Kuveyt Türk Bank Wie eine Koran-konforme Bank funktioniert

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Zinslose Bankgewinne

Doch wie kommt der Sparer zu einer Rendite und die Bank zu Überschüssen, wenn Zinsen keine Rolle spielen? Der Generalbevollmächtigte der Bank mit 70 Mitarbeitern, Ugurlu Soylu, betont: „Wir haben ein unverkrampftes Verhältnis zum Profit.“

Allerdings wirtschafte eine islamische Bank nicht mit virtuellen Anlagemöglichkeiten: „Jede unserer Transaktionen basiert auf dem Kauf eines realen Gutes, etwa eines Autos oder eines Hauses. Wir haben ein engeres Geschäftsfeld als konventionelle Banken, aber ein breiteres als die bisher in Deutschland aktiven ethischen Banken.“

Für das "islamic banking" gibt es daher eine Reihe speziell entwickelter Anlageinstrumente, die trotz religiöser Beschränkungen den Sparern eine Rendite ermöglichen.

Islam-konforme Finanzinstrumente

Die Kreditvergabe erfolgt aus den Einlagen der Sparer. Der einzelne Sparer wird dafür an der durchschnittlichen Rendite aller Kreditgeschäfte beteiligt. Die Bankkunden werden damit zu Teilhabern der Bank, weshalb islamische Banken in der Türkei auch Beteiligungsbanken genannt werden.

Weisheit der religiösen Vorgaben

Im Unterschied zu konventionellen Häusern ginge es nicht um Zinsen, die an die konkrete Einlage des Sparers gekoppelt sind, sondern um einen Anteil an den Handels- und Beteiligungsgewinnen der Bank. Durch den zwischengeschalteten Einlagenpool würden die Risiken gleichmäßiger verteilt und Totalausfälle ausgeschlossen, erklärt Soylu. Das sei die Weisheit der religiösen Vorgaben. Der Stuttgarter Experte Hans-Peter Burghof sieht das „islamic banking“ vor allem im Kontrast zu börsennotierten US-Banken: „Der Gemeinschaftsgedanke steht dabei im Vordergrund.“

Auch aus Sicht von Matthias Casper vom Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Universität Münster haben solche mehrstufigen Kaufverträge den Charakter eines westlichen Darlehensgeschäfts. Allerdings wirkt sich nach Überzeugung von Soylu ein solches Banking volkswirtschaftlich positiv aus: „Das stärkt die Realwirtschaft.“

Auch Rechtswissenschaftler Casper sieht beim „islamic banking“ das Risiko einer Spekulationsblase geringer als beim westlichen Banking. „Aber dass es gar keine Blasenbildung gibt, hat der Fall Dubai widerlegt“, sagt er mit Blick auf die Überhitzung der Immobilienpreise in dem Wüstenemirat. Ebenso wie Casper bringt Burghof dem Konzept Sympathie entgegen: „Das macht das Bankensystem vielfältiger und reicher.“

Über die Einhaltung der Scharia bei Transaktionen und Produkten wacht bei der KT Bank ein Ethikrat, dem Menschen mit islamwissenschaftlicher und wirtschaftlicher Qualifikation angehören. Anders als andere ethische Banken hat die KT Bank aber keine Positivliste wie etwa die Umweltbank.

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