Industrie 4.0 an der Börse So profitieren Anleger von der neuen Datenflut

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Software lukrativer als Hardware

Die meisten Fräs-, Dreh- oder Stanzmaschinen lassen sich mit wenig Aufwand in eine voll digitale Fabrik integrieren; Küpper hat eine Drehmaschine von 1956 mühelos für die digitale Fabrik umgerüstet.
„Alles, was wir dazu brauchen, sind ein paar Sensoren und Funkchips“, sagt er. Kosten: 3000 Euro. Lukrativer als die Aktien der Maschinenbauer sind für Anleger Investments in Software, die vom Trend zur vernetzten Industrie profitiert. Der Grund: All die miteinander verbundenen, mit Chips und Sensoren ausgestatteten Maschinen und Bauteile generieren jeden Tag zig Terabytes an Daten. „Die in der vernetzten Produktion entstehenden Datenmengen sind so enorm, dass man sie nicht mehr, wie in der alten IT-Welt, speichern und danach in Ruhe analysieren kann“, sagt Nick Jones, Analyst bei Gartner. „Damit die vernetzte Fabrik Produktivitätsfortschritte bringt, etwa kürzere Stand- und Umrüstzeiten, muss der Datenfluss laufend und in Echtzeit analysiert werden.“

In anderen Worten: Datenanalyse-Software, die das nicht kann, ist für Industrie 4.0 nur bedingt geeignet. „Datensammeln ist einfach“, sagt Daniel Kröger, auf Technologie spezialisierter Fondsmanager von Acatis, „die Kunst ist, die relevanten Daten für die Produktionsprozesse herauszufiltern und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.“

Federn lassen im zweiten Quartal

Das „Datenwaschen“ genannte Filtern beherrschen einige rasant wachsende Spezialisten wie Cloudera, Qlik oder MicroStrategy aus dem Silicon Valley. Bei allen eindrucksvollen Wachstumsraten, die diese Unternehmen aufweisen, ist eine Warnung angebracht: Auf den Aktienkursen lasten hohe Erwartungen der Anleger, sie sind entsprechend volatil. Erreichen die Unternehmen auch nur knapp nicht die von Analysten prognostizierten Geschäftszahlen, drohen Kursverluste. So geschehen im Februar, als eine Reihe von kleinen US-Softwarefirmen die Hälfte ihres Marktwerts einbüßte.

„Die Entwicklung bei Industrie 4.0 ist tiefgreifender, geht aber auch langsamer vor sich als etwa die Digitalisierung des Handels oder der Medien“, sagt Dominik Wee von McKinsey, „daher sind die Marktführer von heute nicht unbedingt die langfristigen Gewinner.“ Mit am meisten Potenzial in der Realtime-Datenanalyse hat das IT-Urgestein IBM – ein Unternehmen, das in den vergangenen Jahren eher durch Negativschlagzeilen denn durch rasante Wachstumsprognosen auffiel. Doch IBMs Datenanalyse-Software ist führend. Das Management baut den Konzern konsequent um, vom (margenschwachen) IT-Service-Riesen zum Cloud- und Big-Data-Spezialisten. Das kostet Umsatz, weil viele Bereiche ausgegliedert werden: Der Gesamtumsatz ging im zweiten Quartal 2016 um 3,0 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum 2015 zurück. Allerdings legte das zukunftsträchtige Geschäft (der Umsatz mit Cloud- und Analytics-Software) von April bis Juni schon um gut zwölf Prozent zu.

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