IT-Sicherheit, Biotech, Katastrophen-Anleihen Diese Fonds profitieren von globalen Krisen

Seite 3/4

Medikamente

Die Pharmabranche nimmt er in Schutz: „Es ist schwierig, bei derart seltenen Krankheiten Gegenmittel zu entwickeln.“ Ebola-Impfungen allerdings könnten wirtschaftlich attraktiv sein. Tests mit manch aussichtsreichem Impfstoff gibt es etwa von den US-Pharmariesen GlaxoSmithKline, Johnson&Johnson sowie der Biotech-Schmiede Inovio und der dänischen Bavarian Nordic.

In seinem Fonds hält Van den Eynde die Aktien der US-Unternehmen Biocryst und Chimerix mit sehr kleinen Positionen. Beide forschen an Medikamenten, die bei Ebola zum Einsatz kommen. Einzelne Erfolge an Ebola-Patienten, die überlebt haben, ließen die Kurse der Aktien stark steigen.

Ein von Biocryst entwickelter Wirkstoff hat bei Affen Ebola und das ähnliche Marburg-Virus bekämpft. „Bei einer weltweiten Pandemie würde der Kurs von Biocryst zwar stark steigen, aber ich hoffe nicht darauf. Eine massive Verbreitung würde weltweit zu einem Aktiencrash führen“, sagt Van den Eynde. Chimerix hat Brincidofovir entwickelt, ein Medikament, das die Virenverbreitung im Körper hemmt. Bei US-Tests am Centers for Disease Control wirkte es auch gegen Ebola. Inzwischen sind Ebola-Patienten in den USA mit Brincidofovir behandelt worden.

Selbst wenn der breite Einsatz der Medikamente fehlschlagen würde, bleiben die Unternehmen in den Augen von Van den Eynde attraktiv: „Biocryst and Chimerix haben noch andere Stoffe in der Pipeline, die ihre Aktienkurse stützen, wenn das Thema Ebola nicht mehr in den Schlagzeilen ist.“

Was Fondskäufer wissen sollten

Ebola und Ukraine-Krise

Da die Forschung nicht immer erfolgreich ist, etwa auch die derzeit als heißer Ebola-Profiteur gefeierte Tekmira schon mal mit ihrem Medikament wegen Nebenwirkungen zurückgepfiffen wurde, hält sich auch Van den Eynde aus mancher Spekulation um das Todesvirus heraus. „Sogar Fujifilm ist über seine Tochter Toyama Chemical mit einem Medikament bei der Ebola-Bekämpfung erfolgreich.

Allerdings hat dieser Bereich am Gesamterfolg des Konzerns nur einen so geringen Anteil, dass ich keine Aktien der Japaner halte“, sagt Van den Eynde. Er hofft, dass Ebola in den nächsten Monaten wieder in den Hintergrund rückt. Nigeria und Senegal gelten als ebolafrei, in Liberia gehen die Infektionen bereits zurück. Im Fonds hält Van den Eynde derzeit 93 Einzeltitel. Im Vordergrund stehen dabei Krankheiten wie Krebs, Hepatitis oder Malaria.

Wesentlich länger als Ebola dürfte die Ukraine-Krise die Welt und damit auch die Märkte in Atem halten. Angelika Millendorfer, Leiterin für Schwellenländer-Aktien bei der österreichischen Raiffeisen Capital, legt Geld unter anderem in Russland an, einem Markt, der crasht. Kleine Entspannungen, etwa durch die Einigung zwischen Russland und der Ukraine im Streit um Gaslieferungen, wurden durch neue Spannungen nach den Wahlen in der Ostukraine abgelöst.

Empfehlenswerte Fonds für Aktien aus der Sicherheitsbranche, für Biotech, Russland und Katastrophen-Anleihen
Fondsname, ISIN

Wertentwicklung

in Prozent¹

Volatilität²

Aktuelle Strategie der 

aktiv gemanagten Fonds, 

Zusammensetzung  des 

börsengehandelten Indexfonds (ETF)

1 Jahr5 Jahre
Pictet Security17,817,48,4

70 Aktien zum Thema Sicherheit 

(IT, Überwachung)

Credit Suisse Equity Global Security21,3189,7

50 Einzelwerte mit Sicherheitsbezug 

(ohne Rüstung) 

Candriam Equities Biotechnology50,235,518,9

93 Einzelwerte, 

davon rund 30 Biotech-Riesen

FCP OP Medical BioHealth Trends (Medical Strategy)32,722,814,8

90 Biotech-Werte, 

viele forschungsstarke Kleinfirmen

Raiffeisen-Russland-Aktien-19,52,521,7

45 günstige russische Aktien 

mit hoher Dividende

db x-trackers MSCI Russia Capped ETF-21-0,320,8

Indexfonds aus den 22 größten

 russischen Unternehmen

JPMorgan Emerging Markets Dividend8,6neu­

Schwellenländer-Dividenden-Aktien,

7 Prozent Russland

GAM Star Cat Bonds13,7neu­

Katastrophen-Anleihen,

überwiegend Hurrican-Risiken USA 

Schroders GAIA Cat Bonds13,1neu­

Katastrophen-Anleihen,

50.000 Dollar Mindestanlage 

¹ jährlicher Durchschnitt (in Euro gerechnet), 

zum Vergleich: MSCI-Welt-Aktienindex Wertentwicklung 1 Jahr: 15,1 Prozent, 5 Jahre pro Jahr 12,2 Prozent; 

²je höher die Jahresvolatilität (Schwankungsintensität) in den vergangenen drei Jahren, 

desto riskanter der Fonds; 

Quelle: Morningstar, eigene Recherchen; Stand: 6. November 2014

Russland

Mit mehr als 20 Jahren Markterfahrung hat Millendorfer in Russland genug erlebt, um zu wissen, dass politisch bedingte Krisen und Börsenkorrekturen oft kurzlebiger sind als gedacht. Als Russland die Krim annektierte, fielen die russischen Kurse innerhalb kürzester Zeit um fast 25 Prozent.

Danach konnte sich der russische Aktienindex RTS bis Juli um 30 Prozent erholen. Der Abschuss der Malaysian-Airline-Passagiermaschine über der Ostukraine, bei dem 298 Menschen starben, ließ dann aber auch hartgesottene Investoren nicht mehr kalt. Es begann ein Kursrutsch, von dem sich der russische Aktienmarkt bis heute nicht erholt hat.

Der fallende Rubel erhöhte für ausländische Anleger die Verluste. Als großes Ölförderland leidet Russland zudem unter dem niedrigen Ölpreis. „Jede Markterholung kann das sein, was als dead-cat-bounce bezeichnet wird, als Hüpfer einer toten Katze“, sagt Werner Hedrich, Deutschland-Chef des Fondsanalysehauses Morningstar.

Die Renditen erodieren bei vielen Geldanlagen, so auch bei Fondssparplänen. Wer seine Altersvorsorge vor vielen Jahren geplant hat, muss sich anstrengen, um das einst angepeilte Vermögen noch zu erreichen.
von Heike Schwerdtfeger

Abgeklärter sieht das Richard Titherington. Der Chefanleger für Schwellenländeraktien bei JP Morgan Asset Management ist krisengestählt. Er verwaltet insgesamt 46 Milliarden Dollar, rund 3,5 Milliarden davon in russischen Aktien. „Der Markt war immer sehr zyklisch, die Beziehungen zu den Nachbarn selten gut, die Börse hat immer sensibel auf fallende Rohstoffpreise und politische Eingriffe reagiert“, sagt Titherington.

Im Nachhinein erwiesen sich Abstürze aber häufig als Einstiegsgelegenheiten. Am russischen Bankriesen Sberbank sowie am Ölwert Lukoil hält er deshalb fest, obwohl sich deren Kurse innerhalb eines Jahres halbiert haben.

Vermögenswerte größer als der Börsenwert

Sicher, die russische Wirtschaft spürt die Sanktionen. Manche westliche Bank gibt russischen Unternehmen keinen Kredit mehr. Zudem schreckt das Verfahren gegen den Oligarchen Wladimir Jewtuschenkow ausländische Investoren ab. Dessen Mischkonzern Sistema hält die Aktienmehrheit am Ölkonzern Bashneft, den Wladimir Putin offenbar lieber beim staatlichen russischen Ölkonzern Rosneft sähe.

Der Rosneft-Chef gilt als Freund Putins. Jewtuschenkow steht unter Hausarrest. Das Vertrauen in den russischen Staat und dessen Rechtssicherheit wird abermals erschüttert, ähnlich wie 2003, als Yukos-Chef Michail Chodorkowskij wegen angeblicher Steuerhinterziehung in Haft kam und um sein Vermögen gebracht wurde.

Doch Fondsmanager sehen einen wichtigen Unterschied zu früheren Jahren: Die Aktien sind nach klassischen Kriterien mega-billig, so billig, dass mancher Investor doch noch ins Grübeln kommt. Die Dividendenrendite liegt im Schnitt bei fünf Prozent. Anleger zahlen nur das 4,7-Fache der Jahresgewinne für russische Unternehmen, gegenüber dem Zehnfachen im Schnitt der restlichen Schwellenländer.

Das Kurs-Buchwert-Verhältnis liegt bei 0,6 – die Vermögenswerte der Unternehmen sind also größer als ihr Börsenwert. „Investmentchancen gibt es in Schwellenländern immer dann, wenn die meisten Anleger einen Markt sehr negativ sehen“, sagt Titherington.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%