Kryptobörsen Erst Binance, jetzt Coinbase: Die Klageflut der SEC bedroht den Kryptosektor

Keine 24 Stunden nach der Binance-Klage geht die US-Börsenaufsicht auch gegen Coinbase vor. Quelle: REUTERS

Nur einen Tag nach den Klagen gegen die Kryptobörse Binance startet die US-Börsenaufsicht SEC auch einen Kampf gegen den Konkurrenten Coinbase. Der Aktienkurs bricht ein. Die Unternehmen leiden unter der neuen Härte der Regulatoren.

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Für die Kryptobörse Coinbase wird es ungemütlich. Die US-Börsenaufsicht SEC hat an diesem Dienstag Klage gegen die zweitgrößte Handelsplattform für Bitcoin und Co. erhoben. In einer 101-seitigen Klageschrift, die der WirtschaftsWoche vorliegt, wirft sie Coinbase vor, jahrelang geltende Gesetze umgangen zu haben. Die Kryptobörse biete Anlegern uneingeschränkten Zugang zu Krypto-Assets, die als Wertpapier einzustufen seien und für die sie Lizenzen benötige – die aber fehlten Coinbase. Unter anderem geht es um den Cardano-Coin Ada und Solana.

„Man kann die Regeln nicht einfach ignorieren, nur weil man sie nicht mag oder weil man andere Regeln bevorzugt: Die Konsequenzen für die Anleger sind viel zu groß“, sagte Gurbir Grewal von der SEC. Coinbase habe stets gewusst, dass sie erlaubnispflichtige Wertpapiere anbiete, habe aber nie gehandelt. Coinbase teilt auf Anfrage mit, dass das Unternehmen durch das Vorgehen der SEC die Wettbewerbsfähigkeit der USA im Kryptobereich gefährdet sehe. Und weiter: „In der Zwischenzeit werden wir unsere Geschäfte wie gewohnt weiterführen“, sagt Paul Grewal, der die Rechtsabteilung bei Coinbase leitet und den gleichen Familiennamen trägt. 

Anleger reagierten beunruhigt auf die Klage gegen die zweitgrößte Kryptobörse der Welt. Der Kurs der Coinbase-Aktie stürzte zum Handelsstart an der Wall Street um gut 20 Prozent ab. Seit Börsendebüt im Jahr 2021 hat der Kurs inzwischen 84 Prozent nachgegeben. Auch bei Bitcoin und Co. gab es leichte Kursrückgänge. Schon am Vortag waren die Kurse von Kryptowährungen gesunken. Denn schon da gab es Turbulenzen in der Kryptobranche.

Nicht nur Coinbase spürt die neue Härte der Regulatoren. Keine 24 Stunden zuvor hatte die SEC insgesamt 13 Klagen gegen die weltgrößte Kryptobörse Binance und deren Gründer Changpeng Zhao eingereicht. Binance hat bereits angekündigt, sich gegen die Klagen zu wehren. Dem Branchenführer aber wirft die SEC nicht nur vor, Wertpapiere ohne Lizenz anzubieten.

Kunden ziehen Millionenbeträge ab

Die Vorwürfe wiegen noch viel schwerer: Demnach soll Binance unter anderem Umsätze manipuliert und Kunden getäuscht haben. „Die Öffentlichkeit sollte sich davor hüten, ihr hart verdientes Vermögen bei oder auf diesen rechtswidrigen Plattformen anzulegen“, sagt SEC-Chef Gary Gensler.

Die Klageflut der US-Regulatoren wirkt sich auch auf die Kundeneinlagen aus. Daten des Analysehauses Nansen zeigen, dass Kunden in großem Stil Geld von den Plattformen abziehen. Demzufolge hoben diese binnen eines Tages 780 Millionen Dollar von der Kryptobörse Binance ab.

Das strengere Vorgehen der SEC kommt nicht überraschend. Nach dem Zusammenbruch der einst drittgrößten Kryptobörse FTX wurden die Rufe nach einer stärkeren Regulierung lauter. Die Handelsplattform ging insolvent, nachdem milliardenschwere Löcher in den Bilanzen gefunden worden waren. Der Gründer von FTX, Sam Bankman-Fried, muss sich nun vor Gericht wegen eines mutmaßlichen Milliardenbetrugs verantworten.

Hat die SEC nicht kritisch genug geprüft?

Problematisch für Coinbase ist auch: Die SEC will laut der Klageschrift auch gegen das sogenannte Staking vorgehen. Dabei geben Anleger ihre Coins für die Erzeugung weiterer Digitalmünzen frei und bekommen im Gegenzug eine zuvor festgelegte Belohnung. Aus Sicht der Aufseher handelt es sich dabei um ein erlaubnispflichtiges Wertpapiergeschäft.

Zuletzt hatte Coinbase noch betont, dass sich ihr Staking-Produkt von dem anderer Anbieter unterscheide und es daher keine Lizenzprobleme gebe. Für Coinbase ist das Staking allerdings wichtig: Das Unternehmen verdient mit Staking-Erträgen eine Provision in Höhe von 35 Prozent.

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In der Krypto-Gemeinschaft stößt die SEC-Klage gegen Coinbase auch auf Unverständnis. Schließlich ist das Unternehmen 2021 an die Börse gegangen. Im Vorfeld mussten die Aufseher das Unternehmen also prüfen – und hätten, so die Kritik, bereits auf mutmaßliche Verstöße gegen das Wertpapiergesetz hinweisen können.

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