Islam-Investments Anlegen mit Allahs Segen

Seit Jahren wird dem Markt für islam-konforme Geldgeschäfte viel Potenzial zugesprochen. Die Methoden haben ihre Stärken – auch für Nicht-Muslime. Was interessierte Anleger wissen sollten.

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Staatsfonds kapern die ganze Welt
Platz 15: International Petroleum Investment - VAEDer Staatsfonds der International Petroleum Investment Company in den Vereinigten Arabischen Emiraten verfügt über ein Vermögen von 65,3 Milliarden US-Dollar. Der Fonds wurde im Jahr 2006 gegründet, um Dubais Staatsunternehmen finanziell zu unterstützen. Dadurch soll die wirtschaftliche Entwicklung des Emirates vorangetrieben werden. Quelle: dpa
Platz 14: Investment Corporation of Dubai - VAEEin Staatsfonds aus Dubai. Der Investment Corporation of Dubai verwaltet insgesamt ein Vermögen von 70 Milliarden US-Dollar. Quelle: dapd
Platz 13: Australian Future FundDer australische Staatsfonds Australian Future Fund verfügt über ein Vermögen von 83 Milliarden US-Dollar. Trotz eines BIP von mehr als einer Billionen US-Dollar, gehört der australische Staatsfonds zu einem der kleinsten Staatsfonds auf der Welt. Der Fonds wurde gegründet, um die künftigen Rentenzahlungen der australischen Beamten bedienen zu können. Quelle: AP
Platz 12: Qatar Investment AuthorityDas Vermögen des Staatsfonds der Qatar Investment Authority in Katar beläuft sich auf knapp 115 Milliarden US-Dollar. Seit der Gründung im Jahr 2005 kauft sich das Emirat über Fonds und Tochtergesellschaften bei Unternehmen weltweit ein. Quelle: rtr
Platz 11: National Social Security Fund - ChinaKnapp 135 Milliarden US-Dollar hat der chinesische National Social Security Fund unter Verwaltung. Seit dem Start im Jahr 2000 erwirtschaftete der Fonds, dank eines breit gestreuten Portfolios, eine konstant gute Rendite. Quelle: rtr
Platz 10: National Welfare Fund - RusslandDas Vermögen des russischen National Welfare Fund beläuft sich auf 149,7 Milliarden US-Dollar . Die Einnahmen stammen überwiegend aus Öl- und Gasgeschäften. Der Fonds investiert einen großen Teil des Geldes in Aktien und Anleihen. Darüber hinaus ist der Staatsfonds auch als Kreditgeber für den russischen Bankensektor aktiv. Quelle: dpa
Platz 9: Temasek Holdings - SingapurEin weiterer Staatsfonds Singapurs - diesmal der Temasek Holdings - verfügt über ein Vermögen von 157,5 Milliarden US-Dollar. Ziel des Fonds ist es, Unternehmen mit guten Wachstumsaussichten mit Kapital zu unterstützen. Dadurch soll die wirtschaftliche Entwicklung des Stadtstaates vorangetrieben werden. Quelle: AP

Beim Blick auf die 15 größten Staatsfonds der Welt nach Anlagevolumen fällt vor allem eines auf: Neben den Fondsriesen aus Fernost – allem voran China – dominiert die Gruppe der islamischen Staaten. Allein die sechs größten arabischen Staatsfonds aus Abu Dhabi, Saudi-Arabien, Kuwait und Co. verfügen über ein Anlagevolumen von rund 1700 Milliarden Dollar. In den vergangenen Jahren sind sie hierzulande immer wieder durch hohe Beteiligungen an westlichen Unternehmen und Konzernen aufgefallen. Auch große deutsche Konzerne wie Volkswagen oder Daimler begrüßten die Geldgeber als Großaktionäre.

Islamische Investitionen spielen eine immer größere Rolle in der Finanzwelt. Weltweit wird die Zahl der Muslime auf mehr als 1,6 Milliarden Menschen geschätzt, so die Zahlen des World Muslim Population Report der Universität von Puerto Rico für das Jahr 2010. Rund ein Viertel der Weltbevölkerung gehört damit dem Islam an. Und damit ist auch klar, dass der Markt für Geldanlagen, die dem islamischen Recht – der Scharia – entsprechen, immens groß ist. Das Global Islamic Finance Magazine zitiert den Politiker und Finanzbotschafter Nazrin Shah aus Malaysia– dem führenden Finanzzentrum für Islamic Banking – mit der Schätzung, dass das global verwaltete Vermögen in diesem Bereich inzwischen rund 1,2 Billionen Dollar betrage. Nazrin erinnerte aber daran, dass der Markt noch einen weiten Weg vor sich hat: "Wir sollten nicht vergessen, dass trotz des sehr starken Starts das islamische Finanzsystem noch immer ‘work-in-progress‘ ist."

Denn der Markt für Islam-konformes Investieren ist noch vergleichsweise jung. Erst in den 70er Jahren entstand die erste Islam-Bank. Heute sind es nach Schätzungen immerhin mehr als 300 islamische Finanzinstitute in 75 Ländern. Auch internationale Banken wie HSBC, Citibank, Standard Chartered, Deutsche Bank, BNP Paribas oder ABN Amro mischen bei Islamic Finance mit.

Abseits der ausgetretenen Pfade der klassischen Finanzwelt hat sich so ein Markt für einen alternativen Umgang mit Geld entwickelt. Denn unabhängig vom religiösen Hintergrund dieser Finanzwelt, hat Islamic Finance durchaus ihren eigenen Charme. Das liegt in seinen Regeln begründet, die vor allem sagen, was nicht erlaubt ist.

Zinsverbot und ethische Grundsätze

Damit ein Investment als Scharia-konform gilt, müssen anerkannte Islam-Gelehrte jedem Finanzprodukt oder Finanzdienstleistung die Einhaltung strenger Regeln attestieren und sie als „halal“, also erlaubt, einstufen. Zu diesen Regeln gehört in erster Linie das Zinsverbot des Koran. Gemäß der zweiten Sure des Koran ist es Muslimen verboten, Zinsen zu erheben oder zu bezahlen. Außerdem dürfen keine Geschäfte getätigt werden mit Unternehmen, die ihr Geschäft mit Alkohol, Tabak, Waffen, Schweinefleisch, Glückspiel oder Pornografie bestreiten.

Es gibt noch weitere Einschränkungen: Im islamischen Finanzmodell gilt das Gebot der Risikoteilung. Deshalb müssen die Finanzprodukte und -dienstleistungen im Islamic Banking so konzipiert sein, dass es einen Gewinn für die Übernahme eines finanziellen Risikos gibt. Hohe Verschuldung ist ebenso verpönt wie Spekulation, Investitionen sollen der Gemeinschaft dienen.

Diese Grundsätze haben weitreichende Folgen: Muslime, die sich daran halten wollen, dürfen ebenso wenig in Aktien von Rüstungskonzernen investieren, wie in Banktitel, die von guten Zinsgeschäften profitieren. Selbst die hierzulande so beliebten sicheren verzinsten Sparkonten, gängige Anleihen-Investments oder die Aufnahme von verzinsten Krediten bleiben praktizierenden Moslems wegen des Zinsverbots verwehrt. Sogar Versicherungen und Immobilienfinanzierungen sind unter diesen Vorgaben problematisch.

Zinslose Rendite für reale Investments

Diese Volkswirtschaften geben 2050 den Ton an
Skyline Berlin schön Quelle: dpa
Eine Frau verkauft Hülsenfrüchte Quelle: REUTERS
Platz 9: Russland und der IranDank erneut hoher Ölpreise und einer stark steigenden Konsumnachfrage ist das russische BIP im Jahr 2011 laut amtlicher Statistik um 4,3 Prozent gewachsen. Für die kommenden drei Jahre sagen die HSBC-Experten Wachstumsraten in ähnlicher Größenordnung voraus. Sie gehen davon aus, dass Russland bis 2050 durchschnittlich um 3,875 Prozent wächst. Damit würde das Riesenreich in der Liste der größten Volkswirtschaften der Welt von Rang 17 (2010) auf Rang 15 steigen. Ebenfalls eine durchschnittliche Wachstumsrate von 3,875 Prozent bis 2050 prophezeit die britische Großbank dem Iran. Im Jahr 2011/2012 betrug das Bruttoinlandsprodukt Schätzungen zufolge circa 480 Milliarden US-Dollar. Zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen Irans zählen die Öl- und Gasindustrie, petrochemische Industrie, Landwirtschaft, Metallindustrie und Kfz-Industrie. Die Inflationsrate wird von offizieller Seite mit 22,5 Prozent angegeben, tatsächlich liegt sie bei über 30 Prozent. Die Arbeitslosenrate beträgt offiziellen Angaben zufolge 11,8 Prozent. Quelle: dpa-tmn
Ginza-Viertel in Tokio Quelle: dpa
Mexikanische Flagge Quelle: dapd
Copacabana Quelle: AP
Baustelle in Jakarta Quelle: AP

Darüber hinaus leitet sich aus dem Zinsverbot auch das Gebot ab, dass jedem Geldgeschäft ein realwirtschaftlicher Wert – also ein Sachwert oder eine Dienstleistung – zugrunde liegen muss. Nach all den schlechten Erfahrungen mit verbrieften Ramschhypotheken, wertlosen Lehman-Zertifikaten und riskanten Kreditderivaten ist das ein Grundsatz, der wie Musik in den Ohren von nachhaltig orientierten Anlegern klingen muss. Die Regeln des Islamic Finance treffen durchaus einen Nerv, auch bei Nicht-Muslimen und insbesondere vor dem Hintergrund der Erfahrungen aus der Finanz- und Schuldenkrise während der vergangenen fünf Jahre.

Islam-Banken und spezialisierte Finanzdienstleister haben Wege gefunden, eine Vielzahl von Produkten anzubieten, die zwar Scharia-konform sind, aber im Ergebnis den gängigen Anlageprodukten nahekommen. Der Markt steckt allerdings noch in den Kinderschuhen: Erst seit etwa 20 Jahren wächst der Bereich der Islamic Finance um ein größeres Dienstleistungs- und Produktspektrum, das beispielsweise auch die Hypothekenfinanzierung, Liquiditätsmanagement und so etwas wie festverzinsliche Instrumente umfasst.

In Deutschland fehlt bislang eine islamisch geprägte Bank, die all dies anbietet. Deshalb behelfen sich interessierte Anleger und Sparer mit den Angeboten wie myislamicbanking.de oder dem von Taoufik Bouhmidi, Chef des spezialisierten Finanzdienstleisters FMF aus Frankfurt und Betreiber von zinsfrei.de. Bouhmidi vermittelt Muslimen wie Nicht-Muslimen scharia-konforme Finanzierungs-, Spar- und Anlageinstrumente und betreut eine vierstellige Kundenzahl. „Wir verzeichnen eine hohe Nachfrage vor allem nach Immobilienfinanzierungen, Altersvorsorgelösungen und Sparinstrumenten. Das ist grundsätzlich auch mit den konventionellen Banken möglich, aber aufwändiger. Denn die Bank muss dann als Händler und nicht als Geldverleiher agieren“, sagt Bouhmidi.

Immobilienkredit auf islamisch

Immobilienfinanzierungen nach den Regeln der Muslime stellen in Deutschland noch ein besondere Herausforderung dar. Wegen des Zinsverbots sind etwa die üblichen Annuitätendarlehen mit einem festen Kreditzins nicht erlaubt. Statt dem Kunden einen Kredit zu gewähren, kauft die spezialisierte Bank die Immobilie und verkauft sie gegen Ratenzahlung an den Kunden weiter. Die Bank erhält bei dem Weiterverkauf einen höheren Preis. Damit zahlt der Kunde keine Zinsen, sondern eine Prämie an die Bank. Dieser Umweg hat für den Hauskäufer allerdings oftmals den gravierenden Nachteil, dass in Deutschland die Grunderwerbsteuer zweifach anfällt – was die Finanzierung spürbar verteuert. Andere Länder wie Großbritannien und Frankreich haben deshalb für islamkonforme Finanzgeschäfte die Gesetze und Steuerregeln angepasst. Damit wollen sie dem Markt für Islamic Banking auf die Sprünge helfen.

Islam-konforme Finanzinstrumente

Echtes Islamic Banking gibt es in der Europäischen Union bislang nur Großbritannien. Die Islamic Bank of Britain im Finanzzentrums London war die erste islamische Bank Europas, die das komplette Servicespektrum für Privatkunden anbot. Nur drei Jahre nach ihrem Start im Jahr 2004 konnte die Bank schon mehr als 60.000 Konten vorweisen. Allerdings schrieb die Bank anhaltend Verluste und entging 2011 der Pleite nur durch die Unterstützung einer Bank aus Katar. Immerhin zeigt die Zahl der eröffneten Konten, das grundsätzlich Nachfrage da ist. Inzwischen gibt es in Großbritannien fünf islamische Vollbanken und mehr als ein Dutzend spezialisierte Abteilungen in den traditionellen Bankhäusern.

Doch trotz eines in Europa und insbesondere in Deutschland sowie Frankreich relativ hohen Anteils von Moslems an der Bevölkerung tut sich der Markt für Islamic Finance hierzulande noch schwer. Dabei leben allein in Deutschland schätzungsweise 4,3 Millionen Muslime, darunter allein etwa 2,7 Millionen mit türkischen Wurzeln. In Frankreich ist der Anteil der islamischen Bevölkerung mit rund sechs Millionen noch höher. Allerdings machen die praktizierenden Muslime gemeinhin nur etwa 20 Prozent dieser Gruppe aus. In der Finanzwelt ist das dennoch ein nicht zu vernachlässigendes Potenzial.

Deutschland wartet auf eine Islam-Bank

Die spannendsten Länder für Anleger
Michael Keppler sitzt an der Quelle. Seit Jahren ist die Finanzmetropole New York die Heimat des Fonds-Managers, der über die Jahre mehr als ein Dutzend länderübergreifende Aktienfonds aufgelegt hat, etwa den Keppler-Global Value oder den Keppler-Emerging Markets. Dabei strukturiert der ehemalige Investmentbanker seine Fonds nach einem klaren Mantra: der "Top Value Strategy" oder aber: Kennzahlen, Kennzahlen, Kennzahlen. "Es geht darum, den inneren Wert einer Aktie zu bestimmen", sagt er. Der entspreche ungefähr der Entwicklung des Papiers über sieben Jahre. Quelle: dpa
Ausgehend von Einzelaktien, die den Markt des jeweils betrachteten Landes wiederspiegeln, baut Fonds-Manager Keppler dann Länderwerte zusammen. Um sie dann zu bewerten, sieht der Analyst unter anderem auf das durchschnittliche Preis-Buchwert-Verhältnis, Preis-Cashflow-Verhältnis, Preis-Gewinn-Verhältnis, auf die durchschnittliche Dividenden- und Eigenkapitalrendite – allerdings nicht nur auf deren aktuelle, absolute Werte. Quelle: rtr
Insgesamt kennt Keppler vier Bewertungssäulen: Ihn interessiert nicht nur, wo die Kennzahlen der aggregierten Länderwerte aktuell rangieren und wie sie sich über die vergangenen sieben Jahre absolut entwickelt haben. Auch die aktuelle und zurückliegende relative Performance der Kennzahlen spielt für den Analysten eine Rolle. Als Vergleichswert dient dem Fonds-Manager der Morgan Stanley Capital International (MSCI) World Index. Quelle: dpa
Unterbewertete MärkteAustralien ist einer der Länderwerte, den die Analysten von Kepplers Vermögensverwaltung in ihrer Januar-Analyse der Industrieländer für unterbewertet halten. Sie raten zum Kauf. Zwar liegt der Aktienkurs "Australien" um den Faktor 1,88 über dem Buchwert je Aktie und um den Faktor 15,3 über dem Nettoergebnis je Aktie – durchschnittlich sind australische Papiere also eher teuer. Eine Dividendenrendite von fast fünf Prozent zeigt aber, dass die repräsentativen Aktienwerte des Kontinents eine überdurchschnittlich hohen Gewinnanteil ausbezahlen. Zum Vergleich: Die Dividendenrendite des MSCI World Index beträgt nur 2,79. Auch in Sachen Jahresrendite zieht Australien am Index vorbei. Die aggregierten Aktientitel des Landes wuchsen über die vergangenen 12 Monate um 3,4 Prozent (MSCI: 1,9 Prozent). Quelle: AP
Auch Deutschland gehört zur Liste derjenigen Länder, denen Keppler Potential nach oben bescheinigt. Das Preis-Buch-Verhältnis liegt mit 1,48 bereits näher an seinem "fairen" Wert, eins. Mit einem Kurs, der den Nettogewinn je "Deutschland"-Aktie um das knapp 12-fache übersteigt, spiegelt die Kennzahl auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis wieder, das den einzelnen Dax-Werten als Benchmark dient. Nach diesen Kennzahlen ist der Länderwert Deutschland nicht nur günstiger als der MSCI World Index – er ist mit 2,6 Prozent über die letzten 12 Monate auch mehr gewachsen (MSCI: 1,9 Prozent). Quelle: dapd
Der Blick auf die absoluten aktuellen Kennzahlen für Hong Kong, zeigt sich ein gespaltenes Bild. Während das Preis-Buchwert-Verhältnis mit 1,38 den Index deutlich (1,77) unterbietet, rangiert das Preis-Gewinn-Verhältnis mit 16,3 auf vergleichsweise hohem Niveau (MSCI: 14,8). Die Dividendenrendite, die Hongkongs Firmen durchschnittlich erwirtschaften, liegt mit 2,53 unter der des Index (2,79). Dennoch rät Keppler zum Kauf – wohl auch aufgrund der Entwicklung über die vergangenen sieben Jahre. Preis-Buch- und Preis-Gewinn-Verhältnis lagen meist höher. Quelle: dpa
Die Schweizer Wirtschaft hat in den vergangenen 12 Monaten durch die massive Aufwertung des Frankens an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt. Der kriselnde Euro hat die Nachfrage nach der eidgenössischen Währung aufgebläht. Kein Wunder also, dass auch Schweizer Aktien im Durchschnitt zu teuer sind. Mit einem Preis-Buchwert-Verhältnis von 2,28 und einem Preis-Gewinn-Verhältnis von 18,2 übertrifft der Länderwert Schweiz den MSCI Welt Index um jeweils gut 12 Prozent. Die Keppler Vermögensverwaltung rät zum Verkauf. Ein weiteres Indiz dafür, sich tendenziell von Schweizer Papieren zu trennen: Der repräsentative Aktienkorb konnte innerhalb der letzten 12 Monate nur eine minimale Renditesteigerung von 0,1 Prozent vorweisen. Quelle: AP

Die Versuche, Muslime als Kunden zu gewinnen, waren bislang eher beklagenswert. Bis heute gibt es in Deutschland erst eine Bank, die nach islamischen Recht operiert, die Kuveyt Türk Bank in Mannheim. Allerdings verfügt die Zweigstelle der kuwaitisch-türkischen Bank nicht über eine Vollbanklizenz und darf daher nicht das komplette Angebotsspektrum einer Bank – etwa Wertpapiergeschäfte oder Kredite - anbieten.

Deshalb hat die Kuveyt Türk bereits im Oktober 2012 eine Vollbanklizenz bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) beantragt. Derzeit laufen die Gespräche zwischen Bank und Aufsichtsbehörde. Ob und wann die Lizenz erteilt wird, ist offen. Immerhin zeigte sich die BaFin bereits mehrfach offen für Islamic Banking in Deutschland. Im vorigen Sommer richtete sie bereits zum zweiten Mal eine hochkarätig besetzte Konferenz zum Thema aus und zeigte sich interessiert an Vorschlägen, wie ein Scharia-konformes Finanzwesen mit den deutschen Vorschriften – beispielsweise  zur Einlagensicherung, die die Aufteilung des Risikos behindert – zu harmonisieren ist.

Finanzvermittler Bouhmidi würde die Erteilung der Lizenz an die Kuveyt Türk Bank begrüßen: „Es wäre ein wichtiger Schritt für die praktizierenden Muslime in Deutschland. Das würde einiges vereinfachen und dem Markt neuen Schub geben.“

Aktien ja, Fonds kaum

Die private Geldanlage gemäß Scharia ist jedoch unterentwickelt. Investmentprodukte sind nach wie vor rar gesät. „Das Thema Aktien und Aktienfonds spielt bei den deutschen Muslimen nur eine nachrangige Rolle, die Prioritäten liegen woanders“, weiß Bouhmidi aus Erfahrung. Aber wer wolle, könne natürlich auch unter Einhaltung der Vorschriften des Islam Aktien kaufen. „Damit eine Aktie islamkonform ist, müssen die Regeln eingehalten werden. Beispielsweise sollte das Unternehmen nicht mehr als 33 Prozent Verbindlichkeiten haben und darf nicht in der Waffenindustrie tätig sein. Noch einfacher ist es, sich Aktien aus einem spezialisierten Index auszusuchen, etwa dem Dow Jones Islamic Index. Dann ist der Aktionär auf der sicheren Seite.“

Der Börsendienst Dow Jones bietet verschiedene Indizes zum Thema an, etwa den Dow Jones Islamic Market Titans 100. Der schaffte in den vergangenen drei Jahren ein jährliches Plus von knapp zehn Prozent. In ihm sind scharia-konforme Aktien wie etwa Apple, Exxon, IBM oder Microsoft gelistet.

Was aus 1.000 Euro in zehn Jahren wurde

Islamische Fondsprodukte bleiben leider Mangelware. Mit geeigneten Aktienfonds scheiterte die Finanzbranche bereits mehrfach. So schloss erst Ende 2012 die Allianz Global Investors, die Anlagetochter des Versicherungsriesen, zwei islamische Investmentfonds, die Gelder muslimischer Anleger im In- und Ausland gewinnen sollten. Die Fonds hätten einfach nicht die erwarteten Zuflüsse erreicht, hieß es bei AGI auf Nachfrage. Die Fonds hatten seit 2008 lediglich Volumina zwischen 15 und 19 Millionen Dollar erreicht – trotz internationaler Vermarktung, auch in den arabischen Ländern. „Die Scharia-konformen Fonds sind alle klein“, sagte ein Sprecher von AGI gegenüber WirtschaftsWoche Online. In den vorangegangen Jahren waren auch andere wie die Commerzbank oder die Kölner Vermögensverwaltung Meridio mit ähnlichen Angeboten gescheitert und stampften ihre Fonds wieder ein.

Laut Bouhmidi liegt das neben der relativ geringen Nachfrage vor allem an Vorurteilen gegenüber dem Islam: „Noch herrscht viel Ablehnung, wenn die Begriffe Islam oder Scharia fallen. Da fürchten konventionelle Banken, dass ihnen Kunden davonlaufen.“

Sukuk - die zinslose Anleihe

Die Wachstumsmärkte von morgen
Platz 9: MalaysiaMit einer verhältnismäßig kleinen Bevölkerung von 28 Millionen Einwohnern kann Malaysia kaum punkten. Auch die verhältnismäßig hohen Arbeitskosten von 15,6 Dollar (absolutes BIP geteilt durch BIP pro Person) machen das Land nicht außergewöhnlich attraktiv. Spannend ist Malaysia vielmehr als Beschaffungsmarkt. Die Befragten der Studie von Valuneer und ICC zu Trends internationaler Einkaufsmanager bewerteten den Markt überaus positiv. Quelle: Exklusivranking für die WirtschaftsWoche in Kooperation mit Valueneer. Für das Ranking wurde nach der Attraktivität als Absatz- sowie als Beschaffungsmarkt unterschieden und Indikatoren wie Lohnkosten, Wachstumsraten, Importvolumen, Rohstoffreichtum und Bevölkerungsgröße herangezogen und unterschiedlich gewichtet. Quelle: AP
Platz 8: GhanaDas afrikanische Land kann mit seinem starken Wachstums punkten. 2011 stieg das BIP um 13,5 Prozent. Kein anderer der 50 betrachteten Wachstumsmärkte wies solche Steigerungsraten auf. Dazu lockt Ghana mit günstigen Arbeitskosten. Allerdings gilt das westafrikanische Land nach wie vor als wenig sicher und sehr korrupt. Quelle: REUTERS
Platz 7: Polen Das Land punktet bei deutschen Investoren vor allem durch seine räumliche Nähe als günstiger Beschaffungsmarkt. Die politische Lage ist stabil. 39 Millionen Einwohner freuen sich über ausländische Waren. 2011 gingen immerhin Importe im Wert von 170 Milliarden Dollar ins Land. Auch wenn die Lohnkosten verhältnismäßig hoch sind - Polen bleibt ein attraktiver Markt. Quelle: dpa
Platz 6: AlgerienDas Land erreicht in keiner Kategorie Bestwerte, kann aber als Beschaffungsmarkt überzeugen (Platz 2). Einkaufsmanager sehen viel Potenzial, außerdem verfügt das Land über immense Rohstoff-Ressourcen im Wert von 72 Milliarden Dollar. Die Arbeitskosten sind mit 7,3 Dollar noch deutlich geringer als z.B. in der Türkei (14,5 Dollar) oder Mexiko (14,6 Dollar). Damit erreicht Algerien insgesamt Platz 6. Quelle: AP
Platz 5: TürkeiIm Ranking der besten Absatzmärkte erreicht die Türkei mit einer durchschnittlich kaufkräftigen, aber dafür umso größeren Bevölkerung von 75 Millionen Einwohnern einen guten dritten Platz. Im Jahr 2011 wuchs das BIP um satte 8,5 Prozent. Als Beschaffungsmarkt ist das Land dafür weniger attraktiv (Platz 10 von 50). Insgesamt: Platz 5. Quelle: dpa
Platz 4: MexikoBereits 328 Milliarden Dollar Direktinvestitionen flossen 2011 nach Mexiko - der höchste Wert im Ranking. Dazu locken 112 Millionen Einwohnern. Diese Kombination macht Mexiko zum zweitbesten Absatzmarkt der Welt für die deutsche Wirtschaft - so die Experten von Valuneer. Als Beschaffungsmarkt kann das Land weniger überzeugen: Platz 11. Insgesamt reicht es für Rang vier. Quelle: dpa
Platz 3: Südkorea1723 Dollar pro Kopf steckte Südkorea im Jahr 2011 in Forschung und Entwicklung - und damit mehr als alle anderen untersuchten Ländern. Als Beschaffungsmarkt belegt Südkorea den vierten Platz. Als Absatzmarkt überzeugt der asiatische Staat, weil er bereits im Jahr 2011 Importe im Wert von 525 Milliarden Euro einführte. Quelle: dpa

Gut laufen hingegen die Geschäfte mit Anleihen, sogenannten Sukuk. Bei letzteren handelt es sich um Anleihen, bei der anstelle des festen Couponzinses für das verliehene Geld ein „Gewinnsatz“ gezahlt wird. Dem Grundsatz folgend, dass jedem Geschäft ein Sachwert zugrunde liegen muss, erwirbt der Käufer eines Sukuk eine Beteiligung des Schuldners und wird für sein Risiko mit einem Gewinnanteil belohnt. Der Anleger erhält somit eine Prämie anstelle eines Zinses.

Sukuk erfreuen sich großer Beliebtheit bei muslimischen Investoren, zielen jedoch aufgrund der meist hohen Mindestanlagesummen eher auf Großinvestoren ab. Das Angebot wächst. Anfang 2012 legte Saudi-Arabien erfolgreich die erste staatlich garantierte Sukuk zur Finanzierung des Flughafens in Jeddah auf – die größte Schwellenländer-Anleihe dieser Art seit zehn Jahren. Stephen Dover und Mohjeddine Kronfol von Franklin Templeton Investments sehen darin Potenzial: Schließlich hätten Finanzkrise und Schulden die Risiken herkömmlicher Anleihen aufgedeckt. „Deshalb hat sich das Interesse an Produkten wie Sukuk erhöht, die durch wirkliche Vermögenswerte gedeckt sind und einer übermäßigen Fremdkapitalaufnahme entgegenwirken“, schreiben die beiden Experten in ihrem jüngsten Newsletter.

Tatsächlich haben Sukuk nach Untersuchungen von Franklin Templeton in den Krisen ihre Stärken ausgespielt. Gegenüber herkömmlichen Anleihen erzielten Sukuk im Index-Vergleich in den vergangenen Jahren stabilere und sogar höhere Gewinne. Während konventionelle Bonds in den vergangenen drei Jahren unter hohen Schwankungen etwa zehn Prozent zulegen konnten, gewannen Sukuk ungefähr 25 Prozent – mit weit geringeren Ausschlägen nach oben und unten.

Kein Wunder, dass sich das Ausgabevolumen der „Global Sukuk“ seit 2008 ungefähr vervierfacht hat. Franklin Templeton arbeitet darüber hinaus an der Zulassung neuer islam-konformer Fonds. Ob die aber auf Großinvestoren oder auf den Privatanleger abzielen, ist noch nicht bekannt.

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