Indienfonds Wie Anleger am Indien-Boom verdienen können

Trotz vieler Analphabeten, verbreiteter Korruption und Steuerchaos wächst Indiens Wirtschaft schneller als die von China. Mumbais Börse läuft und läuft und läuft. Mit Fonds können Anleger mitverdienen.

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Indien ist das wachstumsstärkste Schwellenland. Quelle: Getty Images

Die indische Wirtschaft befindet sich seit der Finanzkrise in einem zwar recht volatilen aber durchaus stabilen Aufwärtstrend. Der Leitindex SENSEX, der an der Börse von Bombay (BSE – Bombay Stock Exchange) gelistet ist, hat allein in den zurückliegenden fünf Jahren um etwa 83 Prozent zugelegt. Aktienfonds mit Schwerpunkt Indien bieten Anlegern gute bis sehr gute Chancen.

Was auf zunächst ins Auge fällt, in der jüngeren Vergangenheit scheint sich die Dynamik des indischen Wachstums zu beschleunigen. Seit dem Tief im Frühjahr 2016 kletterte das Kursbarometer des Subkontinents um mehr als 40 Prozent. Gründe hierfür gibt es viele: Experten gehen davon aus, dass nicht zuletzt die tiefgreifenden Reformen der Regierung von Staatspräsident Narendra Modi dafür verantwortlich sind.

Reform der Umsatzsteuer – von sehr kompliziert zu ziemlich kompliziert

Vor wenigen Monaten ist in Indien eine Reform der Umsatzsteuer in Kraft getreten. Die Neuregelung der nunmehr vereinheitlichten Mehrwertsteuer löst ein für Außenstehende kaum überschauendes Tohuwabohu bisheriger indirekter Steuern ab. Diese sind oft von Bundesstaat zu Bundesstaat verschieden und konkurrierten zum Teil miteinander, zum Teil wurden unterschiedliche Arten von Abgaben auf ein und dieselbe Leistung oder Ware fällig.

Im Sommer dieses Jahres war es dann soweit: Bei der neu eingeführten „Goods- and Services Tax“ (GST) bleiben en Detail drei Steuern übrig: Die Steuer der indischen Regierung, die der Bundesstaaten und auch noch eine übergreifende Steuer. Welche im Einzelfall erhoben wird, hängt unter anderem davon ab, wo die Leistung erbracht wird. Darüber hinaus gibt es nach wie vor unterschiedliche Steuersätze: In der Regel liegt dieser bei 28 Prozent, jedoch gilt für eine Reihe von Dienstleistungen oder Maschinen ein reduzierter Satz von 18 Prozent. Zudem gilt: Exporte bleiben steuerfrei, subventionierte Industrien werden mit zwölf Prozent belastet und gängige Konsumgüter werden nur mit fünf Prozent belegt.

Trotz der überzeugenden Performance des indischen Leitindex SENSEX hat die Steuerreform das Wirtschaftswachstum des Landes nach Meinung von Ökonomen bislang eher gehemmt als beschleunigt. Besonders kleine Unternehmen und nicht zuletzt die Verbrauchern würden durch die neue Steuer verunsichert. Es herrsche beispielsweise Unklarheit darüber, in welcher Höhe manche Güter oder Dienstleistungen besteuert werden oder wie sich die so genannte Anti-Preistreiberei-Klausel des neuen Gesetzes auswirkt. Allerdings gehen die Verantwortlichen davon aus, dass sich die Gegebenheiten verbessern, sobald sich die Betriebe und Konsumenten erst einmal an die neuen Bedingungen gewöhnt haben.

Einsatz in fünf Jahren verdoppelt

Bargeld-Abschaffung: Hürdenlauf mit Fallgruben

Asiens drittgrößte Volkswirtschaft nach China und Japan hat neben der Durchsetzung der Steuerreform ein weiteres sehr ehrgeiziges Ziel: die Abschaffung des Bargelds. Pläne der Regierung Modi sehen vor, dass bis zum Jahr 2024 sämtliche finanziellen Transaktionen im Land – also jede einzelne Kontobewegung - über Mobiltelefone abgewickelt werden sollen. Selbst Kreditkarten sollen dann in Indien überflüssig sein. In erster Linie will die Regierung in Delhi mit der Digitalisierung des Zahlungsverkehrs die weit verbreitete Korruption bekämpfen.

Die erste Phase der Bargeldabschaffung ist seit Anfang November 2016 im Gange und hat bereits zu zahlreiche Komplikationen ausgelöst. Aus diversen Teilen des Landes liegen Berichte über gewaltsame Tumulte und Auseinandersetzungen im Umfeld von Geldinstituten vor. Um das eigene Geld bangende Kunden hatten vielerorts für Chaos gesorgt. Kritiker der Bargeldabschaffung bemängeln vor allem, dass die ärmere Bevölkerung, und damit die Mehrheit der Inder, mit dem Thema wenig bis gar nichts anfangen könne.

Ausgezeichnete Perspektiven

Denn außerhalb der Ballungszentren mit Industrie- und Dienstleistungsbetrieben wie Tata Motors, Infosys oder die State Bank of India sind die infrastrukturellen Bedingungen alles andere als berauschend. Vor allem in ländlichen Regionen Indiens gibt es überhaupt kein oder bestenfalls ein instabiles Internet. Hinzu kommt, dass die indische Bevölkerung zu knapp 30 Prozent aus Analphabeten besteht. Bei etwa 1,3 Mrd. Menschen im Land sind das rund 400 Millionen., die die Allgemeinen Geschäftsbedingungen eines Internet-Bezahldienstes kaum verstehen dürften. Vielen dieser Menschen wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als in der neuen Ära zum steinzeitlichen Tauschhandel zurückzukehren. Ob unter diesen Voraussetzungen die Korruption zurückgedrängt werden kann, darf zumindest bezweifelt werden.

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Indien Fonds – trotz aller Schwierigkeiten des Landes profitabel

Trotz aller Probleme auf dem schwierigen Weg ins 21. Jahrhundert floriert die indische Wirtschaft. So legte das indische Bruttosozialprodukt (BSP) in zurückliegenden drei Jahren um 7,18 Prozent (2014), 7,93 Prozent (2015) und 6,83 Prozent (2016) zu. Für 2017 wird ein Anstieg zwischen 7,1 und 7,2 Prozent erwartet. Auch Nilang Mehta, Portfolio Manager des HSBC GIF Indian Equity, der volumenstärkste Fonds mit dem entsprechenden Schwerpunkt, hält die Perspektiven der indischen Wirtschaft für ausgezeichnet.

Einige weitere Finanzprodukte, die sich aufgrund ihrer niedrigeren Ausstattung mit Kapital möglicherweise flexibler bewegen können, zeigen bei in etwa gleicher Fokussierung eine bessere Performance.

Ebenso wie seine Kollegen hält Vipul Mehta, Head of Investments, Asia Pacific ex Japan, Nomura Asset Management Singapore Limited, die Abschaffung des Bargelds grundsätzlich für eine positive Maßnahme. „Die Bargeldreform in Indien war bezüglich Umfang und Ausmaß ein noch nie da gewesenes Phänomen. Sie führte zu erheblichen Beeinträchtigungen und Belastungen im täglichen Leben aller, wobei das Ausmaß  mit der Entfernung von den Städten stieg. Obwohl die Auswirkungen allmählich ausklingen, wurden das BIP-Wachstum sowie die Unternehmensgewinne temporär reduziert. Allerdings sind die längerfristigen, positiven Effekte nicht zu unterschätzen. Es ist zu erwarten, dass sich Korruption und Ineffizienz verringern und die Liquidität sich verbessern wird. Vor allem wird das Verhältnis von Steuereinnahmen zum BIP voraussichtlich signifikant steigen. Dies dürfte dem Sozialprogramm der Regierung helfen. Die kurzfristigen negativen Auswirkungen und die potenziellen längerfristigen Vorteile haben sich in der Erholung der Märkte widergespiegelt.“

Konservativ orientierte Anleger, die die Gegebenheiten in Indien naturgemäß etwas weniger euphorisch betrachten, können die tiefgreifenden wirtschaftlichen aber auch gesellschaftlichen Einschnitte möglicherweise noch vorsichtiger werden lassen. Computer-Experten warnen bereits vor einem sprunghaften Anstieg der Cyber-Kriminalität, die durch die mangelnde Medienkompetenz breiter Schichten der indischen Bevölkerung begünstigt werden könnte. Insgesamt jedoch stehen die Chancen für private Investoren nicht schlecht, an der florierenden Wirtschaft des aufstrebenden Landes zu partizipieren.

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