Köttner kommt Kaldemorgen gibt seine Milliarden-Fonds ab

Bei der DWS deutet sich ein Wechsel bei ihren bekanntesten Aktienfonds an. Andre Köttner soll Klaus Kaldemorgen ersetzen. Der DWS-Starmanager bleibt aber seinem neuen DWS Concept-Fonds treu.

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DWS-Fondsmanager Klaus Kaldemorgen

Als Fondsmanager kann man offenbar frühzeitig runterschalten, die Karriere locker auslaufen lassen. Aber in den Ruhestand hinübergleiten will Klaus Kaldemorgen offenbar doch nicht. Die eigenen Finanzen sollten zwar kein Problem mehr sein, nachdem er Jahrzehnte beim deutschen Branchenprimus DWS (Deutsche Bank) gearbeitet hat. Der 59-Jährige muss sich nichts mehr beweisen. Deshalb rückt er jetzt in den Hintergrund und überlässt André Köttner die internationalen Aktienfonds DWS Vermögensbildungsfonds I und Akkumula (Gesamtvolumen rund 8,5 Milliarden Euro), die Kaldemorgen nahezu zwei Jahrzehnte gesteuert hat. Er betreut künftig mit vollem Einsatz den Fonds, der seinen Namen trägt, DWS Concept Kaldemorgen – ein Mischfonds mit dem Versprechen, das er jährlich nicht mehr als zehn Prozent an Wert verlieren soll – keine Garantie.

Solide Performance

Köttner ist 41 Jahre alt und war jahrelang bei der genossenschaftlichen Union Investment für deren Flaggschifffonds Uniglobal zuständig (Fondsvolumen 7 Milliarden Euro). Der Fonds bekommt seit Jahren Bestnoten in Fondsvergleichen und überzeugte mit einer solide über dem Vergleichsindex liegenden Performance und einem Plus von im Schnitt pro Jahr 6,5 Prozent in den vergangenen zehn Jahren. In den Fonds fließt ein Großteil des Geldes der Riester-Sparer von Union Investment. Als Kaldemorgen der große Star bei den Aktienfonds war, tingelte Köttner noch als Technologieaktienexperte der Genossen durch die Vortragsräume der Volksbanken landauf landab und leistete dort Basisarbeit.

Der studierte Mathematiker ist Kaldemorgen ähnlich. Er braucht keine große Bühne, aber wenn er dort etwas sagen muss, bringt er das verständlich rüber. Köttner blieb seinem Arbeitgeber 15 Jahre treu und wechselt in den kommenden Monaten zur DWS. Wenn er dort nicht einen Kulturschock erleidet, sollte er an seine Erfolge bei den Genossen anknüpfen können. Vermutlich wird er etwas mehr Freiheit bei den Portfolios bekommen, als er es bei Union Investment hatte.

Anleger wurden nicht verwöhnt

Berühmte Kaldemorgen-Fonds

Kaldemorgen hat in den letzten drei Jahren seine Anleger nicht mehr verwöhnt. Vor einem Jahrzehnt zählten seine Fonds zu den Top-Performern ihrer Kategorie. Wer sich als Anleger schon Hoffnung gemacht hatte, bei der Performance auch schneller in Rente gehen zu  können, der wurde enttäuscht. Über zehn Jahre lieferte der Vermögensbildungsfonds im Schnitt 4,2 Prozent pro Jahr, blieb aber seit 2009 hinter dem Index. Beim Akkumula blieb ein Plus von 5,3 über zehn Jahre, aber auch ein schwaches Abschneiden in den vergangenen drei Jahren. Wer als Anleger allerdings schon im Jahr 2000 eingestiegen ist, kommt mit den Fonds gerade eben ins Plus.

Kaldemorgen hat inzwischen zu viele Aktienkrisen erlebt und seine Hilflosigkeit bei den vergleichsweise indexnah geführten Fonds gespürt. Aus der Erkenntnis, dass das nur wenige Anleger froh macht, entstand die Idee, Anlageklassen stärker zu verzahnen beim DWS Concept Kaldemorgen. Er ist ein so genannter Absolute-Return-Fonds, der nicht unter die Top-Performer bei den Aktienfonds kommen wird, aber die Anleger ruhiger schlafen lassen soll.

Vielleicht ist es für Kaldemorgen jetzt ein Neustart ohne Ballast. Er positioniert sich so, dass er der große Krisengewinner sein könnte, wenn es an den Märkten kracht. Dann dürfen die jüngeren Manager die Kartoffeln aus dem Feuer holen – Kaldemorgen aber kann sich entspannt zurücklehnen, weil sein Fonds ein Sicherheitsnetz eingebaut hat. Damit ist auch in der Finanzkrise ein älterer Herr groß rausgekommen, den vorher wenige kannten, der Franzose Edouard Carmignac. Da noch genug Krisen schwelen, könnte die Karriere von Klaus Kaldemorgen noch interessante Wendungen nehmen.

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