Kryptowährung Chia Diese neue Kryptowährung soll Bitcoin Konkurrenz machen

Quelle: imago images

Eine neue Kryptowährung aus Kalifornien namens Chia verspricht mehr Sicherheit und weniger Energieverbrauch als der Bitcoin. Seit Montag wird der Wettbewerber gehandelt. Was er zu bieten hat und wo Vorsicht geboten ist.

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Silicon-Valley-Unternehmen wie Western Digital, einer der weltgrößten Hersteller von Speicherprodukten, können sich derzeit vor Bestellungen kaum retten. Vor allem schnelle Festkörperspeicher, sogenannte Solid State Disk, sind sehr gefragt. Der ganz große Ansturm steht jedoch erst noch bevor, wahrscheinlich im Mai.

Der Grund ist nicht das Anziehen der Wirtschaft, welches nach China nun auch in den USA stattfindet, sondern eine neue Cyberwährung mit den Namen Chia. Im Gegensatz zum Bitcoin, dessen Aufstieg immer höhere Rechenleistung inklusive des damit verbundenen Energieverbrauchs zum „Schürfen“ der Kryptowährung nötig macht, setzt Chia auf Speicherplatz.

Wer Chia erzeugen will, muss ihn bereitstellen. Auf ihm werden dann kryptographische Nummern in sogenannten Parzellen abgelegt. Um einen neuen Block zu bestimmen, sucht das Netzwerk weltweit nach den passenden Nummern. Wer mit seiner Parzelle zur Chia Blockchain beiträgt, wird mit Chia Coins belohnt. Je mehr Parzellen ein Nutzer unterhält, umso bessere Chancen hat er. Für das rasche Anlegen der Parzellen machen schnelle Speicher Sinn. Das System wird über Server mit dem Namen „Timelord“ koordiniert. Wie bei Bitcoin wird die Zahl der Chias verknappt, je mehr erzeugt werden. Zum Start werden alle zehn Minuten 64 Chias erzeugt. Ab März 2034 sollen es nur noch vier Chias alle zehn Minuten sein.

Seit dem Frühjahr konnten Teslas mit Bitcoins gekauft werden. Damit ist es nun vorbei. Die Kryptowährung ist offenbar zu klimaschädlich für Musks Mega-Marke. Doch wie schädlich ist die Kryptowährung wirklich? Die Fakten.
von Saskia Littmann

Hinter dem neuen Wettbewerber von Bitcoin steckt Bram Cohen. In der Branche ist der Programmierer als der Miterfinder des Bittorrent Protokolls bekannt, mit dem sich große Datenmengen übertragen lassen und das zum Start vornehmlich zum Verteilen von Raubkopien genutzt wurde.

Sein Start-up Chia sitzt in San Francisco und hat bislang laut dem Datendienstleister PitchBook 16 Millionen Dollar eingesammelt, darunter von Andreessen Horowitz, Greylock Partners und der Designfirma Ideo.

Cohen ärgert sich, dass der Bitcoin-Boom zu einer Art Wettrüsten geführt hat, an dem nur noch professionelle Schürfer teilnehmen können und dafür Unmassen an Energie aufwenden. Viele von ihnen sitzen in China, wo Strom besonders günstig ist. Chia, so behauptet er, benötigt wesentlich weniger Strom und ist sicherer. Und statt Computer mit Grafikchips hochzurüsten – so wie bei Bitcoin – könnten Nutzer einfach ihren überflüssigen Speicherplatz verwenden.

Die Idee, dass jeder, der ungenutzten Speicherplatz hat, diesen in einem globalen Netzwerk für sich arbeiten lassen kann, ist zwar charmant, doch die Realität sieht anders aus. Das Chia Netzwerk vereint bereits jetzt über ein Exabyte an Speicherplatz, also etwa 83.000 Festplatten mit 12 Terabyte Kapazität. Für eine Parzelle werden momentan 356 Gigabyte Speicherplatz und 4 GB an Arbeitsspeicher benötigt. Einigermaßen gute Chancen hat nur, wer Platz für mindestens 100 solcher Parzellen offeriert.

Wer also mitmischen will, muss nicht nur kräftig in Festplatten investieren, sondern auch noch seine Systeme mit noch kostspieligerem Arbeitsspeicher hochrüsten.

Es ist riskant und nur etwas für Profis, die sich die Spezialhardware leisten können und zusammenbauen. Mit anderen Worten, vergleichbar mit Bitcoin, auch wenn weniger Strom verbraucht wird. Hinzu kommt, dass sich Chia erst bewähren muss.
Das Chia Netz ist seit dem 19. März in Betrieb. Am 3. Mai, kurz vor 10 Uhr vormittags kalifornischer Zeit wurde es für Transaktionen freigeschaltet. Damit, glauben viele, geht der Hype erst richtig los.

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Ob Chia eine neue Krypto-Bonanza ist, muss sich erst noch erweisen. Der erste Tag war rau für den Bitcoin-Wettbewerber. Wie die Kurse, der ersten Handelsstunden etwa bei coinbase.com zeigen, stieg der Wert zunächst stark nach oben, stürzte dann aber ab und pendelte sich gut drei Stunden nach Handelsstart bei einem Wert von fast minus 50 Prozent vom Startpreis ein. Seitdem hält der Kurs grob diesen Wert.

Egal, wie sich Chia in den nächsten Wochen und Monaten noch entwickelt – einige Gewinner dürften jetzt schon feststehen: So wie der Grafikkarten-Spezialist Nvidia vom Bitcoin-Schürfboom profitierte, können nun Speicherhersteller wie Western Digital, Seagate oder Samsung Kasse machen. Das Problem ist, dass sich dadurch besonders für Unternehmen Speicherplatz massiv verteuern könnte.

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