Krisengewinner Diese Geldmanager schlagen sich in unruhigen Zeiten am besten

Die besten Geldmanager haben auch im Börsenabschwung das Vermögen ihrer Kunden bewahrt. Wie gut, zeigt unser exklusives Ranking. Im Plus war 2018 keiner – das wäre auch höchstens mit Dollar-Anleihen möglich gewesen. 2019 rechnen viele mit steigenden Kursen. Profitieren dürfte dann, wer auf Depots mit höherem Aktienanteil setzt.

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Dem Herrscher über 36 Milliarden Euro liegt Deutschland wie eine Spielzeugeisenbahn zu Füßen. Aus dem 26. Stock des gläsernen Triangel-Turms in Deutz schaut Bert Flossbach auf Kölner Dom und Hauptbahnhof, auf den Rhein mit der Hohenzollernbrücke, in der Ferne die Rauchschwaden von Kohlekraftwerken und Leverkusens Industrieanlagen. Der Mitgründer der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch (FvS) aber blickt an diesem sonnigen Februartag weiter – Richtung Süden, nach Italien. Die Kurse der Staatsanleihen des Landes sind gefallen, die EU-Kommission schürt die Angst vor einem Durchhänger der italienischen Wirtschaft. „Die Gefahr eines Showdowns in Italien ist groß“, warnt auch Flossbach. Geschäfte mit italienischen Anleihen macht er trotzdem – Flossbach ist flexibel, kein Dogmatiker. Auch das macht seinen Erfolg aus. Flossbach von Storch ist im Geldmanager-Ranking der WirtschaftsWoche deshalb gleich mit mehreren Depots in den Top-Rängen präsent – und das nicht nur in diesem Jahr, sondern schon seit 2003 immer wieder.

Im Krisenjahr 2018, als der Dax 18 Prozent verlor, kamen seine Kunden mit fünf Prozent Verlust davon. Das reicht locker für die Spitzengruppe – ein Plus schaffte in dem schwierigen Jahr keines der Top-20-Depots der 417 Vermögensverwalter, die das Analysehaus MMD aus Arnsberg untersucht hat. MMD durchleuchtete für die WirtschaftsWoche 1330 Portfolios über drei Jahre und in drei Risikoklassen, die sich durch ihren Aktienanteil unterscheiden.

„Spätestens ab Oktober rauschte alles in die Tiefe, da gab es keine Schlupflöcher mehr“, sagt Elmar Peters, Co-Manager von Flossbach. Nur wer 2018 auf Aktien verzichtet oder Dollar-Anleihen gekauft hätte, wäre mit einer positiven Rendite belohnt worden. Kein Investmentprofi war zu Jahresbeginn 2018 pessimistisch genug, um sich dazu durchzuringen. Gewonnen hat, wer die Verluste begrenzen konnte, Anleger sollten deshalb die Strategien kennen. Mithilfe der Daten des Rankings können sie abschätzen, wie viel Risiko ein Manager eingeht. Denn eines ist klar: Wer voll auf Sicherheit setzt, rettet im Abschwung zwar sein Geld, gewinnt in besseren Börsenzeiten aber wenig.

Spitzenreiter: Kerstin Borchardt, Bastian Bosse, Thomas Ritterbusch (vorn) von BRW Finanz haben Cash gehalten und ab Oktober kräftig Aktien gekauft. Quelle: Michael Löwa für WirtschaftsWoche

Gegen die Masse investieren

Vermögensverwalter Thomas Ritterbusch will vor allem Abstürze verhindern, „nach oben läuft es von allein“, sagt er. Ritterbusch von BRW Finanz aus Braunschweig nennt das „aktives Zyklusmanagement“: Das Team checkt, in welchem Teil des Börsenzyklus der Markt ist, und handelt dann – auch gegen die Masse. „Uns kennt keiner, aber wir sind besser als Flossbach“, dieser Satz öffnet den BRW-Managern Türen: Tatsächlich schafften sie es schon im vergangenen Jahr bei den Depots mit hohem Aktienanteil auf Platz zehn im Ranking. Dass sie auch in der Baisse stark sind, beweisen sie jetzt mit Rang drei bei den offensiven und dem ersten Platz bei den ausgewogenen Portfolios.

Ab Oktober 2018, als viele aus Aktien flohen, hat BRW zu Tiefstkursen gekauft. Das Geld dazu hatten die Manager schon ab 2017 in der Kasse gehortet. Als weltweit Aktienindizes neue Höchststände erreichten, gaben sie schrittweise Aktien ab. „Nicht alle Kunden fanden das damals toll“, sagt Ritterbusch, „aber wir gehen lieber auf Nummer sicher und überlassen die letzten Prozente den anderen.“ 2018 ist BRW mit nur 54 Prozent Aktien ins Jahr gestartet, in diesem Jahr sind es im offensiven Depot 74 Prozent. Beste Voraussetzungen, um von der Erholung seit Januar zu profitieren.

Interessant findet das Team Aktien, deren Börsenwert etwa in Höhe des Eigenkapitals liegt. Verheißt das Geschäftsmodell auch in Zukunft eine stabile Gewinnentwicklung, schauen sie sich das Unternehmen zunächst ein Jahr an. Erfüllt das Management seine Prognosen, packen die Geldmanager eine sehr kleine Position ins Depot und stocken vielleicht auf. Sie mögen Unternehmen mit starken Ankeraktionären, deshalb kaufen sie lieber BMW als Daimler, sind beim Moderiesen Inditex (Zara, Massimo Dutti) des Spaniers Amancio Ortega investiert und halten – wie US-Starinvestor Warren Buffett – an Apple fest. Ergänzt wird das Depot um Staatsanleihen von Schwellenländern wie Mexiko, Brasilien und Indonesien mit im Schnitt sieben Prozent Rendite bei dreijähriger Laufzeit.

Revolutionär ist die Kostentransparenz bei BRW. Die Braunschweiger haben sich 2014 als einer der ersten ins Register für Honorar-Anlageberater bei der Finanzaufsicht BaFin eintragen lassen, nur 19 davon gibt es bundesweit. Kunden bekommen eine vierteljährliche Rechnung, zahlen aber keine verdeckten Provisionen oder Verwaltungskosten mehr. „Die Branche hat immer nur gesagt, dass Honorarberatung nicht gehe. Wir haben keine schlechten Erfahrungen damit gemacht, und die Kunden sind zufrieden“, sagt BRW-Vorstandsfrau Kerstin Borchardt.

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