Intelligent investieren

Schlechte Zeiten für Euro-Bankaktien

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Zurückhaltende Hoffnung für Investoren

Sollten sie sich zurückziehen, wird es schmerzhaft. Dann werden nämlich die Regierungen das Banken-Eigenkapital mit dem Geld der Steuerzahler oder mit neu geschaffenen EZB-Euros zwangsweise aufpolstern. Die Aussicht auf staatliche Beteiligungen bei den Banken ist alles andere als vertrauenserweckend für den künftigen Geschäftserfolg der Geldhäuser. Vielleicht ist die Sorge vor Verstaatlichung daher auch ein Grund, warum die Euro-Banken seit Herbst 2007 bis heute schon 72 Prozent ihres Marktwertes eingebüßt haben. Die US-Banken sind in deutlich besserer Verfassung, ihre Kurse haben in der gleichen Zeit immerhin um knapp 20 Prozent hinzugelegt.

Was bedeutet all das für den Investor?

Man könnte auf den Gedanken kommen, Aktien und Schuldpapiere von Euro-Banken seien nunmehr attraktiv, weil ja klar ist, dass die Staaten und die EZB die Hand über die Geldhäuser halten. Doch so einfach ist das nicht. Es kann durchaus noch zu Schließungen von einzelnen Geldhäusern kommen, deren Eigenkapital und/oder Verbindlichkeiten dann wertlos werden.

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Das Eigenkapital der Banken ist dabei natürlich besonders gefährdet, weil es bei Verlusten gemäß der „Haftungskaskade“ als erstes untergeht. Kurzum: Es lässt sich keine Pauschalaussage treffen, ob Banken attraktive Investitionen sind oder nicht. Es hängt vielmehr vom Einzelfall ab.

Wer gut begründete Investmententscheidungen treffen will, der sollte das Prinzip „Preis versus Wert“ beherzigen: Investieren macht dann Sinn, wenn der Preis, den man zahlt, deutlich unter dem Wert liegt – wobei der Wert einer Aktie (oder Anleihe) der Summe der abgezinsten künftigen Einzahlungen entspricht.

Aus Risiko- und Ertragsgründen sollte der Abstand zwischen Wert und Preis hinreichend groß sein (bei mindestens 10 bis 15 Prozent liegen). Es kommt also darauf an, den Wert (zumindest innerhalb einer Bandbreite) hinreichend verlässlich zu bestimmen. Sollte das nicht möglich sein – beispielsweise weil die Datensicherheit fehlt oder die eigene Expertise nicht ausreicht –, sollte man besser nicht investieren.

Die langfristige Kursentwicklung der Deutschen Bank und der Commerzbank: Immer tiefer ins Tal.

Gerade mit Blick auf die FinTech-Revolution, die die Gewinnlage der Banken unter Druck setzt, braucht es schon sehr niedrige Bewertungen, damit eine Investition in Bankaktien attraktiv wird. Letztlich ist es die (zu erwartende) Eigenkapitalrendite, die den Aktienkurs langfristig bestimmt. Im Jahr 2016 betrug sie für die Banken in der EU-28 nur 3,5 Prozent (2015: 4,3 Prozent). Bei chronisch niedrigen Zinsen, niedrigen Risikoaufschlägen, schwindender Provisionserträge und steigenden regulatorischen Kosten sollte man zurückhaltend sein mit der Hoffnung, mit Euro-Bankaktien lasse sich langfristig eine attraktive Rendite einfahren.

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