Jeff Bezos, Elon Musk, Bill Gates Das Erfolgsrezept heißt: In Technologie investieren – und nicht bloß in Immobilien

Amazon-Gründer Jeff Bezos hat wie Gates und Musk ein Technologieimperium aufgebaut. Warum gibt solche Erfolgsgeschichten nicht in Deutschland? Quelle: REUTERS

Erfolgsgeschichten wie die von Jeff Bezos, Elon Musk oder Bill Gates sind auch in Deutschland möglich. Aber erst, wenn wohlhabende Investoren ihr Geld nicht mehr nur in Immobilien stecken. Ein Gastbeitrag.

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Der Autor dieses Gastbeitrags ist Partner beim Münchner Wagniskapitalfonds Vsquared Ventures, der vor allem in deutsche Deep-Tech-Start-ups investiert, die technologisch anspruchsvolle und visionäre Ideen verfolgen. Außerdem ist Mangesius Mitglied der Jury für das „Start-up der Woche“ der WirtschaftsWoche.

Jeff Bezos, Bill Gates und Elon Musk. Das ist ein Unternehmer-Triumvirat, das inzwischen Popkultstatus besitzt. Allen Dreien ist gemein, dass sie ihre Unternehmungen auf der Welle der Technologierevolution des Informationszeitalters gestartet haben, in der wir uns zurzeit befinden. So war es ihnen möglich, binnen nur einer Generation weltverändernde Innovationen in globale Märkte zu bringen. 

In Deutschland bekomme ich in diesem Jahr sicher schon die hundertste Anfrage zu einem Gespräch für akademische Abschluss- oder Forschungsarbeiten zur Frage: Warum ist sowas nicht auch hier möglich? Meine Antwort darauf: Es ist möglich.

Unternehmertum und intellektuelle Größe
Man möchte meinen, dass Bezos, Gates und Musk einfach Glück hatten, um dahin zu kommen, wo sie heute sind. Denn sie taten, was sie taten, nicht mit sonderlich viel Startkapital oder speziellem Vorwissen. Es geschah auch nicht unbeobachtet, sondern unter vollster Aufmerksamkeit und oft unter verniedlichender Kritik von Wettbewerbern wie IBM und Volkswagen. Glück ist jedoch ein Produkt aus festem Glauben an die eigene Idee, fokussierter Arbeit daran und vor allem von Beharrlichkeit. Wer lange genug intensiv an etwas arbeitet, wird in mitten der vielen Zufälle, die sich ereignen, auf einen glücklichen Zufall treffen und eine Verkettung solch glücklicher Zufälle schafft Geschichten, die rückblickend als unglaublich wahrgenommen werden.

Der Psychologe Theodor Itten forscht zur Psychologie der Selbstüberschätzung. Er erklärt, warum es Unternehmer mit großen Visionen braucht und was übermütige Chefs von mittelalterlichen Königen lernen sollten.
von Thomas Kuhn

Das ein solch unternehmerischer Umgang mit Technologie von bombastischem Erfolg gekrönt wird, prägt das Denken dieser Unternehmer. Es ist ein Denken, dass nach dem verlangt, was der Normalbürger als Utopie bezeichnen mag, oder etwas, das unmöglich scheint. Wer jedoch einmal die Dehnbarkeit des Konzepts von Unmöglichkeit erfahren hat, der ist auch intellektuell in der Lage, den Radius des Möglichen anders zu stecken. Und: wenn man es schon einmal gemacht hat, sieht man auch Wege dorthin. Es Bedarf neben Unternehmertum also auch der intellektuellen Größe und Weitsicht, um im Roulette der sich durch Technologie verändernden Welt mitspielen zu können und nicht gänzlich dem Zufall ausgesetzt zu sein. 

Sich selbst verstärkendes System
Wenn wir über den bereits abgefahrenen Zug der Digitalisierung hinweg blicken, sehen wir eine sich formierende Weltraumökonomie, die den Planeten stärker zusammenführen kann. Quanten-Computerplattformen, die uns bislang verschlossene Welten eröffnen. Künstliche Intelligenz, die uns Menschen das geballte digital verfügbare Wissen zur Verfügung stellt. Neue Energiequellen und Produktionssysteme, die Öl als globalen volkswirtschaftlichen Input ablösen. Verfahren, die industrielle Zucht und Tötung von Tieren zur Nahrungserzeugung ad absurdum führen. Software-Werkzeuge, die es uns erlauben, Atome und biologische Zellen so zu programmieren, wie wir es heute mit Bits und Bytes tun. 

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von Thomas Stölzel

All das und mehr existiert schon in Ansätzen. Der Nährboden, in dem diese neuen Industrien aufgezogen werden, sind neue Unternehmen, die zum Teil gespeist sind vom Kapital derer, die selbst extrem erfolgreiche Technologie-Unternehmer waren oder noch sind. Hierbei schließt sich ein sich selbst verstärkender Kreis, der die neuen Musk-, Bezos- oder Gates-Charaktere erschafft. Und diese sind meist nicht in Deutschland oder Europa ansässig. Und wenn doch, so folgt der Kopf, sobald ein großer Erfolg im Ansatz erkennbar ist, irgendwann dem Ruf der großen und homogenen Märkte in Amerika.

Innovation statt Immobilien
In Europa oder Deutschland mangelt es nicht an solchen innovativen und großen Ideen. Im Antrittsspurt auf dem Weg, sie umzusetzen, halten wir noch mit, haben sogar manchmal die Nase vorn. Doch geht uns die Puste irgendwann aus. Es fehlt an der Kapitalisierung der Innovationen. Jedes Angebot ist am Ende nur so gut wie die Nachfrage. Und Nachfrage heißt hier private und öffentlich getragene Investitionstruktur – unbürokratisch, zielorientiert, weitsichtig.

Jeff Bezos gibt die Führung seines Amazon-Imperiums ab. Zusammen mit Elon Musk und Bill Gates gehört er zu den reichsten Menschen der Welt. Die drei denken und handeln überraschend ähnlich.
von Thomas Stölzel, Thomas Kuhn

Dass dies auch in Deutschland funktionieren kann, zeigt eines der derzeit wohl spannendsten und wertvollsten Start-ups überhaupt: Biontech, ein Unternehmen, das Immuntherapien gegen Krebs und andere Krankheiten entwickelt. Mit revolutionärem Weitblick gegründet, mit Ausdauer finanziert von Unternehmerfamilien, die ihr Vermögen aus eigener unternehmerischer Leistung aufgebaut haben.

Von diesen Geschichten gibt es noch zu wenig. Auch, weil hiesige Wagsnikapitalgeber meist lieber vorgetretenen Pfaden folgen. Einige Geschichten sind aber doch in der Mache. Sie werden auch von neuen deutschen Wagniskapitalgebern ermöglicht. Diese neue Generation Finanziers ist auch gespeist aus Maschinenbau- und Immobilienvermögen.

Es stimmt somit hoffnungsvoll, dass nun zumindest Teile der bisher meist in Immobilien betonierten Vermögen auch auf die gigantischen Möglichkeiten treffen, die eine Technologierevolution so mit sich bringt. Dafür sorgt zurzeit auch die Coronakrise. Denn die kostet den Immobilienmarkt gerade zunehmend seine Attraktivität. 

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