Kurseinbruch bei Kryptowährungen Bitcoin: Das Gegenteil von einem sicheren Hafen

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Hat das Coronavirus die Lieferkette der Bitcoin-Wirtschaft getroffen?

Ein weiterer Grund für die Schwäche der Kryptowerte: Das Coronavirus könnte die Lieferkette der Bitcoin-Wirtschaft getroffen haben. Die spezialisierte Hardware, mit der die Rechenzentren des Bitcoin-Netzwerks in aller Welt ausgestattet werden, kommt aus China. Die Geräte halten oft nur ein gutes Jahr. Unter Dauerlast in den Bitcoin-Minen müssen sie zudem ständig gewartet werden. Fehlt den Minern nun der Nachschub an Spezialrechnern aus Asien, könnte das zum Problem werden.

Sie müssen ihre veralteten Geräte länger nutzen. Deren Einsatz lohnt sich aber nur mit besonders günstigem Strom und bis zu einem bestimmten Kurs der Bitcoins.

Fällt der Preis wie in den vergangenen Tagen zu schnell, könnten Miner gezwungen sein, vom Netz zu gehen und ihre Bitcoin-Bestände zu verkaufen, um Kosten zu decken. In den nächsten Wochen könnte diese Entwicklung den Kurs zusätzlich unter Druck bringen.

Die Rechenleistung des Bitcoin-Netzwerkes erreichte zwar im März ein neues Rekordniveau. In den vergangenen Tagen sackte sie allerdings etwas ab. „Am Donnerstag konnten wir zwischenzeitlich einen starken Einbruch der Hashrate beobachten. Solch ein Einbruch ist für den Fall eines starken Kursverfall des Bitcoins erwartbar“, sagt Analyst Huber. „Miner, die zuvor mit alter Hardware profitabel waren, musste ihre Geräte abschalten.“

Ob Lieferprobleme aus Asien noch zu weiteren Problemen im Miningnetz des Bitcoins führen, sei nicht abzusehen, aber eher unwahrscheinlich, schätzt Huber. „Chinas weitreichende Maßnahmen, um die Verbreitung des Virus zu stoppen scheinen zu wirken. Selbst Hotspots wie Wuhan scheinen sich langsam zu erholen.“

Der dramatische Kurseinbruch ist ein Schock für Kryptoinvestoren. Das Jahr 2020 sollte eigentlich ein Kurstreiber für Bitcoin werden. Im Mai steht eine Halbierung bei der Belohnung an, die Miner für ihre Arbeit im Bitcoin-Netzwerk erhalten. Statt 12,5 Bitcoins, wie aktuell, erhalten sie in rund 60 Tagen nur noch 6,25 Bitcoins. Theoretisch müsste eine solche Halbierung bei gleichbleibenden Kosten für die Miner den Kurs in die Höhe treiben. Bei den bisherigen Halbierungen war dieser Trend mittelfristig zu beobachten. Davon ist nun nichts mehr zu erkennen.

Doch alle Hoffnung sollten Anleger nicht aufgeben. Denn möglicherweise können nun wieder Bitcoin-Anhänger statt Spekulanten den Kurs treiben. Die Finanzkrise zeigt schließlich erneut, wie abhängig die Märkte von den Notenbanken sind. Der Bitcoin wurde ja gerade als Reaktion auf die weltweite Finanzkrise im Jahr 2007 ins Leben gerufen und sollte ein Zahlungssystem etablieren, das ohne Banken funktioniert.

Investoren, die inmitten der Verkaufspanik an den Börsen weiter an die langfristige Vision des Bitcoins als alternative und dezentrale Währung glauben, könnten dem Ausverkauf ein Ende setzen und ihre Positionen aufstocken. Schließlich lag der Kurs des Bitcoins zuletzt vor einem Jahr auf einem so tiefen Niveau wie jetzt.

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