Investmentgipfel "Ich lasse die Finger von Autos"

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"Viele Anleger sind zu selbstbewusst"

Schön für Sie, Herr Gebhardt, dann können Sie für Ihren neuen Fonds günstig kaufen.
Gebhardt: Sollte man meinen. Aber wenn Kurse fallen, finden Sie leider wenig Investoren, weil die Bereitschaft, zu investieren, sinkt. Es sollte andersrum sein, aber Zuflüsse haben Fonds, wenn der Markt gut läuft.

Fischer: Aktuell wird Donald Trump verteufelt. Ich habe die vage Hoffnung, dass er mit einer Steuerreform die Erwartungen endlich mal erfüllen kann und diese Überraschung auch den Börsen hilft.

Thies: Aber die Geldpolitik verunsichert.

Was erwarten Sie in den USA?
Thies: Die Fed wird in diesem Jahr noch einmal die Zinsen leicht anheben. Und sie wird ihren Bestand an Anleihen, die sie über Jahre gekauft hat, reduzieren – hoffentlich behutsam. Dafür hat sie konjunkturellen Rückenwind, der Arbeitsmarkt in den USA ist stark, die Inflationserwartungen sind stabil.

Und in Europa?
Thies: Erst mal kein Zinsschritt.

Und falls doch?
Ehrhardt: Wenn die Kurse fallen, wird investiert. Fonds warten auf Rückschläge, sie haben Cash.

Kaldemorgen: Vorsicht. Viele Anleger sind zu selbstbewusst und überzeugt, dass alles so weitergehen wird. Das ist eher ein Warnsignal. Wie viel Cash die Fondsmanager halten, ist auch nicht so wichtig, denn der Markt wird, zumindest in den USA, von ETFs stark beeinflusst.

Das sind Fonds, die sich automatisch an einem Index ausrichten.
Kaldemorgen: Und die halten kein Cash, sondern verkaufen automatisch, wenn Anleger Geld abziehen.

Also soll ich doch Anleihen kaufen? Von Tesla oder der Türkei bekomme ich über fünf Prozent.
Ehrhardt: Bessere Zinsen gibt es nur bei höheren Risiken. Anleger müssen schlechte Bonitäten akzeptieren, sehr lange Laufzeiten wählen oder auf wilde Währungen setzen. Das sind alles keine Ruhekissen.

Das runderneuerte Portfolio von Warren Buffett

Kaldemorgen: Vorsichtige sollten nicht auf Zinspapiere verzichten. Aber ich schaue auch auf Aktien, die anleiheähnlichen Charakter haben. Unternehmen, die kaum wachsen und Investoren über die Dividende locken. Telekomkonzerne oder auch europäische Ölwerte mit vier bis sieben Prozent Dividendenrendite sind interessant. Wenn die Zinsen niedrig bleiben, sind auch noch Kurssteigerungen möglich.

Gebhardt: Dummerweise kaufen Sie da genau Kandidaten mit Wachstumsproblemen.

Vor zehn Jahren haben alle wegen der Dividende die angeblich sicheren Versorger E.On oder RWE gekauft.
Fischer: Deren Niedergang hatte politische Gründe, die Energiewende der Kanzlerin.

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