Was macht man, wenn man sein Kapital nicht nur erhalten, sondern im Zeitablauf mehren will? Den Kopf in den Sand stecken ist keine zielführende Strategie, aber auch nicht unkritisch den gängigen Empfehlungen der Banken- und Finanzindustrie Glauben schenken. Im Folgenden werden drei grundsätzliche Empfehlungen herausgestellt, die der umsichtige Investor berücksichtigen sollte – und die er entweder in Eigenarbeit oder in Zusammenarbeit mit einem passenden Investor umsetzen kann.
1) Investieren in Aktien lohnt sich. – Das Investieren in Aktien, in Produktivkapital, ist langfristig gesehen eine der besten, wenn nicht die beste Anlageform, die Privatanlegern zugänglich ist. Viel spricht dafür, dass das auch künftig so sein wird. Allerdings sollte der umsichtige Anleger – vor allem angesichts der Probleme in der internationalen Kredit- und Geldarchitektur – beim Investieren in Aktien sehr wählerisch sein. In einem „Regime von Boom-und-Bust“ werden nicht alle Unternehmen erfolgreich sein. Besser daher in Unternehmen investieren, die auch in widrigem Umfeld ihr Geschäft noch erfolgreich betreiben können.
Das können Unternehmen, die etwas produzieren, was die Konkurrenz nicht so ohne weiteres nachahmen kann – weil sie beispielsweise Kostenvorteile oder technologische Vorsprünge haben. Diese „großartigen Unternehmen“ sind in der Lage, Kostensteigerungen auf der Produktionsseite auf die Absatzpreise überzuwälzen. Für den Investor bedeutet das einen effektiven Inflationsschutz, den nicht alle Unternehmen bieten. Und mit Geldwertschwund, mit Inflation, sollte der umsichtige Investor weiterhin rechnen – sie ist die unweigerliche Folge des ungedeckten Geldsystems.
2) Befolge das „Preis versus Wert“-Prinzip. – Nicht jedes großartige Unternehmen ist auch eine großartige Investition. Es kommt vielmehr darauf an, nicht zu teuer zu kaufen. Das „Preis versus Wert“-Prinzip hilft dabei. Der Preis ist das, was man an der Börse für die Aktie zahlt. Der Wert der Aktie ist die abgezinste Summe aller künftig zu erwartenden Gewinne eines Unternehmens. Es zahlt sich für den Anleger aus, wenn der Preis, den man zahlt, deutlich unter dem Wert liegt der Aktie liegt. Eine ausreichend hohe „Sicherheitsmarge“ arbeitet sprichwörtlich für den umsichtigen Investor.
Zum einen vermindert sie sein Risiko, dass er den Wert des Unternehmens zu positiv einschätzt. Beträgt der Wert der Aktie beispielsweise 100 Euro, und steht der Marktpreis – beispielsweise aufgrund eines Panikverkaufs an der Börse – bei 60 Euro, kann der Wert um 40 Prozent fallen, ohne dass der Investor sein Kapital verliert. Zum anderen erhöht die Sicherheitsmarge die Investitionsrendite: Wer etwas für 60 Euro kauft, was 100 Euro wert ist, erzielt nur durch den Einkauf 66,7 Prozent – und die kommen zur Wertsteigerung hinzu, die ein großartiges Unternehmen über die Zeit erzielt.
3) Denke und handele langfristig. – Unverzichtbar für den umsichtigen Investor ist Geduld und langer Atem. Wann der Boom in einen Bust umschlägt, lässt sich nicht mit Gewissheit voraussagen. Es gibt dafür keine verlässliche Prognoseformel. Der umsichtige Investor sollte daher kein „Markt-Timing“ betreiben nach dem Motto: Ich verkaufe jetzt, weil ich das Gefühl habe, der Markt wird einbrechen, und steige wieder ein, wenn die Lage sich gebessert hat. Auf diese Weise erfolgreich zu sein, ist den wenigsten von uns vergönnt. Die meisten verkaufen zu früh, kaufen dann zu spät, verursachen hohe Kosten, und die Investitionsrendite leidet. Das heißt, dass man auch die mentalen Fähigkeiten braucht, durch die Börsenzyklen hindurch an seinen großartigen Unternehmen festzuhalten.
Der umsichtige Investor ist gut beraten, die Augen nicht vor den Problemen des weltweiten ungedeckten Papiergeldsystems zu verschließen – und angesichts dieser Probleme sollte er bei seinen Investitionsentscheidungen diszipliniert erprobten Handlungsprinzipien folgen. Sie helfen ihm Kurs zu halten in einem Umfeld, in dem die Kapriolen und Exzesse der Zentralbankpolitiken drohen, immer wilder zu werden. Und sie verringern die Irrtumsanfälligkeit beim Investieren. Immanuel Kant soll dazu das letzte Wort haben: „Irrtümer entspringen nicht allein daher, weil man gewisse Dinge nicht weiß, sondern weil man sich zu urteilen unternimmt, ob man gleich noch nicht alles weiß, was dazu erfordert wird.“