Julian Draxler „Ich bin generell jemand, der nicht sehr verschwenderisch lebt"

Profifußballer Julian Draxler versucht auszuloten, was er nach Ende seiner aktiven Spielerkarriere machen möchte. Quelle: Nelson Ndongala

Julian Draxler ist Profifußballer, Gründer und Investor. Wie er sein Geld anlegt, welchen Luxus er sich gönnt und warum er bei seinem Start-up Haarwald erst einmal nachbessern musste, erzählt er im Interview.

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WirtschaftsWoche: Herr Draxler, wann haben Sie sich zum ersten Mal mit dem Thema Geldanlage befasst?
Julian Draxler: Ich würde sagen im Alter von 18, 19 Jahren mit Beginn meiner Karriere. Es hat bei mir seitdem immer eine Rolle gespielt, wie ich mit dem Geld, das ich verdiene, verantwortungsvoll umgehe. Mir war immer bewusst, dass das Geld zwar schnell reinkommt, aber auch ganz schnell wieder weg sein kann.

Haben Sie in Ihrer Kindheit mitbekommen, dass Ihre Eltern sich mit dem Thema Geldanlage beschäftigen? In welchem Umfeld sind Sie aufgewachsen?  
Ich würde sagen, bezogen auf das Einkommen bin ich in einer durchschnittlichen deutschen Familie aufgewachsen. Meine Mutter war Verkäuferin in einer Bäckerei und mein Vater Vorarbeiter beim Ölkonzern BP. Geldanlage war kein großes Thema. Wir hatten ein Sparbuch, so wie es damals üblich war.  

Laut „Bild“-Zeitung verdienen Sie 583.000 Euro im Monat. Wie viel davon legen Sie an? 
Dieser Quelle darf man nicht zu viel Glauben schenken. Aber ich bin natürlich glücklicherweise in einer guten Situation, was mein Gehalt angeht. Ich lege etwa 70 Prozent meines Geldes regelmäßig an und 30 Prozent behalte ich für Lebenshaltungskosten oder lege es für andere Dinge zurück, falls ich mir mal etwas gönnen möchte. Das mache ich schon viele Jahre so.  

Zur Person

Wie sieht Ihr Portfolio denn aus? Welche Anlageklassen und Werte liegen darin? 
Das ist breit gestreut. Ich habe Immobilien, Aktien und Anleihen. Ich bin generell nicht so risikobereit. Es geht mir nicht darum, mein Geld zu verdoppeln, sondern gegen die Inflation zu arbeiten und vielleicht ein oder zwei Prozent rauszuholen. In diesem Bereich bin ich im engen Austausch mit zwei Privatbanken, mit denen ich seit Jahren sehr gut fahre. 

Also alles ganz brav, keine Eskapaden? 
Ich suche mir manchmal die eine oder andere Uhr heraus, die mir optisch gefällt und die in den nächsten Jahren vielleicht im Wert steigen könnte. Aber ansonsten bin ich tatsächlich eher klassisch unterwegs. Abgesehen davon, dass ich gerade ja auch damit beginne, in Start-ups zu investieren. 

Was würden Sie sich nie ins Depot legen?  
Ehrlich gesagt habe ich mich an Kryptowährungen noch nicht herangetraut, weil ich davon zu wenig verstehe. Ich mag es nicht, etwas mit einem mulmigen Bauchgefühl zu machen. Sicherlich sagen jetzt viele Leute:Wie kann man da nicht investieren?“ Aber zumindest zum jetzigen Zeitpunkt bin ich von Krypto nicht überzeugt. 

Wie würden Sie Ihre Anlagestrategie in einem Satz beschreiben?
Ich kann sie sogar mit einem Wort beschreiben: konservativ. Ich bin nicht darauf aus, wahnsinnig viel Rendite zu erzielen und dafür ungleich mehr Risiko einzugehen. Es gibt ja Leute, die einem 15, 20 Prozent versprechen. Ich bin weit davon entfernt, auf solche Züge aufzuspringen. Ich möchte wissen, was mit meinem Geld passiert und wie ich Entwicklungen wie der Inflation entgegenwirken kann, damit ich das, was ich in meiner Karriere glücklicherweise ansparen konnte, behalten und womöglich sogar vermehren kann.

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Sie haben beim Investieren Hilfe von Profis. Welche Entscheidungen treffen Sie selbst? 
Die letzte Entscheidungsgewalt muss immer bei mir liegen, die will ich nicht abgeben. Aber ich bin auf dem Gebiet der Geldanlage kein Super-Experte. Deshalb habe ich zwei Banken nach einer langen Kennenlernphase das Vertrauen geschenkt, mein Geld anzulegen und zu verwalten. Es ist aber nicht so, dass ich das Geld zu ihnen schicke und dann nichts mehr damit zu tun habe. Ich verfolge sehr genau, was gekauft und verkauft wird und welche Strategie dahintersteckt. Das macht mir auch viel Spaß. Nebenbei versuche ich bei Online-Plattformen mein Glück, um etwas Geld dazu zu verdienen und meine eigenen Erfahrungen zu machen. Wenn ich da dann mal daneben liege, kann ich es verkraften und habe daraus bestenfalls etwas gelernt.  

Mit Onlineplattformen meinen Sie wahrscheinlich Neobroker? 
Genau. Das ist auch ein Thema, über das wir uns in der Familie gerne mal austauschen, in Whatsapp-Gruppen zum Beispiel. Das macht uns einfach Spaß, man macht gemeinsam neue Erfahrungen. Bei Neobrokern ein bisschen selbst zu handeln ist inzwischen ja auch bei vielen Menschen en vogue. 

Was genau macht Ihnen daran Spaß? 
Ich finde es einfach spannend. Anlegen hat viel mit Taktik zu tun – wenn man überlegt, wo sich die eine oder andere Aktie hin entwickeln könnte. Wenn ein Plan aufgeht, gibt das eine gewisse Genugtuung. Und das Investieren ist eine Ablenkung zum alltäglichen Fußballgeschäft. Beides zu verbinden – den Spaß und die Vorsorge für meinen weiteren Lebensweg – ist natürlich super. 

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Sie sind auch Unicef-Botschafter. Legen Sie an Ihre Geldanlage ethische Kriterien an? 
Das ist bei Aktienfonds manchmal zugegebenermaßen etwas schwierig, weil man in gewisse Strukturen nicht so viel Einblick hat wie nötig wäre. Ich kann also nicht zu 100 Prozent sagen, ob alle Aktien, in die ich investiere, komplett sauber sind. Dennoch achte ich grundsätzlich darauf, nicht in Aktien von Unternehmen zu investieren, bei denen zum Beispiel Nachhaltigkeit oder faire Arbeitsbedingungen gar keine Rolle spielen.

Sie haben kürzlich gesagt, dass Sie „die Inhalte der Start-up-Welt noch nicht so gut kennen“. Warum wollen Sie trotzdem in Start-ups investieren? 
Ich habe mich viel mit anderen Spielern, die in dieser Welt bereits aktiv sind, zu dem Thema ausgetauscht und finde es superspannend. Man geht wirklich ein Risiko ein muss zum Beispiel mit einem Produkt voll überzeugen, seinen Weg erst finden, mit regelmäßigen Widerständen klarkommen, Allianzen schmieden, Partner finden. Die Möglichkeiten sind so vielfältig, dass ich sicher bin, dass ich da Spaß dran haben werde – auch, wenn ich dabei anders als bei meinen anderen Geldanlagen natürlich mehr ins Risiko gehen muss. Ich möchte langfristig aber nicht nur mein Geld investieren und für mich arbeiten lassen. Mich reizt es inzwischen auch, dass ich bei Start-ups mitbestimmen und an einer Sache mitarbeiten kann. Ich finde vor allem Unternehmen interessant, die in einer sehr frühen Phase sind – auch, wenn ich weiß, dass das Risiko da natürlich noch höher ist. Ich möchte langfristig jedoch neue Erfahrungen machen und auch davon lernen, wenn mal was schiefgeht. 

„Ich bin jemand, der nicht sehr verschwenderisch lebt“

Sie haben gemeinsam mit dem Friseur Mustafa Mostafa ein Start-up für Haargel gegründet: Haarwald. Wie läuft es? 
Die Geschichte dahinter war eigentlich so, wie man sich eine klassische Start-up-Geschichte vorstellt: Ich war mit den bisherigen Produkten nie komplett zufrieden, meine Haare sind sehr lockig – manche kennen das bestimmt, vor allem beim Sport. Irgendwann habe ich zu Mustafa, der auch ein guter Freund von mir ist, gesagt, dass wir eigentlich versuchen müssen, ein Produkt herauszubringen, das uns überzeugt und vielleicht auch andere Sportler interessieren könnte. 
Nach einer längeren Planungsphase sind wir mit einem echten Push an den Start gegangen, meine Präsenz auf Social Media hat hier in jedem Fall geholfen. Aber dann haben wir ganz schnell gemerkt, dass das nicht alles ist – Follower sind nicht gleichzeitig Käufer. Wir haben dann versucht, in Geschäfte zu kommen – und da wurde es schon schwieriger. Da tauchten neue Fragen auf, zum Beispiel, ob das Produkt vegan ist. Solche Dinge hatten wir vorher ehrlicherweise nicht auf dem Schirm, wir waren wirklich sehr unerfahren. Glücklicherweise haben wir aber wertvolle Tipps von größeren Marken bekommen, zum Beispiel, noch mehr auf die Verpackung zu achten und wenig Plastik zu verwenden.  
Wir haben uns am Anfang vor allem gedacht: „Wir machen jetzt erstmal ein geiles Produkt.“ Klar haben wir auch darauf geachtet, dass es hautverträglich ist – so ganz auf den Kopf gefallen sind wir jetzt auch nicht (lacht). Wir haben auch im Onlineshop gute Verkaufszahlen, aber wollen die Marke immer weiterentwickeln und verbessern. Wir haben schon neue Proben und neue Verpackungen, und müssen jetzt nur noch Designfragen und andere Feinheiten klären, bevor wir dann die nächsten Schritte machen können.

Welche Aufgaben übernehmen Sie bei Haarwald?
Ich bin hauptsächlich für die Vermarktung zuständig. Neben strategischen Gedanken habe ich auch eine große Reichweite beziehungsweise ein großes Netzwerk, kann daher viele Leute ansprechen und Kollegen fragen, ob sie uns auf den sozialen Kanälen pushen wollen. Das hat zum Start hat auch echt gut funktioniert, aber jetzt mussten wir wie gesagt nochmal nachbessern. 

Wirft Haarwald schon Gewinn ab?
Ja, aber damit sind wir nicht zufrieden. Deshalb möchten wir nicht nur über den Onlineshop verkaufen.

Wie viel haben Sie in Haarwald investiert?
40.000 Euro für die Erstproduktion, die Firmenanmeldung und so weiter. Das ist ein großer Geldbetrag, wenn auch vielleicht nicht so viel, wie man es von einem Profifußballer erwartet hätte. Aber wie bereits gesagt: Ich achte grundsätzlich bei meinen Investments auf ein vertretbares Risiko.

Haarwald kommt aus dem Ruhrgebiet – Ihrer Heimat, die Sie fördern möchten. Haben Start-ups aus dem Ruhrgebiet bei Ihnen bessere Chancen auf Beteiligung als zum Beispiel solche aus München?
Grundsätzlich ist es auf jeden Fall ein Pluspunkt, wenn ein Start-up aus der Gegend kommt, in der ich groß geworden bin. Meine Familie und ich fühlen uns sehr heimatverbunden. Ich habe ja zum Beispiel auch eine Kooperation mit dem Kleidungslabel Grubenhelden. Wir helfen gerne mit, wenn jemand mit einer Idee auf uns zukommt. Das heißt aber nicht, dass wir überregionalen Investitionen gegenüber nicht aufgeschlossen wären. Der Schwerpunkt sollte dabei aber vorerst Deutschland bleiben. Allein wegen der Sprache und der Gesetze.

Welche Kriterien muss ein Start-up erfüllen, damit Sie investieren? 
Ich muss auf jeden Fall das Konzept dahinter verstehen. Im Optimalfall ist es auch so, dass ich selbst einen inhaltlichen Mehrwert für ein Start-up liefern kann.  

Sie sprechen viel von Ihrer Familie. Sollte man Geschäftliches und Privates nicht besser trennen? 
Man muss hier zwischen meiner privaten Geldanlage und den Investitionen in Start-ups unterscheiden. Letzteres machen mein Bruder Patrick und ich seit Jahren zusammen, und das klappt auch gut. Wir haben uns bewusst Zeit gelassen, aktiv zu werden, um erstmal Strukturen zu schaffen – mit der Investmentfirma, die wir gegründet haben. Außerdem gibt es eine Marketingfirma, die schon länger besteht. Und wir haben eine Immobilien-GmbH. Mein Bruder ist Geschäftsführer der Investmentfirma und der erste Ansprechpartner für die Vorselektion von möglichen Investitionen.

Sie schreiben auf LinkedIn, dass Sie in Start-ups investieren, weil Sie für die Zeit nach ihrer Karriere vorbereitet sein möchten. Wie stellen Sie sich diese Zeit vor?  
Das ist die große Frage, die viele Spieler oder Sportler allgemein beschäftigt. Daher möchte ich jetzt die Zeit nutzen und schon ein bisschen ausprobieren, was mir gefallen könnte und was nicht. Wenn ich in einigen Jahren nicht mehr spiele, weiß ich dann schon eher, was ich möchte.
Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, dass die Start-up-Welt langfristig etwas für mich ist. Außerdem möchte ich nach meiner Karriere auch im Fußball einen Fuß in der Tür behalten, und habe mich dazu in der Coronazeit schon im Bereich BWL an einer Universität weitergebildet. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, im Clubmanagement zu arbeiten. Auch da gehört inzwischen viel mehr dazu, als nur den Transfermarkt zu beobachten und kurzfristig zu reagieren. Da geht es viel um Investitionen und vor allem Strukturen, die im Verein geschaffen werden müssen. 

Welche Erwartungen haben Sie an Ihren Lebensstandard in dieser Zeit nach der aktiven Fußballerkarriere?  
Ich bin generell jemand, der nicht sehr verschwenderisch lebt – wenn man das als Fußballspieler sagen kann, das ist ja immer eine Frage der Perspektive. Ich kenne aber auch Menschen, die ihr Geld mit vollen Händen ausgeben. Mein Ziel ist, dass ich meinen jetzigen Lebensstandard halten und ohne großen Druck Sachen ausprobieren kann, die mir Spaß machen.  

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Geplant ist, dass er praktisch schon sein eigenes Portfolio mit Aktien und Anleihen bekommt und dann bei Volljährigkeit einen guten Betrag für einen schönen Start in sein Leben als Erwachsener hat.

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