Intelligent investieren

Die dunkle Seite der Zinsmanipulation

Seite 3/3

Vier Erfolgsprinzipien

Kann man in solch einer Situation in Aktien investieren? In einem Umfeld, in dem die Zentralbankpolitiken die Konjunkturen in die Irre führen, in dem die Preise auf den Finanzmärkten verzerrt und aufgebläht sind? Ja, man kann – und zwar durchaus auch mit gutem Gewissen, wenn man sich die erprobten Prinzipien, die die langfristig wirklich erfolgreichen Aktieninvestoren beherzigen, zu Eigen macht. Vier dieser Prinzipien seien an dieser Stelle genannt:

(1) Investieren Sie nur in Unternehmen, deren Geschäfte Sie verstehen und deren Erfolg Sie mit hinreichender Genauigkeit abschätzen können. Dazu gehören Unternehmen, die einen belastbaren „Track Record“ haben, die also bewiesen haben, dass sie mit dem Auf und Ab der Konjunkturen zurechtkommen; dass sie auch durch schwierige Phasen hindurch erfolgreich gewirtschaftet und auch ihr Kapital stets gut investiert haben. 

(2) Halten Sie dabei Ausschau nach „großartigen Unternehmen“ („Great Businesses“): Das sind solche, die dauerhaft eine hohe Eigenkapitalrendite und einen hohen Gewinn pro Aktie erzielen – weil sie etwas können, was andere nicht beziehungsweise nicht ohne weiteres kopieren können. Die Mühe, großartige Unternehmen aufzuspüren, lohnt sich: Man kann sie kaufen und für lange Zeit halten.

(3) Beherzigen Sie stets das Prinzip „Preis versus Wert“. Preis ist das, was die Aktie an der Börse kostet. Wert ist die Summe aller abgezinsten Zukunftsgewinne („Owners Earnings“) des Unternehmens. Nur dann, wenn der Preis deutlich unter dem Wert liegt, macht das Investieren Sinn. Sie haben dann eine „Sicherheitsmarge“, die Ihre Investitionsrendite erhöht, und Sie reduzieren gleichzeitig auch Ihr Investitionsrisiko, das daraus erwachsen kann, dass Sie den Erfolg des Unternehmens zu positiv eingeschätzt haben.

(4) Treffen Sie Ihre Investitionsentscheidungen mit Langfristorientierung, investieren Sie mit einem Zeithorizont von mindestens fünf Jahren – und lassen Sie sich nicht auf „Markt-Timing“ ein: Die Versuche, „unten“ zu kaufen und „oben“ zu verkaufen, sind für die meisten Anleger nicht von Erfolg gekrönt, denn die kurz- bis mittelfristigen Aktienkursbewegungen an den Börsen lassen sich nicht verlässlich einschätzen, und Kaufen und Verkaufen kosten Geld und Zeit.

Eine Frage der Bewertung

Die Zinsmanipulation der Zentralbanken hat eine dunkle Seite. Sie darf der umsichtige Investor keinesfalls aus dem Blick verlieren – und sich vor allem nicht verleiten lassen, Hals über Kopf in neue, nur schwer einzuschätzende Geschäftsmodelle zu investieren. Unternehmen, deren Geschäftsmodelle er versteht, die sich bereits im Wechselspiel der Konjunkturlagen erfolgreich geschlagen haben, sollte er den Vorzug geben. Bei ihnen kann der Investor sogar auch ein Zugeständnis bei der Bewertung machen.

Denn wenn die Zinsen nicht nur in nominaler, sondern vor allem auch in realer Rechnung niedrig bleiben – und dafür spricht einiges –, wird auch das Bewertungsniveau der Unternehmensaktien (wie zum Beispiel das Kurs-Gewinn-Verhältnis) vermutlich hoch bleiben, beziehungsweise es kann auch noch weiter ansteigen, als es in der Vergangenheit üblich und akzeptabel war. Für die Aktien „großartiger Unternehmen“ kann man also durchaus auch einen hohen Preis zahlen, ohne dadurch zwangsläufig Gefahr zu laufen, zu teuer einzukaufen.  

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%