Kryptowährungen Anleger können durchatmen: Bitcoin-Verbot in der EU abgewendet

Die EU will gegen den Bitcoin vorgehen. Quelle: Polaris/laif

Die Debatte um ein Bitcoin-Verbot in der EU hatte Anleger jüngst überrascht. Nun reagiert der zuständige Ausschuss auf die Kritik - und interveniert.

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Krypto-Anleger sind harsche Regulierungen durchaus gewohnt. Als in der vergangenen Woche Pläne der EU publik wurden, den Bitcoin faktisch innerhalb der Union zu verbieten, reagierten viele Krypto-Begeisterte mit Empörung. Ein Kompromissvorschlag des Ausschusses für Wirtschaft und Währung (ECON), der der WirtschaftsWoche vorliegt, war zu entnehmen, dass nicht-ökologische Krypto-Dienstleistungen verboten werden sollen.

Die Meldung schreckte Anleger in der EU auf. Nun reagierte die Politik darauf. Die eigentlich am vergangenen Montag geplante Abstimmung fiel aus, wie die WirtschaftsWoche im Vorfeld berichtet hatte. Das Fachmedium „BTC Echo“ meldet jetzt, dass der entsprechende Paragraf gestrichen wurde. Dieser sah vor, Dienstleistungen mit Kryptowährungen zu verbieten, die auf ökologisch nicht nachhaltigen Konsensmechanismen beruhen, wie eben beim Bitcoin. Als Konsensmechanismus wird bei Kryptowährungen das Verfahren bezeichnet, mit dem sichergestellt wird, dass alle Teilnehmer einen einheitlichen Datenstand in der Blockchain - einem dezentralen, digitalen Datenregister - haben.

Krypto-Anleger können also durchatmen: Ein Verbot von Digitalwährungen wie dem Bitcoin ist mit der Streichung des Paragrafen vorerst vom Tisch. Der zuständige Ausschuss räumt ein, dass die Pläne missverständlich formuliert waren. Gegenüber der WirtschaftsWoche betonte der Ausschuss-Berichterstatter Stefan Berger (CDU), dass die Pläne nicht „als de-facto-Bitcoin-Verbot missinterpretiert werden“ sollten.

Der Ausschuss berät nun über das weitere Vorgehen im Bezug auf Bitcoin-Regulierung. Wann darüber letztlich im EU-Parlament abgestimmt wird, ist noch offen. Danach erfolgt ein Trilog zwischen EU-Kommission, dem Europäischen Parlament und dem EU-Rat. Bislang stand die EU-Kommission einem Bitcoin-Verbot ablehnend gegenüber.

Der ursprüngliche Entwurf des Ausschusses sah vor, dass es ab dem 1. Januar 2025 untersagt gewesen wäre, nicht-ökologische Krypto-Assets in der EU zu emittieren oder zum Handel zuzulassen. Kryptowährungen, hieß es in dem Dokument, könnten die Bemühungen der Europäischen Union und der ganzen Welt bei der Erreichung der Klima- und Nachhaltigkeitsziele behindern. Der Besitz solcher Digitalwährungen wäre offenbar weiterhin gestattet.

Der Grund: das sogenannte Mining. Beim Mining werden neue Bitcoins geschürft, also erzeugt. Dieser Prozess ist enorm energieintensiv, weil dafür viel Rechenleistung benötigt wird. Die Universität Cambridge kam zuletzt zu dem Schluss, dass der Stromverbrauch beim Bitcoin-Mining pro Jahr bei 130 Terawattstunden liegt. Damit verbraucht die Bitcoin-Produktion mehr Strom als die Niederlande. Hinzu kommt Elektroschrott, weil Mining-Rechner und andere Hardware ausgetauscht werden müssen.

„Der Versuch, Bitcoin zu verbieten, ist töricht“

Die Pläne des EU-Ausschusses waren auf große Kritik gestoßen. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Frank Schäffler ist Experte in Sachen Blockchain und sagte im Vorfeld: „Der Versuch, Bitcoin in Europa zu verbieten, ist töricht. Er wird nicht gelingen und lediglich dafür sorgen, dass Fintechs und Dienstleister auswandern werden.“

Ein Verbot hätte in erster Linie Kryptowährungen getroffen, die wie der Bitcoin nach dem Proof-of-Work-Mechanismus funktionieren. Auch die zweitgrößte Kryptowährung Ether greift noch auf dieses Konsensmodell zurück, steht aber vor der Einführung des weniger energieintensiven Proof-of-Stake-Mechanismus. Kryptowährungen wie der Cardano-Coin Ada hingegen nutzen diesen schon jetzt. Dabei werden neue Coins und Transaktionen nicht durch zusätzliche Rechenleistung freigegeben, sondern durch Validatoren im Netzwerk.

Fintechs und Kryptohandelsplätzen hätte das aber wenig geholfen. Mit einer Marktdominanz von gut 40 Prozent ist der Bitcoin nach wie vor das Zugpferd am Kryptomarkt. Ein Verbot hätte einen großen Teil ihres Geschäftsfeldes zunichtegemacht.

Mehr zum Thema: Kryptowährungen sind das große Hype-Thema an den Märkten. Mit Bitcoin und Co. können Anleger hohe Renditen machen – aber auch herbe Verluste erleiden. Wir erklären im Podcast Börsenwoche, wie Anleger vom Krypto-Trend profitieren können.

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