In Eigenregie So werden Sie Do-it-yourself-Anleger

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Depots immer wieder anpassen

Die Modellrechnung geht davon aus, dass Anleger ihr Vermögen anfangs nach den genannten Quoten auf die Anlageklassen verteilen und die Depotanteile dann jährlich wieder auf das Ausgangsniveau bringen. Sind Aktien gestiegen und machen nach einem Jahr schon 40 Prozent des Depots aus, würde der Anleger Gewinne mitnehmen und ein Viertel der Aktien verkaufen. Der Aktienanteil im Depot würde dann wieder auf 30 Prozent sinken. Alternativ könnte der Anleger auch mehr Geld in die Hand nehmen und dieses in die übrigen Anlageklassen stecken, um so wieder auf die gewünschte Verteilung zu kommen.

Diese quasi-automatischen Anpassungen sind eine wichtige psychologische Stütze. Sie schützen Investoren vor dem gefährlichen Herdentrieb: vor Käufen, wenn die Börse oder der Goldpreis oben sind, und vor Verkäufen im Kurstief, wenn alle raus wollen.

Welche Geldanlage am meisten bringt
Wer heute sein Erspartes auf ein Tagesgeldkonto legt, bekommt im Schnitt 0,75 Prozent Zins. vor fünf Jahren lag die Verzinsung noch bei durchschnittlich vier Prozent. Wer sein Geld vor zehn Jahren auf einem solchen Konto geparkt hat, bekam über diesen Zeitraum durchschnittlich 1,9 Prozent Zins. Von 2003 bis 2013 ergibt sich also ein Vermögenszuwachs von 20 Prozent. Quelle: dpa
Immobilien bieten einen guten Inflationsschutz sowie eine stabile Rendite. Eine Wohnung, die im Jahr 2003 noch 3000 Euro pro Quadratmeter kostete, gibt es heute für 5000 Euro. In den letzten zehn Jahren haben Immobilienanleger damit eine Wertsteigerung in Höhe von 70 Prozent erfahren. Auch in den nächsten Jahren sollten Häuser weiter im Wert steigen - natürlich abhängig von der Lage und dem Zustand der Wohnung. Quelle: dpa
Auch mit edlen Weinen lässt sich Geld verdienen: Spitzenweine haben im Schnitt in den letzten zehn um 182 Prozent an Wert zugelegt. Allein beim Bordeaux sind Wertsteigerungen von 100 Prozent drin - pro Jahr. Quelle: dpa
Wer noch Großvaters Briefmarkenalbum auf dem Speicher hat, kann sich freuen. Seltene Briefmarken in makellosem Zustand haben allein in den letzten zehn Jahren eine Wertsteigerung von 255 Prozent erfahren. Quelle: dpa
Noch lukrativer sind allerdings Aktien: Auch wenn der Dax gerade die 9000-Punkte-Schwelle gerissen hat, lassen sich mit Aktien satte Gewinne machen. 2003 lag der Dax nämlich noch bei 3500 Punkten. Das entspricht einer Steigerung von 260 Prozent. Quelle: dpa
Gold und Goldschmuck sind seit 2003 durchschnittlich um 295 Prozent im Wert gestiegen - trotz zuletzt sinkender Preise. Quelle: dpa
Noch besser als Gold, Aktien oder Immobilien haben sich allerdings Oldtimer entwickelt: Laut dem Deutschen Oldtimer Index für 2012 lag die Wertsteigerung bei historischen Autos in den letzten zehn Jahren bei 430 Prozent. Welche die beliebtesten Oldtimer sind, erfahren Sie übrigens hier. Quelle: dpa

Im Rückblick haben sich die antizyklischen Anpassungen ausgezahlt. Sie haben die Renditen je nach Startjahr um 0,3 bis 1,0 Prozentpunkte pro Jahr gesteigert. Nur für das Startjahr 2012 ist die Rendite für ein Depot, dessen Quoten nicht angepasst wurden, höher. Der Grund ist simpel: Durch die Umschichtung hätten Anleger den Aktienanteil nach dem positiven Börsenjahr zum Jahreswechsel 2012/2013 gesenkt und den Goldanteil erhöht. Dadurch hätten sie weniger stark vom erneut guten Börsenjahr 2013 profitiert und wären stärker von der schwachen Goldpreisentwicklung getroffen worden.

Gegen den Strom schwimmen

Doch das sind Momentaufnahmen. Langfristig zahlt es sich aus, gegen den Strom zu schwimmen. So wäre der Goldanteil bei einem 2008 gestarteten Mischdepot bis Anfang 2013 ohne Anpassungen auf 39 Prozent gestiegen. Der Preisrutsch beim Gold im vergangenen Jahr, in Euro gerechnet rund 30 Prozent, hätte den Anleger zwölf Prozent seines Depotwertes gekostet. Dank der regelmäßigen Anpassungen aber wurde Gold zu Spitzenpreisen verkauft. Das Goldminus 2013 kostete nur neun Prozent des Depotwerts. Die Wertanstiege der übrigen Depotposten glichen das weitgehend aus, unter dem Strich blieb nur ein leichtes Minus von 0,8 Prozent.

Gold selbst – trotz der miesen Entwicklung im vergangenen Jahr – hat sich als Depotbaustein bewährt. 2011 fing es die schwache Börsenentwicklung zum Beispiel perfekt auf. Kein Zufall: Langfristig entwickelt sich der Goldpreis meist gegenläufig zu Aktienkursen, was aus Gold eine gute Krisenversicherung macht.

Wie man an der Börse die besten Chancen hat

Viele kaufen zur falschen Zeit

Die genaue Anteilshöhe der einzelnen Anlageklassen ist nicht in Stein gemeißelt. Anleger können – je nach Risikoneigung und Anlagedauer – von der Musteraufteilung abweichen. Wer weniger Risiko will, hält zum Beispiel mehr als 30 Prozent Anleihen. Wichtig ist aber, sich dabei nicht zu sehr von der Entwicklung der vergangenen Jahre oder Monate leiten zu lassen. Setzen Anleger den Aktienanteil nur deshalb höher an, weil Aktien sich in den vergangenen zwei Jahren gut geschlagen haben, würden sie erneut mit der Herde laufen und ihre Aktien vergleichsweise teuer kaufen. Groß wäre dann die Gefahr, dass sie beim nächsten Kurssturz ihren Fehler bemerken und die komplette Depotaufteilung über den Haufen werfen.

Strategisch aufgestellte Portfolios, die selten umgeschichtet werden, erzielen höhere Renditen, so das Ergebnis einer aktuellen Auswertung des Fondsdatenanbieters Morningstar. Die Experten ermittelten anhand der Mittelzu- und -abflüsse bei Investmentfonds, dass die meisten Anleger zur falschen Zeit kaufen und verkaufen. In den Genuss der schönen, von den Fonds ausgewiesenen Renditen kommen dadurch nur wenige Anleger – diejenigen, die mit ihrem Fonds auch Kurstäler durchschreiten und dabei bleiben. Sie profitieren dann, wie in den vergangenen Jahren, jeweils nach dem Crash von der Erholung.

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