Intelligent investieren

Die Macht des Zinseszinses

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Kaufpreis der Aktie

Daher bringen wir jetzt Investor C ins Spiel. Er hat von Investor A und Investor B gelernt. Investor C investiert – wie Investor B – in Aktien, die dauerhaft eine hohe Kapitalverzinsung erzielen. Er investiert aber nur dann, wenn er – wie Investor A – meint, dass die Aktie billig ist, dass ihr Wert über dem Börsenkurs liegt. Der Börsenkurs ist jederzeit leicht von der Kurstafel abzulesen. Nicht ganz so leicht ist es hingegen, den Wert der Aktie herauszufinden. Theoretisch entspricht er der Summe aller abgezinsten Unternehmensgewinne auf die Gegenwart.

Für Investor C stellen sich mindestens zwei Herausforderungen. Erstens: Er kennt die künftigen Unternehmensgewinne nicht mit Gewissheit. Er muss sie abschätzen. Setzt er die künftigen Unternehmensgewinne zu hoch an, ist die Enttäuschung vorprogrammiert: Die Aktie wird zu teuer gekauft, und der erhoffte Investmenterfolg stellt sich nicht ein. Gleiches gilt, wenn Investor C mit einem zu geringen Zinssatz abdiskontiert. Was aber ist der richtige Diskontierungszins?

Die Märkte für Geduldige
Wo lässt es sich am besten nach Rendite fischen?Zwischen 1900 und Ende 2016 gewannen die Aktienmärkte weltweit im Schnitt 5,1 Prozent pro Jahr, die Inflation herausgerechnet. Zu diesem Ergebnis kommt die Credit Suisse in ihrem „Global Investment Returns Yearbook“ 2017, das im Februar veröffentlicht wurde. Für die Berechnung stützt sich die Schweizer Bank auf die Daten der Professoren Elroy Dimson, Paul Marsh und Mike Staunton von der London Business School. Der Datensatz erfasst die Performance von 70.000 Börsentagen und vergleicht die Aktienmärkte aus 21 Ländern. Wer trotzte den Krisen der vergangenen Jahrzehnte besonders gut? Ein Überblick. Quelle: dpa
Österreich Quelle: Wiener Börse
Italien Quelle: REUTERS
Belgien Quelle: Fotolia
Frankreich Quelle: REUTERS
Deutschland Quelle: dpa
Portugal Quelle: dpa

Spätestens jetzt werden Sie vermutlich innehalten und bemerken, dass Sie als Investor eine Grundsatzentscheidung zu treffen haben. Wenn Sie der Meinung sind, dass weder Investor A, noch Investor B, noch Investor C dauerhaft erfolgreich sein können, weil niemand von ihnen dauerhaft besser abschneiden kann als der Gesamtmarkt, dann sollten sie in einen Aktienmarktindex-ETF investieren. Mit ihm werden sie im Zeitablauf eine Rendite erzielen, die (aufgrund der Gebühren) in etwa der Rendite des Gesamtmarktes liegt.

RenditeAnlagebetrag … 
pro Jahr… verzehnfacht sich nach:… verhundertfacht sich nach:
14%18 Jahren35 Jahren
16,6%15 Jahren30 Jahren
20%13 Jahren25 Jahren
26%10 Jahren20 Jahren
36%8 Jahren15 Jahren
Quelle: Eigene Berechnungen.

Wenn Sie aber meinen, dass es möglich ist, langfristig besser als der Gesamtmarkt abzuschneiden, dann sollten Sie sich am Vorgehen von Investor C orientieren. Er kombiniert das Vorgehen von Investor A – unterbewertete Aktien kaufen – und das Vorgehen von Investor B – Aktien von Unternehmen kaufen, die dauerhaft hohe Kapitalrenditen erzielen können. Die verbleibende Frage, die Sie dann noch beantworten müssen, lautet: Selber machen oder jemand suchen, der das kann, beziehungsweise der das besser kann?

Das runderneuerte Portfolio von Warren Buffett

Wenn Sie zum Schluss kommen, das Vorgehen von Investor C ist das richtige, Sie sich aber nicht zutrauen, das in Eigenregie umzusetzen, sollten Sie eine Zusammenarbeit mit guten "Value Investoren" suchen. Gute Value Investoren sind darauf spezialisiert, Unternehmen aufzuspüren, die für lange Zeit hohe Renditen erzielen und den Gewinn pro Aktie im Zeitablauf kräftig erhöhen können. Vor allem aber beschäftigen sich gute Value Investoren intensiv mit der Bewertung von Unternehmen.

Gute Value Investoren haben daher die besten Voraussetzungen, langfristig hohe Renditen erzielen zu können. Das, was gute Value Investoren machen, ist letztlich das, was einer der einflussreichsten Investoren, Philip Fisher (1904 – 2004), empfahl: Großartige Unternehmen aufspüren und ihnen die Treue halten, und zwar durch das Auf und Ab der Märkte hindurch. Denn das ist weitaus profitabler als zu versuchen, ständig billig zu kaufen und teuer zu verkaufen. Und Philip Fisher wusste dabei um die Macht des Zins- und Zinseszinses.

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