Krypto-Betrug Onecoin-Prozess geplatzt: Die schwierige Aufklärung des Milliardenbetrugs

Seit 2017 ist die Onecoin-Erfinderin abgetaucht. Quelle: 360-Berlin

Das Landgericht Münster setzt den Prozess um die angebliche Kryptowährung Onecoin vorerst aus. Nach der flüchtigen Erfinderin Ruja Ignatova wird derweil weltweit gefahndet.

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Die Erwartungen der Anleger waren riesig, als vor acht Monaten ein Prozess im wohl größten Krypto-Betrugsfall begann. Am Landgericht Münster startete im September die Hauptverhandlung gegen mehrere mutmaßliche Mithelfer im Onecoin-Skandal. Rund vier Milliarden Dollar haben Anleger weltweit in die angebliche Kryptowährung investiert, die den Bitcoin als König unter den Digitalwährungen ablösen sollte. Daraus aber wurde nichts. Stattdessen tauchte die Erfinderin des Onecoins, Ruja Ignatova, unter. Und nun stockt auch noch die juristische Aufarbeitung: Der Prozess wird nach 19 Verhandlungstagen vorerst ausgesetzt.

Der Grund: Zwei Schöffinnen fallen aus gesundheitlichen Gründen dauerhaft aus. Eine der beiden ehrenamtlichen Richterinnen sei nicht mehr in der Lage, „der Verhandlung im ausreichenden Maße zu folgen“ und die komplizierten Inhalte rund um Kryptowährungen und Blockchain „im erforderlichen Umfang nachzuvollziehen“, heißt es vom Landgericht Münster.

Unzufriedenheit über den Ablauf des Verfahrens war unter den Schöffen schon vor Monaten aufgekommen. „Hätte ich geahnt, worauf ich mich einlasse, hätte ich diesen Entschluss mit Sicherheit nicht gefasst“, zitiert das „Handelsblatt“ aus einer E-Mail eines Schöffen aus Februar 2022.

Der Prozess soll Mitte August neu angesetzt werden, teilt das Landgericht Münster auf Anfrage mit. Auch die Beweisaufnahme soll komplett wiederholt werden. „Bereits durchgeführte Beweiserhebungen können nicht berücksichtigt werden“, heißt es.

Diese Nachricht dürfte den rund 60.000 Onecoin-Anlegern allein aus Deutschland übel aufstoßen. Zwar richtet sich der Prozess nicht gegen die flüchtige Onecoin-Erfinderin Ignatova selbst, könnte aber immerhin Hinweise auf ihren Verbleib und den des Geldes geben.

Angeklagt sind mutmaßliche Mittäter, die bei den Geldtransfers geholfen haben sollen. Einem Ehepaar aus Greven wird vorgeworfen, 320 Millionen Euro aus dem Onecoin-Vertrieb ins Ausland verschoben zu haben. Dafür soll eine Provision von 3,2 Millionen Euro geflossen sein. Dem Paar wird Geldwäsche und Beihilfe zum Betrug vorgeworfen.

Außerdem muss sich ein Anwalt vor Gericht verantworten, der bei Transaktionen die Quelle des Onecoin-Geldes verschleiert haben soll. 75 Millionen Euro sollen durch sein Zutun auf den Cayman Inseln gelandet sein. Gegen ihn wird wegen Geldwäsche ermittelt. Darüber hinaus ermittelt nun die Staatsanwaltschaft Darmstadt gegen den Ex-Mann der Onecoin-Gründerin Ignatova wegen Geldwäsche. 

Der Skandal um Onecoin hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt. Die Erfinderin Ignatova ließ sich für ihr Krypto-Projekt feiern, warb gar im Londoner Wembley-Stadion vor einem euphorischen Publikum dafür. 2017 tauchte Ignatova dann ab, das Geld der Anleger blieb verschwunden. Die Anleger konnten nur über eine firmeneigene Plattform handeln, die 2017 abgeschaltet wurde.

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Inzwischen fahnden des Bundeskriminalamt, Interpol und Europol nach ihr. In deutschen Städten hängen mittlerweile Fahndungsplakate, selbst die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ungelöst“ thematisierte jüngst ihr Verschwinden. Ignatova ist wohl eine der meistgesuchten mutmaßlichen Wirtschaftskriminellen des Landes.

Lesen Sie auch: Der Kryptoschreck: Die Risiken der Stablecoins

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