Investmentgipfel "Ich lasse die Finger von Autos"

Seite 3/4

"Ich habe keine Ahnung, wie die Autoindustrie in zehn Jahren dastehen wird"

Und jetzt droht der Autoindustrie die politische Wende. Finger weg von Autoaktien?
Fischer: Warren Buffett sagt immer, denk darüber nach, wie die Firma in zehn Jahren dastehen wird. Ich habe keine Ahnung, wie die Autoindustrie dann aussehen wird.

Gebhardt: Noch wissen wir nicht genau, wie die Politik reagieren wird und was das die Branche kosten wird. Zyklisch spricht vieles gegen sie, denn ihre Margen sind auf dem Gipfel. Es besteht die Gefahr, dass die Autoindustrie, wie zuletzt die Banken, stark reguliert wird. In den Kursen steckt aber schon viel Unsicherheit. Auch bei den Zulieferern, von denen einige interessant sind.

Kaldemorgen: Ich lasse die Finger von Autos. Alle Digitalisierungsmodelle werden der Autoindustrie schaden. Unsere Einstellung zur Mobilität wird sich ändern. Uber etwa ist ein gefährlicher Konkurrent.

Ehrhardt: Ist der Verbrennungsmotor wirklich erledigt? Bei den Stromversorgern entwickelt sich Uniper, die Kohle- und Atomtochter von E.On, erstaunlich gut. Vielleicht ist der ganze Batterieboom viel zu teuer und die Versorgung mit Strom zu unsicher.

Fischer: Sie müssen Goldsuchern im Boom Spitzhacken verkaufen. Wenn ich nicht weiß, welcher Rohstoff gebraucht wird, ist das der defensivere Weg. Man kann jetzt Aktien von Lithiumanbietern oder von Panasonic als Batteriehersteller zu halbwegs vernünftigen Bewertungen kaufen.

Kaldemorgen: Amazon-Chef Jeff Bezos sagte mal, Unternehmen sollen nicht darauf schauen, was sich ändert, sondern darauf, was bleibt. Amazon hat verstanden, dass Kunden einkaufen wollen, aber bequemer. So bleibt auch der Wunsch nach Mobilität. Wir müssen Dienstleister suchen, die Kunden bei ihren Wünschen abholen.

Wo finde ich die?
Ehrhardt: Schauen Sie nach China. Das Wachstum der Technologiedienstleister ist phänomenal. Die entwickeln sich noch besser als die US-Konkurrenten.

... also Suchmaschine Baidu und nicht nur Alphabet, Verkaufsplattform Alibaba statt Amazon und Tencent statt Facebook?
Ehrhardt: Zum Beispiel.

Ist Chinas Konjunktur gesund?
Thies: Sie hat positiv überrascht, fast sieben Prozent Wachstum. Mit der globalen Dynamik wirkt sich das erfreulich auf Asien aus.

Kaldemorgen: Mein Enthusiasmus für China hält sich in Grenzen. Die Hälfte des Markts sind Finanz-, Öl- und Immobilienaktien. Da gibt es in Europa deutlich attraktivere.

Santander, BNP Paribas oder die Ölwerte Eni und Royal Dutch aus Ihrem Fonds?
Kaldemorgen: Der Gedanke liegt nahe. Chinesische Unternehmen, die sich weltweit behaupten, sind einen Blick wert. Aber China nur zu wählen, weil da so viele Menschen leben, ist kein gutes Anlagekonzept. Zumal es politische Risiken gibt.

Wie die Deutschen ihr Geld anlegen
Der comdirect Spar- und Anlageindex ist im September den sechsten Monat in Folge gesunken Quelle: dpa
Schon etwas beliebter als die Aktien ist das Festgeld. Immerhin 19 Prozent der Geldanlagen fallen in diesen Bereich. Quelle: dpa
Fonds befinden sich mit dem Festgeld gleichauf Quelle: gms
Die Altersvorsorge wird in Deutschland zu einem immer wichtigeren Thema Quelle: dpa
Die Lebensversicherung schafft es in diesem Ranking auf den sechsten Platz Quelle: dpa
Im Mittelfeld dieses Rankings findet sich der Bausparvertrag. Quelle: dpa
Nur ein Prozent vor dem Bausparvertrag liegt das Bargeld. Quelle: dpa

Ist Indien das neue China?
Fischer: Wir haben einen Kollegen für ein Jahr nach Indien geschickt, damit er vor Ort für uns Aktien recherchiert. Viele sind teuer.

Gebhardt: Ich habe dort schon vor 20 Jahren Aktien für Fonds gekauft und würde immer lieber in Indien als in China investieren, weil dort die Bevölkerung jung ist. Premierminister Narendra Modis Reformen sind richtig. Allerdings ist die Infrastruktur extrem schlecht, und es gibt viele faule Bankkredite.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%