Der Tübinger Immobilienhändler Fairvesta hat über geschlossene Fonds mehr als 800 Millionen Euro eingesammelt. Mit dem Geld kauft das Unternehmen Privat- und Geschäftshäuser und zahlt dafür nach eigener Angabe 30 bis 50 Prozent weniger, als die wert sind. Gekauft würden nur „Qualitätsimmobilien in guter Lage ohne Reparaturstau“, wird etwa im Prospekt des Fonds Fairvesta 4 behauptet. Nach durchschnittlich drei Jahren sollen die Immobilien mit hohem Gewinn weiterverkauft werden.
In der Leistungsbilanz werden für die Fairvesta-Fonds in 2011 Nettorenditen zwischen 8,4 und 43 Prozent angegeben. Vielen Anlegern dürfte nicht bewusst sein, dass diese zum Teil nur auf dem Papier existieren, weil die dafür erforderlichen Immobilienverkäufe noch gar nicht stattgefunden haben. Die ausgewiesene Rendite errechnet sich unter anderem aus der Differenz aus den Anschaffungskosten und dem Verkehrswert der Häuser. Ob Fairvesta allerdings jemals zum Verkehrswert verkaufen kann, steht in den Sternen.
Den Beweis, dass die Traumquoten im großen Stil realisierbar sind, hat Fairvesta bislang nicht erbracht: So haben die bereits platzierten Kleinanleger-Fonds zwischen 2002 und Dezember 2013 von ihren 194 gekauften Immobilien erst 16,5 Prozent wieder verkauft – allerdings zu sehr guten Preisen. Da die Verkaufsquote sehr niedrig ist, lässt sich daraus allerdings keinesfalls schließen, dass auch der Rest mit hohem Gewinn weitergereicht werden kann.
Glaubt man dem Handlungsbevollmächtigten Otmar Knoll, ist die geringe Zahl an Verkäufen nicht weiter tragisch. Fairvesta erwirtschafte allein mit Mieten eine durchschnittliche Rendite von elf Prozent. Doch auch diese Zahl ist nur auf den ersten Blick traumhaft, weil davon bei den Anlegern wenig ankommen dürfte.
Beim Fonds Mercatus X zum Beispiel nimmt Fairvesta an, über 15 Jahre insgesamt 130,3 Millionen Euro durch Mieten und Zinsen einnehmen zu wollen. Dem stehen laufende Kosten, etwa für Fonds- und Objektverwaltung, von 96,3 Millionen Euro zuzüglich Steuern gegenüber. Hinzu kommen einmalige Fondskosten in Höhe von knapp 22 Millionen Euro. Das sind zusammengerechnet mehr als 90 Prozent der gesamten Mieteinnahmen. Auch wenn die Kosten bei weniger Verkäufen geringer ausfallen können als prognostiziert – wie sich auch bei den aktuell laufenden Fonds zeigt –, wird deutlich, dass das Unternehmen sehr wohl auf hohe Verkaufserlöse angewiesen ist, wenn die ausgewiesenen – meist zweistelligen – Renditen irgendwann auch mal auf den Konten der Anleger ankommen sollen.
Die kanadischen Ölbarone
Dem Berliner Emissionshaus Proven Oil Canada haben etwa 11.000 Anleger mehr als 300 Millionen Euro für Investitionen in Öl- und Gasquellen anvertraut. Die Geschäftsidee ist alt, unverkennbar sind die Parallelen zu früheren Abkassiermodellen von Großpleitier Jürgen Hanne, der in den Siebziger- bis Neunzigerjahren bereits weit mehr als eine Milliarde Mark an Anlegergeldern versenkte.