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Insiderverdacht Schweizer Notenbankchef auf Wechselkurs

Die Devisengeschäfte seiner Frau - einer ehemaligen Hedgefondsmanagerin - bringen den Schweizer Notenbankchef Philipp Hildebrand fast zu Fall. Seine öffentliche Stellungnahme glättet zwar die Wogen, beantwortet aber längst nicht alle Fragen. Der Verdacht des Insiderhandels bleibt.

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Philipp Hildebrand Quelle: dpa

Er ist hoch gebildet, selbstbewusst und souverän im Auftreten, ein Schweizer Kommentator bezeichnet ihn sogar als erhaben. Und er ist mit seinen erst 44 Jahren schon ein hoch angesehener Finanzprofi in der für ihre Banken berühmten Schweiz. Doch als solcher muss Philipp Hildebrand, der Präsident der Schweizer Nationalbank, natürlich wissen, dass Bankgeschäfte Vertrauenssache sind und die Glaubwürdigkeit einer Institution wie der Zentralbank deren höchstes Gut.

Als Sanierer der skandalumwitterten Schweizer Bank UBS und Retter des Schweizer Franken hatte sich der Währungshüter ein hohes Ansehen verdient, daher wiegt der jetzige Vertrauensverlust umso schwerer: Es steht der Vorwurf im Raum, seine Familie habe Insiderinformationen genutzt, um sich widerrechtlich durch Devisengeschäfte zu bereichern.

Der Hergang in der Kurzfassung: Mit ihrer Ankündigung vom 6. September 2011 den Schweizer Franken ab sofort zu einem Mindestkurs von 1,20 Euro an die europäische Gemeinschaftswährung zu binden und so die fortdauernde Aufwertung des Franken gegenüber Dollar und Euro zu stoppen, sorgte die Schweizer Nationalbank (SNB) an den Devisenmärkten für Furore.

Viel Lob

Notenbankchef Hildebrand sah diesen Schritt als notwendig an, weil ein immer teurerer Franken die wichtige Schweizer Exportindustrie massiv bremst. Die Maßnahme erntete viel Lob, der Dollarkurs erholte sich gegenüber dem Franken deutlich.

Drei Wochen zuvor, am 15. August 2011, hatte Hildebrands Ehefrau, eine ehemalige Hedgefonds-Managerin und Galeristin, für 400.000 Franken US-Dollar gekauft und knapp einen Monat nach der Mindestkurs-Maßnahme der SNB wieder verkauft. Gewinn aus dem Devisengeschäft: 75.000 Franken.
Die Transaktion kam durch eine Indiskretion in der Bank Sarasin, die Hildebrands Vermögen verwaltet, ans Licht.

Souverän

Am 15. Dezember konfrontierten Bundespräsidentin und Finanzministerin gemeinsam den Notenbankchef mit den Insidervorwürfen. Seine politischen Widersacher machten die Geschäfte publik und forderten seinen Rücktritt.

Erst gestern erklärte sich nun Hildebrand der Öffentlichkeit und beantwortete eine Stunde lang die Fragen der Journalisten – in gewohnt souveräner und auch weitgehend überzeugender Manier. Es war seine erste persönliche Erklärung zu den Vorwürfen. Demnach habe er vom Dollar-Kauf seiner Frau erst am folgenden Morgen erfahren, dann aber umgehend die Aufsicht der SNB darüber informiert.

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