Angesichts der niedrigen Ölpreise ringen wichtige Förderländer im Golfemirat Katar um Gegenmaßnahmen. Das Treffen in Doha, der Hauptstadt Katars, wurde allerdings am Sonntag nach Medienberichten vorläufig unterbrochen. Die Verhandlungen über eine Drosselung der Ölförderung stocken laut Insidern, weil Saudi-Arabien eine Kehrtwende vollzogen habe, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.
In einem neuen Entwurf für die angestrebte Vereinbarung in Doha heiße es nun, alle Länder des Ölkartells Opec müssten mitziehen, zitiert die Agentur ihre nicht namentlich genannten Quellen. Damit erscheint eine verbindliche Einigung schwer realisierbar, weil der Iran – der Erzrivale Saudi-Arabiens im Nahen Osten – bereits mehrfach angekündigt hat, seine Ölproduktion nach dem Ende der Sanktionen im Zuge des Atomstreits zunächst hochfahren zu wollen.
Die Verhandlungen in Katar sollten nun verspätet am Sonntagnachmittag beginnen. Die meisten der teilnehmenden Länder sind Teil der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec).
Iran nimmt an dem Treffen nicht teil. Das Land hatte Plänen zur Begrenzung der Fördermengen im Vorfeld bereits eine Absage erteilt. „Da wir einen Plan fürs Einfrieren nicht unterzeichnen wollen, gibt es auch keine Notwendigkeit, jemanden vor Ort in Doha zu haben“, sagte Ölminister Bidschan Namdar Sanganeh am Sonntag nach Angaben der Nachrichtenagentur Shana. Der Iran werde wie geplant seine Produktion auf 4 Millionen Barrel am Tag – und damit auf den Level vor den im Januar aufgehobenen Sanktionen – erhöhen, so der Minister.
Wegen der Haltung Teherans hatten Analysten ein Scheitern der Gespräche in Doha nicht ausgeschlossen. Riad, bestimmendes Opec-Mitglied, befürchtet, dass sein Erzfeind Iran aus einer eigenen Zurückhaltung Kapital schlägt und der Ölindustrie des Königreichs damit schadet.
Zweifel an der Wirkung einer möglichen Einigung gab es auch deshalb, weil andere wichtige Staaten nicht mit am Tisch sitzen. So werden neben dem Iran auch die USA und Norwegen nicht Teil eines Deals sein. Zudem gab es Bedenken, dass im Januar bereits zu viel Öl gefördert worden sei, als dass eine Deckelung auf diesem Niveau die Preise steigen lassen könnte.
Die Ölschwemme war unter anderem deswegen entstanden, weil führende Förderer wie Saudi-Arabien im Zuge wachsender Konkurrenz – zum Beispiel durch die von US-Firmen eingesetzte Fördertechnik Fracking – ihre Marktanteile durch eine Erhöhung der Produktion halten wollten. Verbraucher freuen sich zwar über günstige Preise für Benzin und Heizöl. Den Förderländern aber rissen sie riesige Löcher in die Haushaltskassen.