Stichwort Inflation – mit welcher Entwicklung rechnen Sie in den kommenden Jahren? Und welche Auswirkungen wird das Ihrer Meinung nach auf die Märkte haben?
Offiziell wird die Inflationsrate die tatsächliche Entwicklung nicht widerspiegeln. Aber wenn man sich die Verteuerungen bei lebensnotwendigen und damit häufig gekauften Produkten wie Benzin, Warmkosten bei Mieten, Lebensmittel über Agrarrohstoffe, Versicherungen, Strom etc. ansieht, liegt die tatsächliche Preissteigerung schon heute bei über vier Prozent. Ich gehe davon aus, dass sich diese Entwicklung auch in der Höhe fortsetzen wird. Wie will man auch alternativ die Staatsschulden beherrschbar machen? Das geht nicht mehr über Sparmaßnahmen oder Steuererhöhungen, die die Wirtschaft ruinieren würden. Das geht wie in den USA seit vielen Jahrzehnten über die Preiskeule, wobei der Staat sich konkret entschuldet, indem er die Zinsen für seine Wertpapiere unter der tatsächlichen Inflationsrate hält.
Diese Entschuldung bedeutet für den Anleger bei seinen Zinspapieren Entreicherung. Die Staatsschuldenkrise ist also für die Privaten eine Guthabenkrise bei Staatstiteln.
In den vergangenen Wochen ging in diesem Zusammenhang der Begriff der finanziellen Repression durch die Presse. Ein Experte hält ihn sogar für den wichtigsten Anlagetrend der kommenden zwanzig Jahre. Wie sehen Sie das?
Finanzielle Repression wird zunehmend wichtiger, um den Staat finanziell handlungsfähig zu halten. Wie soll auch sonst die europäische Haftungsunion bezahlt werden. Die teilweise nach folgenden Motto abläuft: Sie sähen nicht, sie ernten nicht und dennoch hat der europäische Rettungsschirm sie lieb.
Ich bezeichne die finanzielle Repression als 3-Phasen-Reiniger. In der ersten Phase werden die Zinsen künstlich niedrig gehalten, in der zweiten Phase wird die Inflation geschürt und in der dritten Phase – wenn sich keine Entspannung der Staatsschuldenkrise eingestellt hat – werden die institutionellen Anleger durch regulatorische Auflagen angehalten, Staatspapiere zu kaufen. Schauen Sie sich doch heute schon Pensionskassen und Rentenversicherungen an. Sie sind gefüllt mit Staatsanleihen, Staatsanleihen und Staatsanleihen.
Was haben Sie gegen Staatsanleihen?
Staatsanleihen sind völlig überteuert, sie bieten schon lange keine inflations- bzw. risikogerechte Verzinsung. Bereits bei Berücksichtigung der offiziell – also geschönten – Inflation zahlen die Anleger drauf. Wir haben negative Realzinsen. Das gilt umso mehr, wenn ich an die tatsächliche, höhere Preissteigerungsrate denke. Und mit Blick auf die immer weiter steigenden Bürgschaften Deutschlands für unsere euroländischen Brüder und Schwestern fehlt eindeutig ein Risikozuschlag in Form einer deutlich höheren Rendite. Als Dankeschön zahlen wir auch noch Abgeltungssteuer. Eigentlich hätten Anleihenkäufer einen Orden für Verdienste für das Vaterland verdient.
Um es deutlich zu sagen: Wer heute einseitig auf Zinspapiere statt auf Sachkapital auch in Form von Aktien setzt, ist ein Spekulant.
Gibt es denn gar keine Staatsanleihen, die Sie für kaufenswert halten?
Es ist gegen Kurzläufer von deutschen Staatspapieren in überschaubarem Maße, etwa als Liquiditätsreserve, nichts einzuwenden. Ich empfehle aber stärker auf Staatsanleihen aus Ländern zu setzen, die über umfängliche Rohstoffe verfügen. Sie haben sozusagen gedeckte Währungen, ihre Staatschulden sind also abgesichert. Ich denke da an Kanada, Norwegen, Australien, Brasilien. Teilweise ist es aber nicht so einfach an diese Papiere zu kommen, da die Länder nicht aufwerten wollen.