In Eigenregie So werden Sie Do-it-yourself-Anleger

Wie Sie mit einer einfachen Strategie 50 000 Euro chancenreich anlegen oder sich mit monatlich 200 Euro ein Vermögen aufbauen – völlig frei von Banken und Beratern.

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Deutsche sind die größten Finanz-Analphabeten Europas
53 Prozent ohne FinanzbildungMehr als die Hälfte der Deutschen gibt an, keine Finanzbildung erhalten zu haben. Dies ergab eine Umfrage der Ing-Diba in Zusammenarbeit mit Ipsos Marktforschung. Auf die Frage: „Haben Sie jemals Finanzbildung erhalten?“ antworteten 53 Prozent der Deutschen mit „Nein“, was die höchste Quote unter den befragten Ländern war. Für finanziell besser gebildet halten sich dagegen... Quelle: dpa
...die Polen. Dort antworteten nur 39 Prozent mit „Nein“. Auf Platz zwei landete Luxemburg. Dort gaben 42 Prozent an, keinerlei Finanzbildung erhalten zu haben. Quelle: dpa
Alle wollen sie, kaum einer kriegt sieIn Großbritannien fordern 88 Prozent der Befragten Finanzbildung in der Schule. Doch nur zwölf Prozent haben sie auch wirklich erhalten. In Deutschland wünschen sich 78 Prozent, dass Finanzbildung in der Schule vermittelt wird. Jedoch nur 18 Prozent bekamen diese auch in der Schule. Damit haben etwa 40 Millionen Erwachsene keinerlei Finanzbildung in der Schule erhalten. Quelle: dpa
Frauen kennen sich besser ausAuf die Frage: „Wer kann besser Geld verwalten, Mann oder Frau?“ antworteten in Deutschland 25 Prozent mit „Frau“ und 14 Prozent mit „Mann“. 54 Prozent gaben an, dass es keinen Unterschied gebe. Die größte Differenz bei dieser Frage gab es... Quelle: dpa
...in der Türkei. Dort sagten 46 Prozent, dass Frauen Geld besser verwalten könnten, 30 Prozent stimmten für die Männer. 20 Prozent gaben an, es gebe keinen Unterschied. In allen befragten Ländern lief es auf dasselbe hinaus: Frauen können es besser. Quelle: dpa
Die wenigsten Unterschiede zwischen Mann und Frau sahen die Luxemburger und die Österreicher. Hier gaben 58 Prozent an, dass es zwischen Männern und Frauen keinen Unterschied in der Finanzkompetenz gebe. Quelle: dpa
Die eigene Bank via Social Media kontaktieren? In Deutschland noch eine Seltenheit. Nur 20 Prozent der Deutschen gaben an, dass sie ihre Bank oft per Social Media ansprechen würden. 73 Prozent antworteten mit „selten/nie“. Anders ist dies dagegen in... Quelle: REUTERS

Es ist die Zeit der guten Vorsätze. Die einen nehmen ein paar Kilo ab, andere wollen endlich mit dem Rauchen aufhören. Langweilig. Das kann jeder. Wie wäre es damit: Nehmen Sie Ihre Geldanlage dieses Jahr selbst in die Hand!

Dass kaum jemand diesen Neujahrsvorsatz fasst, ist nicht verwunderlich. Bei einer Umfrage in zwölf Ländern im Auftrag der Direktbank ING-Diba bekannten sich 53 Prozent der Deutschen dazu, keine Finanzbildung zu haben. Das ist Europa-Spitzenwert bei den Ahnungslosen.

Banken hatten deshalb lange leichtes Spiel damit, Privatanlegern ihre Produkte ins Depot zu drücken. Nach den schlechten Erfahrungen der Finanzkrise aber ist das Vertrauen der Anleger in die Berater genauso gestört wie das in die Produkte der Finanzindustrie: „Zu kompliziert, zu gefährlich, zu teuer“, urteilen Anleger über die Angebote.

Mehr als der Minizins

Damit liegen sie oft richtig. Das Problem ist nur: Als Reaktion machen viele – gar nichts. Sie streiken, lassen ihr Erspartes, in Summe Billionen, zähneknirschend als Tages- und Festgeld zu Minizinsen liegen. Die mickrigen Zinsen aber gleichen nicht mal die Inflation aus. Gemessen an der Kaufkraft, verliert das Vermögen an Wert.

Schluss damit. Erster Schritt: Sparer eröffnen bei einer Direktbank oder ihrer Hausbank ein Depot. Dann bestücken sie dieses mit renditeträchtigeren Anlageprodukten. Gut gemacht, setzt ein solches Depot das Vermögen auch nicht unkontrolliert Verlusten aus, wenn es an der Börse kracht. Für die Do-it-yourself-Anleger bieten Direktbanken inzwischen viele Möglichkeiten, provisionsorientierten Beratern zu entkommen und neben einem kostenlosen Depot auch noch die Anlageprodukte selbst zu günstigen Kosten zu ordern.

Die WirtschaftsWoche stellt einfache Strategien für ein solides und chancenreiches Mischdepot vor und zeigt, wie Sparer mit regelmäßigen Monatsraten ein Vermögen aufbauen. Mit den ausgewählten Anlageprodukten wird die Umsetzung zum Kinderspiel. So hält der Neujahrsvorsatz „Selber machen“ garantiert mehr als ein paar Wochen.

Über viele Jahre rentabel sparen 
Diese Anlagen eignen sich für einen langfristigen Ratensparplan 
AnlageklasseSparproduktRatenanteilBemerkung
AktienIndexfonds (ETF) iShares auf den Dax30%kostengünstig; kauft Aktien des Dax auch physisch; als ETF-Sparplan erhältlich
AnleihenIndexfonds (ETF) iShares auf Euro-Unternehmensanleihen30%kostengünstig; kauft Anleihen auch physisch; als ETF-Sparplan erhältlich
Goldphysisch oder als Indexfonds (ETC)25%Indexfonds auch als ETF-Sparplan erhältlich; Preisaufschläge bei physischen Käufen
AnlageklasseSparproduktRatenanteilBemerkung
Bonussparplan  oder1892-Rendite-Sparen15% (3,7% Rendite pro Jahr)renditestark; variabler Grundzins und laufzeitabhängige Bonuszahlungen von einer Baugenossenschaft; Kontakt: 1892.de
TagesgeldTagesgeld der ING-Diba15% (1% Rendite pro Jahr)Geld täglich verfügbar; deutsche Einlagensicherung; Kontakt: ing-diba.de
die Anteile der Anlageklassen sollten auch beim Gesamtdepot jährlich angepasst werden; Grundzins ist variabel; beim Bonussparplan bezieht sich die Rendite auf die 20 Jahre Laufzeit  inklusive Bonuszahlungen und zum aktuellen Grundzins (1,73 Prozent pro Jahr); Quelle: Bloomberg, Anbieter

Das Do-it-yourself-Depot

Die Bauanleitung für ein ausgewogenes Depot ist simpel: Anleger sollten ihr Geld gut verteilen. Bewährt haben sich feste Anteile für verschiedene Anlageklassen. So können Langfristanleger mit je 30 Prozent ihres Sparvermögens Aktien und Anleihen solider Unternehmen kaufen, 25 Prozent in Gold investieren und 15 Prozent als Tagesgeld parken.

Diese Aufteilung, von der WirtschaftsWoche mehrfach vorgestellt, hat Anlegern in der Vergangenheit hohe und stabile Erträge gebracht. Anleger hätten mit dem Mischdepot in jedem beliebigen Jahr zwischen dem Boomjahr 2000 und 2012 starten können und kämen immerhin auf Renditen zwischen 3,9 (bei Start 2011) und 8,6 Prozent pro Jahr (Start 2009). Für diese Rechnung wurde für Aktien die Entwicklung des Dax, für Anleihen die des RDax (Anleihen von im Dax notierten Unternehmen), für Gold die Wertentwicklung in Euro und für Bargeld ein Jahreszins von 1,5 Prozent angesetzt.

Depots immer wieder anpassen

Die Modellrechnung geht davon aus, dass Anleger ihr Vermögen anfangs nach den genannten Quoten auf die Anlageklassen verteilen und die Depotanteile dann jährlich wieder auf das Ausgangsniveau bringen. Sind Aktien gestiegen und machen nach einem Jahr schon 40 Prozent des Depots aus, würde der Anleger Gewinne mitnehmen und ein Viertel der Aktien verkaufen. Der Aktienanteil im Depot würde dann wieder auf 30 Prozent sinken. Alternativ könnte der Anleger auch mehr Geld in die Hand nehmen und dieses in die übrigen Anlageklassen stecken, um so wieder auf die gewünschte Verteilung zu kommen.

Diese quasi-automatischen Anpassungen sind eine wichtige psychologische Stütze. Sie schützen Investoren vor dem gefährlichen Herdentrieb: vor Käufen, wenn die Börse oder der Goldpreis oben sind, und vor Verkäufen im Kurstief, wenn alle raus wollen.

Welche Geldanlage am meisten bringt
Wer heute sein Erspartes auf ein Tagesgeldkonto legt, bekommt im Schnitt 0,75 Prozent Zins. vor fünf Jahren lag die Verzinsung noch bei durchschnittlich vier Prozent. Wer sein Geld vor zehn Jahren auf einem solchen Konto geparkt hat, bekam über diesen Zeitraum durchschnittlich 1,9 Prozent Zins. Von 2003 bis 2013 ergibt sich also ein Vermögenszuwachs von 20 Prozent. Quelle: dpa
Immobilien bieten einen guten Inflationsschutz sowie eine stabile Rendite. Eine Wohnung, die im Jahr 2003 noch 3000 Euro pro Quadratmeter kostete, gibt es heute für 5000 Euro. In den letzten zehn Jahren haben Immobilienanleger damit eine Wertsteigerung in Höhe von 70 Prozent erfahren. Auch in den nächsten Jahren sollten Häuser weiter im Wert steigen - natürlich abhängig von der Lage und dem Zustand der Wohnung. Quelle: dpa
Auch mit edlen Weinen lässt sich Geld verdienen: Spitzenweine haben im Schnitt in den letzten zehn um 182 Prozent an Wert zugelegt. Allein beim Bordeaux sind Wertsteigerungen von 100 Prozent drin - pro Jahr. Quelle: dpa
Wer noch Großvaters Briefmarkenalbum auf dem Speicher hat, kann sich freuen. Seltene Briefmarken in makellosem Zustand haben allein in den letzten zehn Jahren eine Wertsteigerung von 255 Prozent erfahren. Quelle: dpa
Noch lukrativer sind allerdings Aktien: Auch wenn der Dax gerade die 9000-Punkte-Schwelle gerissen hat, lassen sich mit Aktien satte Gewinne machen. 2003 lag der Dax nämlich noch bei 3500 Punkten. Das entspricht einer Steigerung von 260 Prozent. Quelle: dpa
Gold und Goldschmuck sind seit 2003 durchschnittlich um 295 Prozent im Wert gestiegen - trotz zuletzt sinkender Preise. Quelle: dpa
Noch besser als Gold, Aktien oder Immobilien haben sich allerdings Oldtimer entwickelt: Laut dem Deutschen Oldtimer Index für 2012 lag die Wertsteigerung bei historischen Autos in den letzten zehn Jahren bei 430 Prozent. Welche die beliebtesten Oldtimer sind, erfahren Sie übrigens hier. Quelle: dpa

Im Rückblick haben sich die antizyklischen Anpassungen ausgezahlt. Sie haben die Renditen je nach Startjahr um 0,3 bis 1,0 Prozentpunkte pro Jahr gesteigert. Nur für das Startjahr 2012 ist die Rendite für ein Depot, dessen Quoten nicht angepasst wurden, höher. Der Grund ist simpel: Durch die Umschichtung hätten Anleger den Aktienanteil nach dem positiven Börsenjahr zum Jahreswechsel 2012/2013 gesenkt und den Goldanteil erhöht. Dadurch hätten sie weniger stark vom erneut guten Börsenjahr 2013 profitiert und wären stärker von der schwachen Goldpreisentwicklung getroffen worden.

Gegen den Strom schwimmen

Doch das sind Momentaufnahmen. Langfristig zahlt es sich aus, gegen den Strom zu schwimmen. So wäre der Goldanteil bei einem 2008 gestarteten Mischdepot bis Anfang 2013 ohne Anpassungen auf 39 Prozent gestiegen. Der Preisrutsch beim Gold im vergangenen Jahr, in Euro gerechnet rund 30 Prozent, hätte den Anleger zwölf Prozent seines Depotwertes gekostet. Dank der regelmäßigen Anpassungen aber wurde Gold zu Spitzenpreisen verkauft. Das Goldminus 2013 kostete nur neun Prozent des Depotwerts. Die Wertanstiege der übrigen Depotposten glichen das weitgehend aus, unter dem Strich blieb nur ein leichtes Minus von 0,8 Prozent.

Gold selbst – trotz der miesen Entwicklung im vergangenen Jahr – hat sich als Depotbaustein bewährt. 2011 fing es die schwache Börsenentwicklung zum Beispiel perfekt auf. Kein Zufall: Langfristig entwickelt sich der Goldpreis meist gegenläufig zu Aktienkursen, was aus Gold eine gute Krisenversicherung macht.

Wie man an der Börse die besten Chancen hat

Viele kaufen zur falschen Zeit

Die genaue Anteilshöhe der einzelnen Anlageklassen ist nicht in Stein gemeißelt. Anleger können – je nach Risikoneigung und Anlagedauer – von der Musteraufteilung abweichen. Wer weniger Risiko will, hält zum Beispiel mehr als 30 Prozent Anleihen. Wichtig ist aber, sich dabei nicht zu sehr von der Entwicklung der vergangenen Jahre oder Monate leiten zu lassen. Setzen Anleger den Aktienanteil nur deshalb höher an, weil Aktien sich in den vergangenen zwei Jahren gut geschlagen haben, würden sie erneut mit der Herde laufen und ihre Aktien vergleichsweise teuer kaufen. Groß wäre dann die Gefahr, dass sie beim nächsten Kurssturz ihren Fehler bemerken und die komplette Depotaufteilung über den Haufen werfen.

Strategisch aufgestellte Portfolios, die selten umgeschichtet werden, erzielen höhere Renditen, so das Ergebnis einer aktuellen Auswertung des Fondsdatenanbieters Morningstar. Die Experten ermittelten anhand der Mittelzu- und -abflüsse bei Investmentfonds, dass die meisten Anleger zur falschen Zeit kaufen und verkaufen. In den Genuss der schönen, von den Fonds ausgewiesenen Renditen kommen dadurch nur wenige Anleger – diejenigen, die mit ihrem Fonds auch Kurstäler durchschreiten und dabei bleiben. Sie profitieren dann, wie in den vergangenen Jahren, jeweils nach dem Crash von der Erholung.

Wer bleibt, gewinnt

Vor allem bei deutschen Aktienfonds stellten die Morningstar-Analysten große Abweichungen fest. Die Kurse schwankten hier über drei Jahre besonders stark, und die Anleger reagierten entsprechend sprunghaft. „Viele haben den Höhenflug deutscher Aktien verpasst, weil die deutschen Aktienfonds seit Juli 2011 aus den Depots herausgeworfen wurden“, so Ali Masarwah von Morningstar. Wer die Aktienfonds in den vergangenen drei Jahren gehalten hat, erzielte im Schnitt jährlich 10,3 Prozent Rendite. Berücksichtigt Morningstar aber die Mittelzu- und -abflüsse der Fonds, was der Rendite eines hektischen Traders nahekommt, bleiben nur noch 7,5 Prozent pro Jahr.

Viele Anleger verabschiedeten sich sogar komplett. Laut Deutschem Aktieninstitut haben sich seit 2000 1,4 Millionen Deutsche aus Aktien zurückgezogen. Nur noch 4,9 Millionen sind als Aktionäre direkt an unternehmerischen Erfolgen beteiligt. Der Dax führte den Anlegern eindrücklich vor, wie ein einziges Jahr bis zu 40 Prozent Börsenwert und damit ein Großteil des investierten Vermögens ausradieren kann. Solche Verluste – selbst wenn sie nur auf dem Papier stehen und nicht realisiert werden – kann und will nicht jeder Anleger aushalten. Aktien deshalb den Rücken zu kehren, wäre aber ein großer Fehler. Die mickrigen Tagesgeldzinsen sind keine Lösung.

Welche Länder ihre Sparer enteignen
TürkeiDie Inflation liegt in der Türkei bei sehr hohen 7,71 Prozent im Jahr. Dafür sind aber auch die Tagesgelder in türkischer Lira relativ hoch verzinst, es gibt 7,63 Prozent Zinsen. Damit liegt der Realzins, errechnet aus Tagesgeldzins und Inflationsrate mit -0,08 Prozent nur leicht im Minus. In den nachfolgenden Ländern ist die Lage allerdings noch schlimmer. Mehr gibt es zum Beispiel in Spanien. Dort fallen die Preise, es gibt also Deflation mit -0,10 Prozent Preissteigerung. Weil es auf dem Tagesgeldkonto immerhin 0,08 Prozent Zinsen gibt, verdienen Sparer in Spanien sogar noch etwas. Der Realzins liegt bei +0,18 Prozent. Ähnliches gilt für die Schweiz. Stand: 25.11.2013, Quelle: Bloomberg Quelle: REUTERS
KanadaDie Inflationsrate liegt in Kanada bei moderaten 1,10 Prozent, auf dem Tagesgeldkonto gibt es aber auch nur 0,95 Prozent. Für Sparer ein reales Minus von 0,15 Prozent. Quelle: REUTERS
RusslandDie Inflation beutelt das lang mit einer Preissteigerungsrate von 6,30 Prozent. Dafür gibt es für Tagesgeld 6,00 Prozent. Der Wertverlust der Ersparnisse liegt so bei 0,30 Prozent im Jahr. Dennoch erwartet die staatlich kontrollierte Sberbank (Logo neben einer Kirche in Moskau) eine Verdoppelung der Vermögen und Gewinne in den nächsten fünf Jahren.emetov (RUSSIA - Tags: BUSINESS LOGO) Quelle: REUTERS
SüdafrikaDer südafrikanische Rand verliert jährlich 5,5 Prozent an Wert. Wer sein Geld auf Tagesgeldkonto bekommt nur 5,0 Prozent Zinsen. Realer Wertverlust pro Jahr: 0,5 Prozent Quelle: AP
Frankreich Der große Nachbar Deutschland verzeichnet eine Preissteigerungsrate von 0,6 Prozent. Für Tagesgeld gibt es im Schnitt nur noch 0,08 Prozent Zinsen. Der reale Wertverlust liegt somit jährlich bei 0,53 Prozent. Frankreichs Probleme liegen auch im Bankensektor. Zu den von der Ratingagentur S&P heruntergestuften Banken gehörten auch Frankreichs Großbanken BNP Paribas, Société Générale und Credit Agricole. Quelle: dpa
ChinaDer chinesische Yuan verliert jährlich 3,2 Prozent an Wert, der 3-Monats-Zinssatz liegt aber nur bei 2,6 Prozent. Macht für Sparer ein Minus von 0,6 Prozent pro Jahr. Quelle: REUTERS
ItalienIn Italien steigen die Preise nach jüngsten Angaben um 0,8 Prozent. Tagesgeld wird aber nur mit 0,08 Prozent verzinst. Für Sparer unter dem Strich ein Wertverlust von 0,73 Prozent pro Jahr. Quelle: dpa

Auf Einzelwerte setzen

Das vorgestellte Mischdepot schont die Nerven, sichert Anlegern aber gleichzeitig die Chance auf langfristige Kurssteigerungen mit Aktien. Selbst in den Börsencrash-Jahren 2002 und 2008 verlor das Depot weniger als neun Prozent, kein Vergleich zum Dax. Und 2011 – der Dax büßte 15,5 Prozent ein – brachte das Mischdepot noch 1,2 Prozent Gewinn. So können besorgte Anleger gut schlafen.

Von der Theorie zur Praxis: Wie sollen Anleger 50 000 Euro aussichtsreich anlegen? Das langfristig ausgerichtete Mischdepot mit je 30 Prozent Aktien und Anleihen, 25 Prozent Gold und 15 Prozent Tages- oder Festgeld gibt eine empfehlenswerte Aufteilung vor. Bei einer größeren Summe können Anleger bei der praktischen Umsetzung auf Einzelwerte setzen (siehe Tabelle). Mit je sechs Anleihen und Aktien würden sie 2500 Euro pro Einzelwert investieren; die Kauf- und Verkaufsgebühren (Direktbanken verlangen für solche Orders nur 10 bis 15 Euro) blieben überschaubar.

Breit gestreutes Depot
Mit einer guten Mischung aus Aktien, Anleihen, Gold und Bargeld haben Langfrist-Anleger Aussicht auf stabile Gewinne.
Aktien, 30?% des Depots (Branche/Land)ISINKurs  (Stoppkurs) in EuroKurs-Gewinn-Verhältnis (1)Dividende
Hannover Rück (Rückversicherung, DE)DE000840221562,38 (52,90)94,6%
Daimler (Auto, DE)DE000710000062,90 (52,90)11,13,6%
McDonald?s (Fast Food, USA)US580135101770,36 (59,80)16,23,5%
Novartis (Pharma, CH)CH001200526758,27 (49,40)18,93,3%
Apple (Unterhaltungselektronik, USA)US0378331005404,40 (330,00)12,72,3%
GEA Group (Maschinenbau, DE)DE000660200634,60 (29,40)15,62,1%
alternativ: Dax-ETF (iShares)DE000593393185,75
Anleihen, 30?% des Depots (Branche/Land)ISINKurs in EuroLaufzeitRendite3
Asklepios Kliniken (Kliniken, DE)XS0542428833104,1728.09.20172,8%
EWE Oldenburg (Energie, Kommunikation, DE)DE000A0Z2A12116,5716.07.20212,8%
Deutsche Post (Logistik, DE)XS0977496636100,2609.10.20232,7%
Haniel (Mischkonzern, DE)XS0482703286113,6401.02.20172,5%
Deutsche Telekom (Kommunikation, DE)XS0850057588101,0530.10.20191,8%
alternativ: Anleihen-ETF (iShares)DE0002511243127,28unbegrenzt
Gold, 25?% des DepotsArtISINKurs in Euro
Gold 1 Feinunze (zum Beispiel Anlagemünzen)physischentfällt876,64
alternativ: Gold-Indexfonds (ETC)physisch hinterlegtDE000A1EK0G393,81
Cash, 15% des DepotsZinsKontakt  (Internet)Einlagensicherung
Ak Bank1,25 %akbank.dedeutsche Einlagensicherung
ING-Diba1%ing-diba.dedeutsche Einlagensicherung
1 Schätzung auf Basis Gewinn 2014; (Dividende: Schätzung für 2014); Quelle: Bloomberg, Anbieter

Die ausgewählten Aktien stammen von Unternehmen unterschiedlicher Branchen, die eine gute Risikostreuung bieten. Ob mehr Menschen Daimlers Autos kaufen, hängt kaum damit zusammen, ob mehr Fast-Food-Fans Burger und Pommes von McDonald’s essen. Und ob Käufer sich für iPhone oder iPad von Apple entscheiden, hat nichts damit zu tun, ob gleichzeitig mehr Menschen an multipler Sklerose, Krebs oder Leukämie erkranken und ein Medikament von Novartis brauchen. Etwas kleinere Werte wie die Gea Group bieten die Chance, vom Wachstum aufstrebender Unternehmen zu profitieren. Der Maschinen- und Anlagenbauer aus Düsseldorf beliefert vor allem die Nahrungsmittelindustrie. Die Geschäftssparte Energie, die zum Beispiel Wärmetauscher und Kühltürme baut, soll verkauft werden, um im Kerngeschäft weiter wachsen zu können.

Neben den Aktien stehen mehrere Anleihen mit gutem Chance-Risiko-Verhältnis zur Auswahl. Die aufgeführten Unternehmen sind vergleichsweise solide finanziert und stammen erneut aus sehr unterschiedlichen Branchen.

Investmentfonds sind für viele ideal

Wollen Anleger ihr Risiko noch breiter streuen und einzelne Aktien nicht kontinuierlich verfolgen, können sie auf Indexfonds (ETFs) ausweichen. Deren Wertentwicklung entspricht der eines bestimmten Index. So steigt und fällt der aufgeführte Dax-ETF mit dem Dax. Anleger umgehen hier das Risiko eines Einzelwerts. Beispiel: Über fünf Jahre hat der Dax gut 60 Prozent zugelegt, Dividenden nicht eingerechnet. Vier Einzelaktien aber (E.On, RWE, Commerzbank und K+S) haben Aktionären im gleichen Zeitraum 40 bis 70 Prozent Verlust eingebrockt. Mit einer zufällig ausgewählten einzelnen Dax-Aktie hätten Anleger auf fünf Jahre in einem von drei Fällen weniger als im Dax selbst verdient. Über zwölf Monate hätte das Risiko, schlechter als der Dax abzuschneiden, sogar bei über 50 Prozent gelegen.

„Investmentfonds sind wegen der gesetzlich vorgeschriebenen Risikostreuung für viele Anleger ideal, vorausgesetzt, sie achten auf niedrige Kosten“, sagt Reinhard Martius, Finanzplaner aus Friedrichsdorf im Taunus. Der Dax ist gut gemischt, und die laufenden Kosten des Dax-ETFs sind mit 0,16 Prozent pro Jahr sehr gering; Ausgabeaufschläge fallen beim Handel über die Börse nicht an. Der ETF-Anbieter iShares, von dem die aufgeführten ETFs stammen, kauft auch wirklich die im Index abgebildeten Einzelwerte, was die ETFs besonders transparent macht. Andere Anbieter schließen oft komplexe Finanzgeschäfte ab, um die Wertentwicklung des Index nachzubilden. Anleger wissen dann nicht, in welche Aktien ihr Geld letztlich fließt.

Alle Dax-Aktien im Härtetest

Auch langfristig kann Vermögen angesammelt werden

Auch Sparer, die langfristig ein Vermögen ansammeln wollen, können sich ein Mischdepot aufbauen. Hätte ein Sparer seit 2008 jeden Monat 200 Euro nach unserem Muster auf Aktien, Anleihen, Gold und Tagesgeld verteilt, wären aus eingezahlten 12 000 Euro 17 600 Euro geworden. Die Rendite auf das durchschnittlich eingesetzte Kapital hätte 6,6 Prozent pro Jahr betragen. Erneut wird unterstellt, dass Sparer die Depotanteile jeweils zu Jahresanfang wieder auf das Ausgangsniveau bringen.

Bei monatlichen Einzahlungen in einen Sparplan müssen sich Anleger über das richtige Timing nicht den Kopf zerbrechen. Wer über 10 oder 20 Jahre monatlich den gleichen Einsatz leistet, hat den Vorteil, zwischenzeitliche Verluste an der Börse aussitzen zu können und dabei auch noch günstiger einzukaufen: Wenn die Aktienkurse niedrig sind, bekommt der Anleger für seine Rate mehr Anteile im Depot gutgeschrieben als bei hohen Kursen. Dieses Prinzip hilft aber nur, wenn die Kurse über die Laufzeit stark schwanken. Im Laufe der Zeit verliert es immer mehr an Bedeutung, weil dann das schon angesparte hohe Vermögen den Schwankungen der Märkte ungebremst ausgesetzt ist. Schlimmstenfalls drohen Szenarien wie Mitte 2008 bis Anfang 2009, als der Dax unter 3700 Punkte fiel. In solchen Phasen kann ein nur aus Aktien gebildetes Sparplanvermögen unter die Summe der Einzahlungen rutschen.

Niedrige Kosten und Gebühren sind für Ratensparer noch wichtiger als bei Einmal-Investments. Steckt ein Anleger zwölfmal pro Jahr Geld in vier verschiedene Geldanlagen, sind allein das 48 verschiedene Aufträge. Ohne die kostenfreien Überweisungen auf ein Tagesgeldkonto müsste der Anleger immer noch 36 Orders erteilen; weitere Aufträge für die jährliche Anteilsanpassung kämen hinzu. Bei zehn Euro Gebühr pro Order fielen also wenigstens 360 Euro an. Der Sparer würde bei monatlichen 200 Euro Rate 15 Prozent Gebühren zahlen – zu viel.

Ratensparer sollten auf ETFs setzen

Ratensparer sollten daher für jede Anlageklasse nur ein Produkt wählen und hier auf ETFs setzen. Einzelwerte kommen nicht infrage, da die Orderzahl noch weiter steigen würde. Die WirtschaftsWoche hat ETFs ausgewählt, die bei Direktbanken wie Comdirect, ING-DiBa oder Cortal Consors als ETF-Sparplan erhältlich sind. Vorteil: Für solche Sparpläne verlangen die Banken nicht ihre normalen Gebühren. Sie belohnen das regelmäßige Sparen, das für sie mit wenig Aufwand verbunden ist, mit niedrigeren Kosten, oft nur 1,5 Prozent der Kaufsumme.

Die Goldpreisprognosen der ängstlichen Analysten
Goldbarren Quelle: dpa
Goldman SachsDer Goldpreis wird im kommenden Jahr wahrscheinlich um mindestens 15 Prozent sinken. Zu dieser Einschätzung kommen die Analysten von Goldman Sachs in einer Studie. Sie sehen trotz eines beschleunigten US-Wirtschaftswachstums erhöhte Abwärtsrisiken für Rohstoffe. Die Preise für Gold, Kupfer und Sojabohnen werden demnach auf das niedrigste Niveau seit 2010 sinken. Die Goldman-Sachs-Analysten gehen beim Goldpreis von einem Rückgang bis Ende nächsten Jahres auf 1050 Dollar je Unze aus. Stand: 22. November 2013 Quelle: REUTERS
Die Schweizer Bank UBS prognostiziert im Jahresdurchschnitt für 2013 einen Goldpreis von 1396 Dollar je Unze. 2014 soll dann ein Durchschnittspreis von 1435 Dollar je Unze erreicht werden. Damit nahm die Bank ihre Prognose für das laufende Jahr um neun und für das kommende Jahr um zehn Prozent zurück. Stand: 25. Juni 2013 Quelle: REUTERS
Morgan StanleyFür 2013 geht die US-Bank nun von 1409 Dollar je Unze aus, nachdem es zuvor noch 1487 Dollar gewesen waren. Für 2014 rechnen sie mit 1313 Dollar je Unze, zuvor waren es 1563 Dollar. Für 2015 nahmen sie die Prognose von 1450 auf 1300 Dollar zurück. Stand 25. Juni 2013 Quelle: dapd
HSBCDie größte Bank der Welt senkte ihre Prognose für den Goldpreis auf einen Jahresdurchschnitt von 1396 Dollar je Unze in 2013 und 1435 Dollar für 2014. Damit senkte sie ihre alten Prognosen um neun bzw. zehn Prozent. Stand: 25. Juni 2013 Quelle: REUTERS
RBC Capital  Prognose am 1. Januar: 1275 Dollar / Unze (Goldpreis am 1. Januar: 1675 Dollar / Unze) Prognose am 11. April: 1275 Dollar / Unze (Goldpreis am 11. April: 1561 Dollar / Unze)Prognose am 28. Mai: 1275 Dollar / Unze (Goldpreis am 28. Mai: 1383 Dollar / Unze)  Alle Prognosen beziehen sich auf den erwarteten Goldpreis im vierten Quartal 2013. Quelle: Bloomberg; Stand: 28. Mai Quelle: REUTERS
Danske Bank Quelle: PR

Für die Cash-Komponente bieten sich ebenfalls Tagesgeldkonten an. Eine Alternative sind renditestarke Bonus-Sparpläne, in die dann 15 Prozent der Monatsrate fließen würden. Die gibt es vor allem bei Sparkassen und Volksbanken, aber auch von Wohnungsbaugenossenschaften. Deren Spartöpfe werden von der Aufsicht BaFin kontrolliert. Das Geld darf nur für Kauf und Instandhaltung der genossenschaftlichen Immobilien genutzt werden. Zudem gibt es eine Einlagensicherung der 48 Baugenossenschaften mit Spareinrichtung, die bei Problemen einspringen würde.

Über die Spareinrichtung der Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft 1892 bekommen Sparer einen Bonussparplan für maximal 25 Jahre. Der variable Grundzins liegt derzeit bei 1,73 Prozent pro Jahr, zusätzlich gibt es laufzeitabhängige Boni auf die jährlichen Einzahlungen. Die Bonuszahlungen steigen, vom 14. Jahr an fließen 50 Prozent. So werden Sparer dafür belohnt, den Vertrag weiter zu besparen – prinzipiell können sie aber jederzeit aussteigen. Die Rendite erreicht nach 20 Jahren ihr Maximum. Auf Basis des aktuellen Grundzinses und inklusive Boni hätten Sparer dann 3,7 Prozent Zins pro Jahr kassiert. Über die maximal 25 Jahre Laufzeit kommen sie auf 3,5 Prozent Gesamtrendite pro Jahr. Einzige Bedingung: Anleger müssen der Baugenossenschaft beitreten. Dafür sind einmalig 300 Euro Einlage fällig.

Dafür können sie als Mitglied der Genossenschaft nicht nur Zinsen kassieren, sondern beim nächsten Berlin-Besuch auch eine günstige Gästewohnung mieten. Geld frei anzulegen lohnt sich also nicht nur, sondern kann auch Spaß machen.

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