Kryptowährungen Der Bitcoin ist ein unkalkulierbares Spekulationsobjekt

Kursprognosen sind beim Bitcoin nicht seriös. Quelle: REUTERS

Immer wieder orakeln Analysten über den künftigen Bitcoin-Kursstand. Das ist unseriös – und gefährlich für Anleger. Ein Kommentar.

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Der Bärenmarkt bei Bitcoin und Co. hält die Analysten der Deutschen Bank nicht davon ab, positive Prognosen abzugeben. In einem neuen Bericht schreiben sie, dass der Kurs der größten Kryptowährung zum Jahresende bei 28.000 Dollar liegen könnte. Könnte, wohlgemerkt. Doch auch der Konjunktiv macht Prognosen wie die der Deutschen Bank nicht seriöser.

Keine Anlageklasse ist so volatil und unberechenbar wie Kryptowährungen. Wenn Analysten Kursprognosen zu Aktien herausgeben, orientieren sie sich an realwirtschaftlichen Fundamentaldaten. Die gibt es bei Bitcoin und Co. schlicht nicht. Das weiß die Deutsche Bank auch selbst: Sie begründet ihre Prognose damit, dass sich der Aktienmarkt im Jahresverlauf erholen dürfte. Und weil sich die Kurse von Kryptowährungen ähnlich entwickeln wie die Kurse von Technologieaktien, dürfte es für den Bitcoin bergauf gehen.

Die Blockchain-Technologie mag faszinierend sein, und je nach Risikoprofil kann auch eine kleine Krypto-Position im Portfolio sinnvoll sein. Doch es gibt schlicht keine greifbaren Bewertungsmaßstäbe. Der Bitcoin ist – aus Anlegersicht – ein reines Spekulationsobjekt.

In dieser Folge erklärt Krypto-Experte Philipp Sandner, warum Digitalwährungen gerade so stark unter Druck stehen, ob sie überhaupt halten, was sie versprechen – und ob sie ihre großen Boomphasen hinter sich haben.
von Philipp Frohn

Immer wieder orakeln Analysten darüber, auf welchem Stand der Bitcoin in Zukunft notieren dürfte. Und damit liegen sie nur zu oft falsch. Im Januar hieß es von den Krypto-Auguren der US-Großbank Goldman Sachs noch, Bitcoin könne die Marke von 100.000 Dollar knacken und Gold als Inflationsschutz den Rang streitig machen.

Tja, nur wenige Tage nach dieser kühnen Aussage sauste der Bitcoin-Kurs nach unten, und zwar nachhaltig. Seit Jahresbeginn hat er 56 Prozent an Wert verloren. Zuletzt notierte er weit unter 20.000 Dollar. Der Bitcoin schützt nicht vor der Inflation, im Gegenteil: Gerade verbrennen Anleger mit Bitcoin noch zusätzlich Geld.

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Hardcore-Bitcoin-Fanatiker mögen solche Prognosen ignorieren – sie lehnen das traditionelle Finanzsystem ohnehin ab. Wenn Deutsche Bank, Goldman Sachs und andere Banken Kursprognosen abgeben, hat das Wirkung auf den Mainstream. Als namhafte Institutionen genießen sie das Vertrauen vieler Menschen. Vollmundige Kursvorhersagen könnten manchen Anleger blenden.

Natürlich sollten Anleger sich ohnehin selbst kritisch mit Finanzanlagen auseinandersetzen. Wie gefährlich die Gier nach der Mega-Krypto-Rendite sein kann, zeigte sich zuletzt im Crash des Terra-Netzwerks. Manche Anleger verloren ihr komplettes Vermögen, sogar von Selbstmordgedanken ist die Rede. Klar, das sind Extremfälle. Dennoch: Analysten sollten verantwortungsbewusst mit ihren Prognosen umgehen.

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