Industrie 4.0 an der Börse So profitieren Anleger von der neuen Datenflut

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Kollege Roboter kommt gleich

Küpper hat an der RWTH Aachen eine voll vernetzte, voll digitale Musterfabrik aufgebaut. Das heute vorherrschende Fließband ist dort durch Fertigungsinseln ersetzt.
Die Maschinen jeder Insel melden sich mit einer Beschreibung der eigenen Fähigkeiten (Bearbeitungsarten, Präzision, Verfügbarkeit) in der Cloud an. Die Werkstücke bekommen alle einen Mikroprozessor aufgeklebt, auf dem die Ingenieure nur noch den Bearbeitungsplan speichern müssen. Dann kann das Werkstück selbstständig seinen Weg von Produktionsinsel zu Produktionsinsel nehmen, automatisch die nötigen Transportmittel und Maschinen anfragen.

„Häufig werden für Industrie 4.0 bereits bestehende Technologien nur neu kombiniert“, sagt Küpper. RFID etwa, eine Schlüsseltechnik für Industrie 4.0 zum drahtlosen Übertragen der Daten, wurde im Zweiten Weltkrieg entwickelt; den ersten Industrieroboter setzte General Motors schon 1961 in Betrieb; und computergesteuerte Maschinen (CNC) dominieren die Produktionshallen bereits seit den frühen Achtzigerjahren.

Chancenreiche Aktien für den Trend zur digitalen Fabrik

Aber: In der Kombination mit immer leistungsstärkeren Chips und durch Vernetzung untereinander steigen die Fähigkeiten der Maschinen enorm. Roboter, etwa zum Löten oder Schweißen in der Elektro- und Kfz-Industrie seit Langem gang und gäbe, erobern sich derzeit zahlreiche neue Einsatzfelder: aktuell Logistik, Lebensmittelproduktion und Gesundheitswesen.

Weltweit stieg der Umsatz mit Robotern bis 2008 im Schnitt um rund neun Prozent pro Jahr. Das war schon beachtlich. Seit ein paar Jahren explodiert er förmlich: Die Wachstumsrate hat sich verdoppelt, auf 17,6 Prozent im Jahr. Neben der Digitalisierung und der Automatisierung treibt die Demografie den Trend, weil es in allen Industrieländern, inzwischen auch in China, immer weniger junge Fachkräfte gibt.

Der Sektor geriet durch die Übernahme Kukas ins Blickfeld. Der Kuka-Kauf durch einen chinesischen Konzern ist zwar ein Indiz für die Attraktivität und Zukunftsträchtigkeit der Branche. Für Anleger ist es aber schwierig, auf reinrassige Roboterspezialisten wie Kuka, Fanuc und Yaskawa zu setzen. „Es gibt konkurrierende Ansätze, was Technologie und Layout betrifft, und wir wissen noch nicht, welcher sich durchsetzt“, sagt Larry Sweet, Professor für Robotik und intelligente Maschinen an der Uni von Atlanta.

Sicherer fahren Anleger mit größeren Konzernen wie ABB oder GE, die eine breite Palette von Robotern anbieten und bei denen der Umsatz damit zwar substanziell, aber nicht exklusiv ist. ABB hat mehrere Jahrzehnte Know-how in der Prozessautomatisierung und weltweit bereits 300.000 Industrieroboter im täglichen Einsatz. Die entsprechende Sparte (Industrieautomation) macht 24 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Der litt in den letzten Jahren unter der China-Schwäche; ABB hat zahlreiche unrentable Projekte abgestoßen, und die Problemsparte Energietechnik hat den Turnaround geschafft.

Eine Alternative zu den einzelnen Aktien der Unternehmen sind börsengehandelte Index-Fonds (ETF) auf den Global Robotics and Automation Index, der alle führenden Robotikunternehmen abbildet.

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