Iran-Krise Öl- und Goldpreise steigen

Sollte der Goldpreis die Marke von 1585 Dollar überwinden, rückt die psychologisch wichtige 1600er Marke ins Visier der Anleger. Quelle: dpa

Die Eskalation im Nahen Osten hat deutliche Auswirkungen auf die internationalen Märkte. Und auch die Verbraucher müssen sich auf Preisänderungen einstellen.

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Die Ölpreise sind wegen der Eskalation der Lage im Nahen Osten weiter auf einem Höhenflug. Am Montag stieg der Preis für US-Rohöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) zeitweise bis auf 64,72 US-Dollar je Barrel (159 Liter). Damit erreichte der Preis den höchsten Stand seit vergangenem April. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) warnte vor negativen Auswirkungen für die deutsche Wirtschaft.

„Steigen die Rohölpreise in Folge einer weiteren Eskalation nun dauerhaft weiter an, würde das Heizöl-, Benzin und Dieselkosten auch in Deutschland in die Höhe treiben – und damit Unternehmen wie Verbraucher empfindlich treffen“, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier am Montag in Berlin. An den Märkten waren sichere Anlagen wie Gold gefragt.

Am Mittag wurde US-Öl bei 63,85 Dollar gehandelt. Das waren 0,80 Dollar mehr als am Freitag. Kräftig nach oben ging es auch mit dem Preis für Rohöl der Sorte Brent aus der Nordsee, der für deutsche Verbraucher wichtig ist. Hier stieg die Notierung für ein Fass um 1,05 Dollar auf 69,65 Dollar. Zeitweise kostete Nordsee-Öl mehr als 70 Dollar und damit etwa so viel wie zuletzt Mitte September nach Angriffen auf die Ölindustrie in Saudi-Arabien.

Entsprechend der Entwicklung an den internationalen Märkten stiegen auch die Preise für Benzin und Heizöl zum Jahresauftakt. Im bundesweiten Durchschnitt müssen Heizöl-Kunden gegenwärtig 71,20 Euro für 100 Liter Heizöl bezahlen (beim Kauf von 3000 Litern, inklusive Mehrwertsteuer), wie es auf der Internet-Seite des Messgeräte-Herstellers Tecson heißt. Das sind 2,60 Euro mehr als am 2. Januar, dem ersten Handelstag des Jahres.

Unterschiedlich verlief die Preisentwicklung an den Tankstellen, wie aus den Angaben auf der Webseite Clever-Tanken.de hervorgeht. Diesel verteuerte sich in diesem Jahr im bundesweiten Durchschnitt um etwa drei Cent auf 1,33 Euro je Liter, während Super E10 nach einer kurzen Preisspitze am 1. Januar wieder bei 1,41 Euro je Liter liegt, ebenso wie eine Woche zuvor.

Bei beiden Spritsorten sind die Preise in Deutschland regional unterschiedlich und verändern sich im Laufe des Tages. Der Steueranteil am Benzinpreis beträgt rund zwei Drittel, so dass nur das verbleibende Drittel mit dem Markt schwankt. Bei Heizöl und Diesel ist der Steueranteil etwas geringer, so dass globale Preistrends stärker durchschlagen können.

Seit der gezielten Tötung des iranischen Generals Ghassem Soleimani durch einen US-Raketenangriff sind die Ölpreise im Aufwind. Die Krise in der Region verstärkt die Sorge der Anleger am Ölmarkt vor Lieferengpässen. Der Iran will Rache an den USA nehmen für den Tod von General Soleimani, und auch der Irak geht auf Konfrontation zu den USA. US-Präsident Donald Trump hat darauf mit Drohungen reagiert.

Die jüngste Zuspitzung mache wenig Hoffnung, dass sich die Geschäftsperspektiven und Investitionsabsichten deutscher Unternehmen auf der Arabischen Halbinsel und im Nahen Osten bald wieder besserten, sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Treier. „Hinzu kommen Unsicherheiten mit Blick auf die weltweite Ölversorgung. Trotz schlechter Weltkonjunktur sind die Ölpreise bereits in den letzten drei Monaten kontinuierlich gestiegen.“

Nach DIHK-Angaben brach der deutsch-iranische Handel 2019 ein. Bis Ende Oktober lag das Handelsvolumen bei 1,386 Milliarden Euro – im Vorjahresvergleich war dies ein Rückgang von 51 Prozent. Die deutschen Exporte in den Iran gingen demnach um die Hälfte auf 1,212 Milliarden Euro zurück, die iranischen Exporte nach Deutschland um 56 Prozent auf 174 Millionen Euro.

Die Eskalation im Nahen Osten sorgt für neue Höchststände beim Goldpreis. In der Nacht auf Montag stieg der Kurs für eine Feinunze (31,1 Gramm) bis auf 1588,13 US-Dollar und damit auf den höchsten Stand seit dem Frühjahr 2013. Bis zum Morgen bröckelte der Kurs zwar wieder etwas ab, lag aber mit 1577,26 Dollar immer noch 1,61 Prozent über dem Schluss vom Freitag. Damit setzte sich der Kursanstieg der vergangenen Tage fort.

Gold ist bereits seit einigen Wochen wieder verstärkt als Krisenwährung gefragt. Sollte er die Marke von 1585 Dollar überwinden, rücke die psychologisch wichtige 1600er Marke ins Visier der Anleger, sagt Analyst Benjamin Lu vom Brokerhaus Phillip Futures.

Allein seit den Weihnachtsfeiertagen hat der Goldpreis um etwa zwei Prozent zugelegt. Neben den geopolitischen Unruhen gelten auch jüngste Kursverluste des US-Dollar als Ursache des Preisanstiegs. Weil Gold auf dem Weltmarkt zumeist in Dollar gehandelt wird, macht eine schwächere amerikanischen Währung das Edelmetall in Ländern außerhalb des Dollarraums günstiger und stützt somit die Nachfrage. Anfang Dezember vergangenen Jahres hatte die Feinunze rund 1450 Dollar gekostet.

Auch der Preis für das Edelmetall Palladium stieg erstmals über die Marke von 2000 Dollar je Feinunze. In diesem Fall ist allerdings nicht die Geopolitik Auslöser für den Anschub, sondern anhaltende Spekulationen auf einen Angebotsengpass. Das zur Herstellung von Auto-Katalysatoren für Otto-Motoren benötigte Edelmetall verteuert sich um 1,6 Prozent und erreicht ein Rekordhoch von 2020,19 Dollar.

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