus, unter dem Strich blieb nur ein leichtes Minus von 0,8 Prozent.
Gold selbst – trotz der miesen Entwicklung im vergangenen Jahr – hat sich als Depotbaustein bewährt. 2011 fing es die schwache Börsenentwicklung zum Beispiel perfekt auf. Kein Zufall: Langfristig entwickelt sich der Goldpreis meist gegenläufig zu Aktienkursen, was aus Gold eine gute Krisenversicherung macht.
Wie man an der Börse die besten Chancen hat
Stop-Loss-Orders, bei deren Unterschreiten automatisch verkauft wird, disziplinieren und bewahren davor, permanent nach Kursen schauen zu müssen. Sinnvoll aber nur bei sehr liquiden Werten. Bei Aktien unterhalb des Dax gefährlich, weil Profis die Aktien unter das Stopp-Loss drücken und billig abfischen könnten.
Stimmen die Gründe für den Kauf noch, wird eine Aktie nur ihrer Kursgewinne wegen nicht riskanter. Also halten, auch dann, wenn es zwischenzeitlich nach unten geht. Verschlechtern sich wesentliche Parameter: verkaufen.
Angst und Gier treiben die Herde, so entstehen heftige Kursbewegungen, die aber auch schnell wieder drehen und deshalb gute Kauf- und Verkaufschancen bieten. US-Ökonom Robert Shiller zieht Parallelen zum Fußball: „Halte dich von der Meute fern, dann wird der Ball früher oder später zu dir kommen.“
Wer Unternehmen mit überzeugendem Geschäftsmodell hält, prüft Kennzahlen wie Kurs-Gewinn-Verhältnis, Umsatz- und Cashflow-Entwicklung über viele Jahre und vergleicht sie mit den Zahlen der Konkurrenten. Gründe, die zu einem Investment führen, schriftlich festhalten: hilft klarer zu denken und kann, wenn der Wunsch, zu verkaufen übermächtig wird, nachgelesen werden.
Irren ist menschlich. Wer schon beim Aktienkauf festlegt, welches Minus er maximal akzeptiert, schützt sich vor Illusionen. Etwa der, nur noch Nachrichten wahrzunehmen, die die eigene positive Überzeugung stützen.
Viele kaufen zur falschen Zeit
Die genaue Anteilshöhe der einzelnen Anlageklassen ist nicht in Stein gemeißelt. Anleger können – je nach Risikoneigung und Anlagedauer – von der Musteraufteilung abweichen. Wer weniger Risiko will, hält zum Beispiel mehr als 30 Prozent Anleihen. Wichtig ist aber, sich dabei nicht zu sehr von der Entwicklung der vergangenen Jahre oder Monate leiten zu lassen. Setzen Anleger den Aktienanteil nur deshalb höher an, weil Aktien sich in den vergangenen zwei Jahren gut geschlagen haben, würden sie erneut mit der Herde laufen und ihre Aktien vergleichsweise teuer kaufen. Groß wäre dann die Gefahr, dass sie beim nächsten Kurssturz ihren Fehler bemerken und die komplette Depotaufteilung über den Haufen werfen.
Strategisch aufgestellte Portfolios, die selten umgeschichtet werden, erzielen höhere Renditen, so das Ergebnis einer aktuellen Auswertung des Fondsdatenanbieters Morningstar. Die Experten ermittelten anhand der Mittelzu- und -abflüsse bei Investmentfonds, dass die meisten Anleger zur falschen Zeit kaufen und verkaufen. In den Genuss der schönen, von den Fonds ausgewiesenen Renditen kommen dadurch nur wenige Anleger – diejenigen, die mit ihrem Fonds auch Kurstäler durchschreiten und dabei bleiben. Sie profitieren dann, wie in den vergangenen Jahren, jeweils nach dem Crash von der Erholung.