Intelligent investieren

So unterscheiden Sie gute Gewinne von schlechten

Seite 2/3

Schlechte Gewinne auf Kosten anderer

Gewinnerzielung ist unverzichtbar für den volkswirtschaftlichen Fortschritt. Erzielt ein Unternehmen Gewinn, so bedeutet das, dass die Ersparnis in der Volkswirtschaft steigt: Der Unternehmer deckt nicht nur die Kosten der Produktion, er hat jetzt auch zusätzliche Mittel zur Verfügung, mit denen er die Produktion ausweiten kann. Wird der Gewinn (re-)investiert, steigt der Kapitalbestand der Volkswirtschaft. Die Güterproduktion nimmt zu, der materielle Lebensstandard verbessert sich, die realen Löhne steigen.

Man muss keine Sorge haben, Unternehmen könnten in einem freien Markt unangreifbar und allesbeherrschend werden. Jedes Unternehmen muss seinen erworbenen Erfolg am Markt tagtäglich neu verdienen. Sind die Kunden nicht mehr bereit, seine Produkte zu kaufen, ist es schnell vorbei mit dem Erfolg. Es ist folglich ein Trugschluss zu meinen, in freien Märkten sei eine errungene Gewinnposition in Stein gemeißelt. Die Kunden entscheiden vielmehr immer wieder aufs Neue über den Fortbestand des Unternehmenserfolges.

Charles G. Koch (*1935), Leiter des zweitgrößten US-Unternehmenskonglomerats Koch Industries, trifft in seinem Buch Good Profit. How Creating Value for Others Built One of the World’s Most Successful Companies (2015) die Unterscheidung zwischen „guten Gewinnen“ und „schlechten Gewinnen“. Sind die Märkte frei, haben also die Konsumenten Wahlfreiheit und die Unternehmen Produktionsfreiheit, entstehen „gute Gewinne“. Sie sind das Ergebnis von freiwilligen und beidseitig nutzbringenden Transaktionen, so Koch.

Anders stehen die Dinge in nicht freien, in gehemmten Märkten. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass der Staat durch Ge- und Verbote, Auflagen, Steuern oder Subventionen eingreift. Er gestaltet dadurch Konsum und Produktion anders, als der ungehemmte Markt sie hervorbringen würde.

Die Staatseingriffe sind dabei niemals „neutral“. Stets begünstigen sie einige auf Kosten anderer. Subventioniert der Staat beispielsweise die Erzeugung eines Gutes mit Steuergeldern, winken Gewinne für Unternehmen, die diese Güter erzeugen. Die Besteuerten können jetzt aber weniger konsumieren, als sie eigentlich wünschen. Zudem sinken die Gewinne der Produzenten, deren Güter nun nicht mehr nachgefragt werden. Man kann also berechtigte Zweifel anmelden, ob die Gewinne der Unternehmen, die im Windschatten des Staates wirtschaften, „gute Gewinne“ sind. Es gibt vielmehr Grund, sie als „schlechte Gewinne“ zu einzustufen: Denn sie entstehen, weil einige (in unserem Beispiel: die Besteuerten) gezwungen werden, dafür zu bezahlen.

Ethische Leitlinien

Und was ist mit Unternehmen, die berauschende Getränke, gentechnisch veränderte Produkte oder Kriegs- und Glücksspiele anbieten? Vermutlich regen sich bei einigen Anlegern Bedenken, in diese Geschäfte zu investieren, bei anderen nicht. Für den umsichtigen Investor stellt sich die Frage: Gibt es eine Möglichkeit, eine ethisch-moralisch vernünftige Einstufung zu treffen? Eine, die es erlaubt, in verantwortungsvoller, gut begründeter Weise gute von schlechten Gewinnen zu unterscheiden?

Eine Möglichkeit besteht darin, sich am kategorischen Imperativ, wie ihn der Königsberger Philosoph Immanuel Kant (1724 – 1804) formuliert hat, zu orientieren. Er lautet: „Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne“. Dieses allgemeine Prinzip der praktischen Vernunft besagt beispielsweise, dass ich nicht wollen kann, dass stehlen erlaubt wird, denn das würde jedes Eigentum, das ich anstrebe (möglicherweise auch durch stehlen), unmöglich machen.

Bitcoin bricht ein, Fed verliert die Unabhängigkeit
Bitcoin Quelle: dpa
Merkel und Macron Quelle: REUTERS
Jerome Powell Quelle: AP
Yen Quelle: REUTERS
Yuan Quelle: REUTERS
Frankfurter Börse Quelle: dpa
USA-Flagge Quelle: dpa

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%